Interview: Als Interkultureller Einsatzberater bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali
Interview: Als Interkultureller Einsatzberater bei EUTMEuropean Union Training Mission Mali
- Datum:
- Ort:
- Koulikoro
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Im Dienst in Deutschland eher weniger bekannt, im Einsatz eine wichtige Säule des Kontingents und direkt dem Kommandeur unterstellt: Interkulturelle Einsatzberater, kurz IEBInterkultureller Einsatzberater. Einer von ihnen ist Hauptmann Marco L. Derzeit ist er eingesetzt als IEBInterkultureller Einsatzberater bei der EUTMEuropean Union Training Mission in Mali. Über seinen Auftrag, seine Motivation und über seine Erfahrungen mit der malischen Kultur spricht er im Interview.
5 Fragen an Hauptmann Marco L.*
Herr Hauptmann, die grundlegende Frage gleich zu Beginn: Was macht ein Interkultureller Einsatzberater, was sind dessen Aufgaben?
Die Interkulturelle Einsatzberatung ist eine Art Brücke zwischen den Kulturen: man fungiert als Vermittler zwischen der Bevölkerung und dem deutschen Kontingent. Dafür halte ich Kontakt zu ganz unterschiedlichen Vertretern innerhalb der malischen Gesellschaft. Das können Repräsentanten von religiösen Vereinigungen, oder der Chef eines Dorfes sein. Allgemein kann man von Multiplikatoren sprechen, also Menschen, die Ansehen in der Gesellschaft genießen. Ziel dieses Ansatzes ist es, ein tieferes Verständnis für die kulturellen Besonderheiten der sehr heterogenen Gesellschaft zu bekommen und zu verstehen wie wir als deutsches Kontingent wahrgenommen werden. Auf der Basis dieses Wissens können wir die Kontingentführung beraten und helfen die täglichen Ergebnisse aus einer malischen Perspektive zu erklären.
Weiterhin können wir die deutschen Soldatinnen und Soldaten, die einen täglichen Umgang mit Maliern pflegen unterstützen und sie beraten, mit dem Ziel durch Verständnis für die malische Kultur Konfliktpotenzial zu reduzieren.
Um diesen Auftrag fachgerecht durchführen zu können, bedarf es sicherlich einer Menge an Fachexpertise. Was muss man können, um IEBInterkultureller Einsatzberater zu werden? Gibt es spezielle Vorbereitungskurse?
Da wir hier mit vielen unterschiedlichen Ethnien und religiösen Würdenträgern und sonstigen wichtigen Gruppen das Gespräch suchen, ist es natürlich wichtig zu wissen, welche unterschiedlichen Gruppierungen im Einsatzland und welche Konfliktlinien es zwischen diesen gibt. Kulturverständnis für das jeweilige Land ist daher die grundlegendste Voraussetzung. Viele Interkulturelle Einsatzberater kommen aus dem Zivilen. Es gibt viele Quereinsteiger, die als Schlüsselkompetenz zum Beispiel ein Studium der Islamwissenschaften oder Religionswissenschaften mitbringen und dann auch wissen, welche alltäglichen Regelungen es im Leben eines Moslems gibt. Auch ein gewisses Maß an Kulturkompetenz, durch beispielsweise frühere Auslandsreisen, ist sicherlich wichtig. Die Kontakte zur Bundeswehr können vielfältig entstehen, beispielsweise durch vorherige Engagements bei Entwicklungsbanken oder Nichtregierungsorganisationen (NGOsNon-governmental organization).
Bei mir entstand der Kontakt zum Zeitpunkt meiner Masterarbeit, für die ich zu Recherchezwecken mit einem Karrierecenter gearbeitet habe, die gleich erkannt haben, dass mein Profil zum IEBInterkultureller Einsatzberater passt und die direkt den weiteren Vorgang eingeleitet haben. Wenn dann alles passt, wird man zum Verwendungslehrgang eingeladen. Hat man diesen bestanden, folgt noch die militärische Einsatzvorbereitung.
*Name zum Schutz des Soldaten geändert.