Trainieren für den Ernstfall in Mali
Trainieren für den Ernstfall in Mali
- Datum:
- Ort:
- Bamako
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ende Oktober begann die Übungsreihe „Bloody Gecko“ am Koulikoro Training Centre (KTCKoulikoro Training Center). Dabei trainieren multinationale Teilnehmer der Europäischen Trainingsmission Mali (EUTMEuropean Union Training Mission Mali) gemeinsam.
Kenntnisse unter Beweis stellen
Ziel der Übung: Die vollständige Rettungskette und die sanitätsdienstliche Versorgung Verwundeter trainieren. Die Ersthelfer der teilnehmenden Nationen sollen ihre vorhandenen Kenntnisse unter Beweis stellen. Beteiligt sind die mobilen Rettungskräfte, die multinationale Schutztruppe, das deutsche Rettungszentrum sowie zusätzliche Akteure, darunter auch ein spanisches Bergeteam zur technischen Rettung und ein Hubschrauber.
Unfall auf dem Weg zur Schießbahn
Zwei Fahrzeuge mit jeweils vier Trainern fahren vom KTCKoulikoro Training Center zur 15 Minuten entfernten Schießbahn. Auf dem Weg verunglückt das erste Fahrzeug. Die Besatzung des zweiten Fahrzeuges reagiert sofort. Der taktische Führer lässt die Unfallstelle von zwei Kameraden sichern. Er verschafft sich zunächst einen Überblick, während ein anderer Soldat bereits Erste Hilfe leistet. Es gibt drei schwer und einen leicht Verletzten.
Die Schwerverletzten werden einer erweiterten sanitätsdienstlichen Versorgung zugeführt. Nachdem die Meldung des taktischen Führers eingegangen ist, beschließt das Tactical Operation Centre in Koulikoro den ersten Beweglichen Arzttrupp, ein sogenanntes Mobile Emergency Physician Team, mit einem spanischen Schutztrupp zum Unfallort zu schicken. Die ebenfalls alarmierten deutschen Sanitäter treffen nach 20 Minuten an der Unfallstelle ein. Sofort kümmert sich Oberstabsarzt S. um die Verletzten.
Unterstützung wird nötig
Schnell wird klar, es werden erheblich mehr Kräfte benötigt. Ein Patient muss so schnell wie möglich zur chirurgischen Versorgung ins deutsche Rettungszentrum nach Koulikoro. Trotz der kurzen Distanz wird ein Hubschrauber zur Luftrettung angefordert. Das Team der Forward Air MedEvacMedical Evacuation verfügt über jahrelange Erfahrung im Einsatz. Ein Arzt ist mit an Bord. Mehrere schwerstverletzte Patienten können gleichzeitig transportiert werden.
Währenddessen treffen das spanische Team zur technischen Rettung, weitere Kräfte der Schutztruppe und Oberstabsarzt M. mit ihrem Team am Unfallort ein. Der leitende Notarzt vor Ort informiert die sanitätsdienstlichen Kräfte über die Lage und teilt weitere Aufgaben zu.
M. übernimmt die Versorgung. Sie nimmt einen kleinen lebensrettenden chirurgischen Eingriff vor, damit einer der Verletzten sicher transportiert werden kann. Diese Behandlung hat sie bisher nur in einem Bundeswehrkrankenhaus durchgeführt. Trotz des schwierigen Umfelds gelingt alles. Einen Patienten mit schwerer innerer Blutung kann sie stabilisieren. Das spanische Bergeteam befreit den eingeklemmten Fahrer wirbelsäulenschonend. Jetzt erhält er schmerzlindernde Medikamente.
Flexible Wahl der Mittel
Dann kommt die Nachricht: Der Hubschrauber braucht länger als geplant. Aufgrund des kritischen Zustands eines Verletzten müssen die Helfer nun schnell handeln Oberstabsarzt S. entscheidet sich für einen Transport auf der Straße. Während der erste Patient auf dem Weg ins KTCKoulikoro Training Center ist, bleibt S. mit seinem Team vor Ort und kümmert sich weiter um die verbliebenen Unfallopfer.
Schließlich landet auch der Hubschrauber 200 Meter vom Unfallort entfernt. Die Helfer tragen nun die Patienten zum Hubschrauber. Unter den klimatischen Bedingungen Malis mit über 35°C im Dezember eine körperlich herausfordernde Aufgabe. Unter den laufenden Rotoren werden die Patienten an das medizinische Team übergeben. Die Flugzeit nach Koulikoro beträgt weniger als fünf Minuten.
Zufrieden mit dem Ergebnis
Nachdem alle Patienten im deutschen Rettungszentrum eingetroffen sind, können sie auf dem Niveau eines deutschen Kreiskrankenhauses behandelt werden.
Die Übung endet an diesem Punkt der Rettungskette. Die realitätsnahe Simulation aller Maßnahmen hat gezeigt, dass sich Training, Vorbereitung und Aufwand ausgezahlt haben. Trotz der Belastung gehen die Beteiligten mit dem guten Gefühl aus der Übung, einer solchen Situation im Ernstfall gewachsen zu sein. Jetzt gilt es, Ausbildung und Training in der multinationalen Zusammenarbeit zu etablieren.
Kontakt für die Presse
-
Bundeswehr/Janin Tietz
Oberstleutnant Christian Schneider
Sprecher für die Einsätze der Bundeswehr im Internationalen Krisenmanagement