Wie ein Feldlager durch Spezialpioniere entsteht
Wie ein Feldlager durch Spezialpioniere entsteht
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 3 MIN
Geht die Bundeswehr in einen neuen Einsatz, gehören die Spezialpioniere zu den Ersten im Einsatzland. Sie schaffen die notwendige Infrastruktur, sodass die Soldatinnen und Soldaten ihre Aufträge aus einem sicheren Feldlager durchführen können. Die Spezialpioniere bleiben so lange im Einsatz, bis die Einsatzwehrverwaltungsstelle ihre Aufgaben übernimmt. Bis dahin ist es ein ebenso abwechslungsreicher wie fordernder Weg.
Mit dem Bundestagsbeschluss zur Ausweitung des MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Mandates im Januar 2016 musste für das deutsche Einsatzkontingent ein Feldlager aufgebaut werden. Das Camp Castor wurde von der niederländischen Armee übernommen und für den Einsatz der deutschen Soldatinnen und Soldaten angepasst. Für diese Aufgabe sind die Spezialpioniere in Mali seit dem ersten Einsatzkontingent im Einsatz. Anfänglich waren es bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten mitsamt ihren schweren Geräten. Heute kümmert sich ein Pionierzug mit 28 Fachleuten und Pioniermaschinenführern in Gao um die vielen verschiedenen Aufgaben.
Die ersten Schritte auf dem Weg zum Feldlager
Wie entsteht ein Feldlager? Zunächst muss ein geeigneter Platz für den Aufbau gefunden werden, danach wird die Fläche vorbereitet. Zu diesem Zweck rücken die Spezialisten der Kampfmittelabwehr an und befreien die auserkorene Fläche von Kampfmitteln – beispielsweise alten nicht explodierten Mörsergeschossen. Danach rücken die Pioniermaschinenkräfte mit ihren Baggern, Raupen und Kippern an. Zum Erschließen einer Baufläche gehört das Begradigen – das Gestrüpp muss weichen, die nicht tragfähige Sandschicht entfernt werden. Dies ist in Mali etwas einfacher als in Deutschland, da tief verwurzelte Pflanzen hier kaum zu finden sind und der lockere Boden gut abgetragen werden kann.
Auf festem Grund gebaut
Unter dem lockeren Boden kommt die tragfähige Schicht aus Sand und Gestein, der Lateritboden, zum Vorschein. Dieser wird in der Höhe angeglichen und aufgefüllt. Aus dem Laterit wird – in Kombination mit Wasser und Verdichtung – mithilfe der Baumaschinen ein natürliches, äußerst tragfähiges Fundament. Die Fläche wird eingezäunt und weitere bauliche Absicherungsmaßnahmen wie Wachtürme oder Schanzkörbe, sogenannte Hesco-Walls, können errichtet werden. Die Objektschutzkompanie sichert die Pioniere permanent während der Arbeit.
Je nach Art der zukünftigen Nutzung finden weitere Arbeiten statt, grundsätzlich könnten die Pioniere auf einer derart vorbereiteten Fläche ein komplett neues Feldlager bauen – oder wie im Fall des Camps Castor ein bestehendes erweitern.
Die Zeltstadt entsteht zuerst
Beim Bau eines neuen Feldlagers hätten die Spezialpioniere nun alle Hände voll zu tun. Sie müssten eine komplett neue Infrastruktur mit allen Funktionalitäten für den Einsatz von Soldatinnen und Soldaten schaffen. Angefangen von Strom- und Wasserleitungen über Straßen bis hin zum Bau einer autarken Zeltstadt mit Unterkunfts-, Verpflegungs- und Arbeitsbereichen sowie sanitären Einrichtungen.
Grundsätzlich sind dafür fünf Fachgewerke notwendig und im Einsatz abgebildet, genau wie beim Erschließen eines Baugebietes in Deutschland. Die Pioniermaschinenführer machen zusammen mit den Experten für die Stromerzeugung den Anfang, im Anschluss sorgen die Elektriker für Strom und die „Klimas“ für das richtige Klima in den Zelten. Die Anlagenmechaniker kümmern sich um weitere Installationen wie jene der Sanitäranlagen. Nicht zu vergessen sind großzügige Sickergräben in der Wüste, denn in der Regenzeit müssen immense Wassermengen abgeführt werden.
Der Wandel zur Einsatzliegenschaft
Beim weiteren Ausbau zur Einsatzliegenschaft werden die temporären Zeltkomponenten durch feste Infrastruktur, zumeist Container, ersetzt. Die Einsatzwehrverwaltungsstelle übernimmt schrittweise die Verantwortung und zivile Vertragsnehmer die Arbeiten. Die Zelte und die Anfangsbauten verschwinden zusehends von der Bildfläche, genauso die Spezialisten der Pioniere.
Zu diesem Zeitpunkt braucht es immer weniger Kameradinnen und Kameraden zum Warten der verbliebenen bundeswehreigenen Klimaanlagen, Stromerzeugungsaggregate und Elektronik. Mechaniker und Baumaschinenführer sind aber weiterhin im Einsatz: Das Motto lautet jetzt „Rückbau statt Aufbau“. Wiederverwendbares Material wird nach Deutschland gebracht, dort aufbereitet und für neue Einsätze instand gesetzt.
Mit ihren Mitteln und Möglichkeiten sind die Spezialpioniere im laufenden Betrieb des Feldlagers weiterhin gefragte Kräfte. Wann immer es schnell gehen muss, stehen sie mit ihren Pioniermaschinen, ihrem Know-how und ihrem Improvisationstalent zur Verfügung: Straßen werden instand gehalten, kleinere Handwerkerarbeiten ausgeführt. „Wie bei einem Schweizer Taschenmesser reihen sie sich als Tool ins Repertoire meiner Unterstützungskompanie als feste Größe ein“, sagt der Kompaniechef stolz mit Blick auf die Spezialpioniere. Er bekräftigt: „Sie leisten echte Pionierarbeit!“