Die Abschirmer

Gefahrenabwehr im Verborgenen

Gefahrenabwehr im Verborgenen

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
3 MIN

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In den Einsätzen der Bundeswehr sind Soldatinnen und Soldaten ein potenzielles Ziel sicherheitsgefährdender Kräfte. Ausspähversuche, Desinformationskampagnen und das Abgreifen privater und dienstlicher Informationen sind eine ständige Gefahr im Einsatz. Mit Maßnahmen der Absicherung und Abschirmung begegnet die Bundeswehr diesen Gefahren.

Drei Soldaten sitzen unter einer roten Lampe, im Vordergrund hängt eine Jacke mit einem MAD-Aufnäher auf einem Geländewagen.

Im Einsatz übernimmt der Militärische Abschirmdienst (MADMilitärischer Abschirmdienst) eine wichtige Aufgabe für die Sicherheit des Kontingents

Bundeswehr/Julia Dahlmann

Dunkelheit liegt über dem Camp Castor im malischen Gao. In einem kleinen abgetrennten Bereich sitzen Leutnant Ulrich und Major Sascha an einem groben Holztisch. Über ihnen flattert eine Fahne der Stadt Köln im abendlichen Wind, leise schlägt der Stoff immer wieder gegen den Flaggenmast. Im Licht einer roten Neonröhre besprechen die beiden ihren Auftrag für den nächsten Tag. Wer zu Ulrich und Sascha möchte, muss zunächst am Eingangstor mit Gegensprechanlage klingeln. Viele Gäste haben die beiden nicht, auch wenn sie bekräftigen, für Sicherheitsprobleme der Soldatinnen und Soldaten immer ein offenes Ohr zu haben. Der Leutnant und der Major gehören zum Militärischen Abschirmdienst, sie sind beim deutschen Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali eingesetzt und heißen deswegen weder Sascha noch Ulrich. Ihr Auftrag: die Einsatzabschirmung. 

„Einsatzabschirmung bedeutet vereinfacht gesagt, dass wir Schutzmaßnahmen für die Soldatinnen und Soldaten hier in Mali planen und veranlassen“, erklärt Major Sascha. „Wir verschaffen uns dazu ein Lagebild der Situation vor Ort, um mögliche Gefährdungssituationen vorhersagen zu können und dann entsprechend präventiv zu handeln.“ Auch wenn der Begriff „Gefährdungssituationen“ erstmal abstrakt klingt, haben solche Situationen doch ganz konkrete Auswirkungen auf die Angehörigen des Kontingents. So gibt es Angriffe auf private Mobiltelefone, weil Soldatinnen oder Soldaten aus Versehen den Flugmodus deaktiviert haben und sich ihr Handy in das lokale malische Handynetz einloggt. „Aber auch gezielte Angriffe in sozialen Netzwerken wie beispielsweise Phishing oder Social Engineering können die Sicherheit der Kameradinnen und Kameraden gefährden“, ergänzt Leutnant Ulrich. 

Der Auftrag der MADMilitärischer Abschirmdienst-Stelle im Einsatz

Füße von Soldaten in Wüstentarnuniform stehen auf sandigem Boden Füßen in zivilem Schuhwerk gegenüber

Die Angehörigen der MADMilitärischer Abschirmdienst-Stelle im Einsatz führen regelmäßige Gespräche mit wichtigen Personen im Umkreis des Camps

Bundeswehr/Julia Dahlmann

Neben der Sensibilisierung der Kontingentangehörigen für mögliche Gefahren hat die MADMilitärischer Abschirmdienst-Stelle im Einsatz ganz konkrete Aufträge, um die Sicherheit der Kontingentangehörigen zu erhöhen. Zum einen überprüft das Team zivile Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Camp arbeiten wollen. Zum anderen kümmern sie sich um die Informationsbeschaffung zur direkten und präventiven Gefahrenabwehr. Ulrich und Sascha haben dazu ein Netzwerk aus Ansprechpartnern rund um das Camp. „Gefahrenabwehr heißt, immer am Ball bleiben zu müssen“, erklärt Sascha. Daher besuchen die beiden regelmäßig ihre Kontakte und führen Gespräche, um mögliche Gefahren für das Kontingent zu identifizieren. Und nicht zuletzt gehört auch die Spionageabwehr zu ihren Aufgaben, also beispielsweise Ermittlungen bei seltsamen Anrufen oder SMSShort Message Service – „Telefonanomalien“, wie es die beiden nennen.

„Der MADMilitärischer Abschirmdienst ist Sicherheitsdienstleister für die Bundeswehr“, sagt Sascha, „und wir sind hier als MADMilitärischer Abschirmdienst-Stelle in erster Linie für das Kontingent da.“ Neben eigenen Informationen über die Lage vor Ort stützt sich das Team auf Erkenntnisse, die das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst in Köln zur Verfügung stellt. In allen Einsätzen der Bundeswehr und sogar bei der Very High Readiness Joint Task Force unterstützen die nachrichtendienstlichen Fachleute und stellen somit ein umfassendes Lagebild über die Bedrohung deutscher Soldatinnen und Soldatinnen zusammen.

Mitdenken für die Sicherheit erwünscht

Zwei Soldaten sitzen in rotem Licht, vor ihnen liegt ein angeschaltetes Mobiltelefon.

Angehörige des Einsatzkontingents können sich bei Sicherheitsbedenken jederzeit an die Mitarbeitenden des MADMilitärischer Abschirmdienst wenden

Bundeswehr/Julia Dahlmann

Einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der deutschen Soldatinnen und Soldaten im Einsatz können diese selbst leisten. „Jede und jeder ist für die Sicherheit aller hier mitverantwortlich“, erklärt Leutnant Ulrich. „Wachsamkeit, Umsicht, Mitdenken – darauf kommt es an.“ Um die Angehörigen des Kontingents zu sensibilisieren, trägt Ulrich auch bei den IN-Briefings vor, bei denen Neuankömmlinge im Kontingent zu Beginn ihres Einsatzes über die Besonderheiten des Einsatzes und des Lagerlebens informiert werden. Hier wird auch klar, dass die Arbeitsweisen des MADMilitärischer Abschirmdienst zwar geheim sind, die MADMilitärischer Abschirmdienst-Stelle vor Ort aber jederzeit für Fragen und bei Problemen zur Verfügung steht. 

„Bei vielen Soldatinnen und Soldaten gilt die Devise: Es wird schon gut gehen!“, sagt Ulrich, „dieser falschen Annahme müssen wir Fakten entgegensetzen.“ Aus eigener Erfahrung wissen die beiden, dass Soldatinnen und Soldaten immer wieder über soziale Netzwerke angesprochen werden. „Es wird dann beispielsweise versucht, Zweifel am Mandat der Bundeswehr oder am eigenen militärischen Auftrag zu säen“, berichtet Sascha. Mit Aufklärung und Sensibilisierung versuchen er und Ulrich, derartigen Versuchen vorzubeugen – und so zur Sicherheit aller Kontingentangehörigen beizutragen.

von Claas Gärtner

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