Schnelle und moderne Luftrettung bei EUTMEuropean Union Training Mission
Schnelle und moderne Luftrettung bei EUTMEuropean Union Training Mission
- Datum:
- Ort:
- Koulikoro
- Lesedauer:
- 4 MIN
Manchmal muss alles ganz schnell gehen. Es gibt Situationen, die Geschwindigkeit und Präzision verlangen. Die Rettung von verwundeten oder verletzten Kameradinnen und Kameraden durch den Hubschrauber ist ein solches Szenario. Die Hubschrauber bei EUTMEuropean Union Training Mission in Mali werden aktuell durch die südafrikanische Firma Starlite gestellt. Der „Starliteexpress“ besteht aus einem Super Puma, einer fliegenden Intensivstation. Ein Tag lang wurde das perfekte Zusammenspiel zwischen Kräften der Bundeswehr und den fliegenden Ärzten geübt.
Niemand bleibt zurück
Am frühen Morgen in Koulikoro auf dem großen Antreteplatz. Keine Wolke am Himmel, das Thermometer zeigt bereits über 40 Grad Celsius an. Das kleine Team von Bundeswehrsoldaten überprüft die persönliche Ausrüstung, die bevorstehende Übung ist auch für die Jungs keine Routine. Plötzlich schwebt ein wahrer Koloss über den Baumwipfeln. Staub, Laub und kleine Äste werden durch die Luft geschleudert. So schnell, wie das Inferno auftrat, ist es vorbei. Der Pilot hat die Rotorblätter zum Stehen und den Motor zum Schweigen gebracht. Die südafrikanische Crew begrüßt die Soldaten: „You folks wanna do some air rescue training today, right?“
Bei der heutigen Übung geht es um mehr als Abstimmung und Präzision. Es geht auch darum zu wissen: „Wir lassen niemanden zurück.“ Dieses Wissen, im Notfall Hilfe zu bekommen, ist für die Soldatinnen und Soldaten in teilweise lebensgefährlichen Krisenregionen ein existenzielles Gefühl. Für diese Hilfe braucht es eine Menge Wissen: Wie nähert man sich einem Hubschrauber an, wie entfernt man sich und was darf man überhaupt anfassen? Zunächst wird unter Idealbedingungen in der Kaserne geübt. Der Schweiß tropft den mit schusssicheren Westen, Waffen und Munition ausgestatteten Jungs von der Stirn. Einer nimmt auf der Liege Platz und wird von den anderen zum Hubschrauber getragen. Jeder Fußtritt, jeder Handgriff wird explizit erklärt. Der Fliegerarzt und sein Rettungssanitäter sind zufrieden. Jetzt kann es losgehen: Weg von den „Laborbedingungen“ auf dem Antreteplatz im Koulikoro Training Center und hinein in das malische Hinterland.
Das Timing ist entscheidend
Ein Teil der Truppe ist mit dem Geländefahrzeug vorausgefahren, um die kommende Übung vorzubereiten. Die Aufgabe lautet: „Aufnahme“ eines Kameraden, der evakuiert werden soll. Doch wie kann man dem Hubschrauber präzise anzeigen, wo man sich gerade aufhält? Der Pilot wartet mit seiner Maschine oftmals viele Kilometer entfernt. Zunächst einmal müssen die Bodentruppen den Standort angeben – dies kann per Funk, Mobiltelefon oder GPSGlobal Positioning System-Koordinaten geschehen. Je genauer die Bodentruppen ihren Standort übermitteln, umso reibungsloser funktioniert die Aufnahme. Aber wie präzisiert man seinen genauen Standort auf einer von Sträuchern, Bäumen und rotem Sandboden bedeckten Ebene?
Es ist extrem wichtig zu üben, wie man die Aufmerksamkeit des Piloten auf sich lenkt – und nicht etwa die der potenziellen Gegner. Hierbei gibt es verschiedene Alternativen. Die gängigsten sind Rauch- oder Lichtzeichen, es können jedoch auch Gegenstände ausgelegt oder hochgehalten werden. Eine Rauchgranate hat den Vorteil, dass sie dem anfliegenden Hubschrauberführer sehr genau Windrichtung und Windstärke in Bodennähe anzeigen kann. Der Hubschrauber landet, sofern es möglich ist, immer entgegen der Windrichtung. Entsprechend können sich auch die Soldatinnen und Soldaten, die aufgenommen werden sollen, anhand dieser Rauchsäule orientieren.
Die Rettung naht
Die Übung spitzt sich zu: Der abzuholende Soldat hält sich gut getarnt versteckt in den Sträuchern. Der Pilot wurde mit groben Koordinaten samt Zeitfenster versorgt. Jetzt heißt es warten. Wie nervenaufreibend das Ausharren im Versteck in einer realen Situation sein muss, kann man sich anhand der Übung nur allzu gut ausmalen. Der erfahrene Offizier der Fallschirmjägertruppe liegt noch in seinem Versteck, als – zuerst kaum wahrnehmbar –Geräusche des Hubschraubers zu vernehmen sind. Jetzt gilt es, entschlossen zu handeln: Er schaut sich um, ob unmittelbar Gefahr droht, und klettert aus seinem Versteck. Der Offizier wirft einen grünnebeligen Rauchkörper in hohem Bogen auf die bereits erkundete Stelle. Sofort quillt grüner Rauch hervor.
Auch der Hubschrauberpilot muss sein Risiko bei der Landung kalkulieren. Er umkreist die potenzielle Landezone. Jetzt setzt er zielstrebig und entgegen der Windrichtung zur Landung an. Eine Staubwolke entsteht auf dem sandigen Grund und verteilte sich ringförmig um den Landeplatz. Der Soldat kniet inzwischen in einiger Entfernung und hält die Hände hinter dem Kopf. Damit signalisiert er: Von mir geht keine Gefahr aus. Angespannt wartet er auf das Team, das ihn, aus der Staubwolke kommend, aufnehmen und in Sicherheit bringen wird.
Schneller und sicherer Transport auf dem Luftweg
Alle Zahnräder haben ineinandergegriffen: die Bodentruppen und der verwundete Soldat wurden aufgenommen, der Hubschrauber ist wieder sicher in der Luft und hat den Gefahrenbereich verlassen. Um dies zu gewährleisten werden solche Szenarien bei EUTMEuropean Union Training Mission in Mali geübt, denn das enge und gute Zusammenspiel mit der Firma Starlite ist im Ernstfall lebenswichtig.