Computertomographie erweitert Fähigkeiten in Mali
Computertomographie erweitert Fähigkeiten in Mali
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Bundeswehr betreibt im Camp Castor eine sogenannte Role 1+, eine Sanitätseinrichtung zur allgemeinen und notfallmedizinischen Erstversorgung von Verwundeten durch medizinisches Fachpersonal. Ein neuer CT erweitert jetzt die Diagnose- und Therapiefähigkeiten des Sanitätspersonals vor Ort.
Konzentriert schaut Oberfeldarzt Dr. Benjamin B. auf ein Kreuz aus roten Lasern, das sich langsam über die Stirn eines Soldaten bewegt. Noch ein paar Zentimeter lässt er die Liege mit dem Soldaten weiter in das kreisrunde Loch des neuen CT-Gerätes fahren, dann passt alles. B. nickt dem Soldaten zu: „Jetzt bitte nicht mehr bewegen, es geht gleich los.“ Nur ein paar Schritte sind es bis in den kleinen Nebenraum, im dem schon Hauptfeldwebel Sascha H. sitzt. Nachdem die Tür geschlossen ist, drückt der Unteroffizier auf einen Knopf. Am Gerät leuchtet eine Lampe, leises Summen signalisiert, dass die Maschine mit der Untersuchung beginnt.
Der hellgraue Computertomograph in einem ausfahrbaren Container ist die neueste Errungenschaft der Role 1+ im Camp Castor. Knapp 23 Quadratmeter Grundfläche hat der vollklimatisierte Raum mit den weißen fensterlosen Wänden in denen das mannshohe Gerät steht. Ein erster Blick lässt nicht erahnen, dass das CT nicht in einem zivilen Krankenhaus steht, sondern in einem Container im Einsatz in Mali.
Diagnostik wie in Deutschland
Wenn Oberfeldarzt B. über das neue Gerät spricht, schwingt Begeisterung in seiner Stimme mit: „So ein System haben selbst in Deutschland nur wenige Kliniken. Es erlaubt uns ein hochprofessionelles radiologisches Arbeiten.“ Ein CT ist vereinfacht gesagt ein Röntgengerät mit Computer. Röntgensignale und deren Verhalten bei unterschiedlichem Gewebe werden durch einen Computer ausgewertet und zu digitalen Schnittbildern umgewandelt. „Wir können mit unserem CT eine Schnittbilddiagnostik für den gesamten Körper in unter 10 Sekunden anfertigen“, erklärt B., „Und gleichzeitig setzen wir die Patienten nur einer sehr geringen Dosis an Röntgenstrahlen aus.“
Neben Frakturen, Blutungen oder Gefäßverletzungen ist das Gerät in der Lage, beispielsweise auch Entzündungen in Organen wie der Lunge darzustellen. Für den 35-jährigen Facharzt für Radiologie kommt ein entscheidender Vorteil dazu: „Durch die Präzision des Geräts können wir auch millimetergroße Fragmente erkennen, wie sie bei Sprengverletzungen oftmals vorkommen.“
Fachexpertise nur gemeinsam
Drei Soldaten umfasst das Radiologieteam im Camp Castor. Oberfeldarzt B. verfügt über eine fünfjährige Facharztausbildung zum Radiologen, Hauptfeldwebel H. über eine dreijährige Ausbildung zum Medizinisch-technischen Radiologieassistenten. Hinzu kommt eine zweimonatige Einweisung in den CT am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, wo ein baugleiches System im Einsatz ist. „Ein moderner CT erfordert viel Wissen und Erfahrung“, sagt Radiologe B., „speziell wenn es darum geht Kontrastmittel für spezielle Untersuchungen und Geräteeinstellungen abzustimmen.“ Für besonders schwierige Fälle steht dem Team zusätzlich eine telemedizinische Anbindung an das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz zur Verfügung. Über eine gesicherte Breitbandverbindung überträgt das System die Daten aus dem CT nach Deutschland. „Ich kann dann gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen auf die Bilder schauen und eine Diagnose erstellen“, sagt B.
Um zu einer bestmöglichen Diagnose zu kommen, arbeiten B. und seine Soldaten daher Hand in Hand und in enger Abstimmung mit den anderen Fachabteilungen der Role 1+ wie Anästhesie oder Chirurgie. „Nur gemeinsam, oder wie wir es nennen interdisziplinär, können wir eine Diagnose stellen und darauf aufbauend eine Therapie einleiten.“