Die Spezialkräfte der Luftwaffe im Einsatz in Niger
Die Spezialkräfte der Luftwaffe im Einsatz in Niger
- Datum:
- Ort:
- Tillia
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Spezialkräfte der Luftwaffe der 4. Staffel des Hubschraubergeschwaders 64 (4./HSGHubschraubergeschwader 64) stellen zusammen mit weiteren Kräften des HSGHubschraubergeschwader 64 Fähigkeiten zur Luftunterstützung für die JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle bereit. Sie können zur Nachversorgung eingesetzt werden, aber auch im Ernstfall Feuerunterstützung geben sowie Verwundete und Verletzte abtransportieren.
Der Vorhang öffnet sich bei Sonnenaufgang: Meterhohe gelbe Zeltbahnen werden nach links und rechts zur Seite geschoben. Ein weißer Pickup zieht mittels Schleppstange langsam die dunkelgrauen Spezialkräftehelikopter H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces (Light Utiltiy Helicopter Special Operations Forces) über den braunen Wüstenboden. Ein Tankwagen rollt heran, pumpt Treibstoff in die Tanks. Mit einem Surren laufen die Rotoren der H145M an, drehen immer schneller, um bald wieder auszulaufen. Fertig! Die Maschinen sind überprüft und jederzeit startbereit.
„Sobald deutsche Kräfte der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle mit den nigrischen Kameraden unterwegs sind, stehen wir mit kurzer Reaktionszeit bereit“, erläutert der Führer der Special Operations Air Task Unit (SOATU), Major Thomas. Hauptauftrag der Männer und Frauen mit ihren drei Hubschraubern sei die Luftunterstützung in Notlagen. Das könne vom schnellen Transport der Quick Reaction Force (QRF) über qualifizierten Verwundetentransport bis zur Feuerunterstützung aus der Luft reichen. Aber auch das Nachführen von Versorgungsgütern oder Ersatzteilen gehört zum Portfolio. Und wenn eine Anreise des Kommandeurs der Joint Special Operations Task Force (JSOTFJoint Special Operations Task Force) Gazelle zu einem Gespräch mit hochrangigen nigrischen Partnern auf dem Landweg nicht empfehlenswert erscheint, kümmern sich die Laupheimer Kameraden auch darum.
Viel Leistung mit wenig Personal
Bevor die Hubschrauber zu ihren Missionen abheben können, sind die Techniker gefragt. Mit routinierten Handgriffen werden die Systeme kontrolliert, Waffen und Munition bereitgemacht, die Rettungsmittel gecheckt und immer wieder alle Vorgaben überprüft. „Für uns ist entscheidend, die Helikopter jederzeit einsatzbereit zu halten“, erklärt Felix. „Unsere Hubschrauber können die Lebensversicherung der Kameradinnen und Kameraden am Boden sein. Da muss alles funktionieren.“ Felix ist einer der Techniker der SOATU. Dass unter den wüstenähnlichen, technikfeindlichen Klimabedingungen mit so wenig Unterstützungspersonal überhaupt geflogen werden kann, scheint erstaunlich. Major Thomas erklärt dies einerseits mit der hohen Professionalität und dem persönlichen Engagement seines Personals sowie anderseits mit der hohen Zuverlässigkeit des ursprünglich für den zivilen Markt entwickelten Fluggeräts. „Unsere Einheit hier ist direkt auf den Einsatz zugeschnitten. Absicht war es, den kleinstmöglichen Kräfteansatz zu wählen.“
Wer fliegen will, braucht Techniker
Tagsüber um die 40 Grad Celsius im Schatten, überall Staub, dazu meist deckungsfreie, weite, mit Gesteinsbrocken übersäte Landschaft - alles andere als perfekte Arbeitsbedingungen für Mensch und Technik. Nicht nur Luftfahrzeugbesatzungen und Hubschrauber sind diesen schwierigen Bedingungen ausgesetzt. Mit Doppelfunktionen betraut, um den Personalumfang möglichst gering zu halten, leisten alle im Team von Major Thomas Großes. „Ob als Pilot, beim Luftumschlag, in der Technik oder bei Betriebsstoff, Munition und Rettungssystemen - jeder gibt an seinem Platz über Wochen und Monate hinweg alles. Nach meiner Auffassung hat hier jeder das richtige Mindset, geht täglich ans persönliche Limit, wenn es der Auftrag fordert“, findet Major Thomas, der selbst nicht das erste Mal im Einsatz bei der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle ist.
Nahezu unverwüstlich – der LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces
Die Spezialkräftehubschrauber H145M LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces mussten sich bereits mehrfach unter anspruchsvollen Bedingungen bewähren. Bei Übungen mit den Spezialkräften der Bundeswehr in Afrika oder während der Evakuierungsoperation in Kabul, Afghanistan haben sich die wendigen Maschinen bewährt. Seit 2015 lieferte Airbus 15 Hubschrauber an die 4./HSGHubschraubergeschwader 64. Mit rund 240 km/h Geschwindigkeit bei einer maximalen Reichweite von über 600 km können je nach Ausrüstung bis zu sechs Soldaten transportiert werden. Die Bewaffnung besteht grundsätzlich aus dem Maschinengewehr MG6, einer „Minigun“ mit sehr hoher Feuerrate. Die umfangreiche Kommunikations-, Selbstschutz- und Sensorikausrüstung ist auf Einsatzbedürfnisse von Spezialkräften zugeschnitten.
Der erfahrene Pilot und Führer SOATU der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle, Major Thomas, ist mit den Hubschraubern zufrieden: „Aufgrund des breiten Auftragsportfolios und der Komplexität von Spezialkräfteoperationen gibt es für uns nicht den einen, perfekten Hubschrauber. Der LUH SOFLight Utility Helicopter – Special Operation Forces ist aufgrund seiner Flexibilität und Zuverlässigkeit allerdings ein guter Kompromiss.“