EUTMEuropean Union Training Mission Mali: Ausbildung am Truppentransporter

EUTMEuropean Union Training Mission Mali: Ausbildung am Truppentransporter

Datum:
Ort:
Bamako
Lesedauer:
3 MIN

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Mehrere gepanzerte Truppentransporter stehen nebeneinander

Ein beeindruckendes Gefährt, das in verschiedenen Ländern bereits seit 1979 im Einsatz erprobt ist, der minengeschützte, gepanzerte Truppentransporter „Casspir“

Bundeswehr / Simon Hofmann


Sieben Meter lang und fast elf Tonnen schwer, der Casspir ist beeindruckend. Die malische Armee erhält 29 Exemplare des gepanzerten Truppentransporters – die taktische Ausbildung übernehmen die Trainer von EUTMEuropean Union Training Mission.

Konzentriert beobachtet Nils Z. die malischen Soldaten. Es ist der erste Appell, bevor der Kurs beginnt. Der Hauptmann leitet den ersten Ausbildungsdurchgang am Casspir. In den nächsten vier Wochen werden er und seine 16 internationalen Trainer über 160 malische Soldaten im Umgang mit dem Fahrzeug trainieren. Das Ziel: Die Soldaten sollen sich als motorisierte Infanterieeinheit bewegen und eigenständig Operationen durchführen können.

Praxisausbildung in vier Wochen

Spanischer Soldat kniet neben malischen Soldaten, am Boden stehen Holzautos

Ein spanischer Trainer nutzt Modelle und Spielzeugfiguren, um den malischen Soldaten zu verdeutlichen, auf was es im taktischen Ablauf ankommt

Bundeswehr / Simon Hofmann

Der Radpanzer kann neben der zweiköpfigen Bordbesatzung zwölf weitere Soldaten inklusive Ausrüstung aufnehmen. Das Besondere am Casspir ist die hoch liegende Kabine: Sie reduziert zusammen mit der charakteristischen V-Form das Risiko einer Verwundung bei einer Minenexplosion. Das Fahrzeug ist in der malischen Armee völlig neu. Die ersten zehn Exemplare sind bereits eingetroffen, weitere 19 folgen.

Die Besonderheit in der Ausbildung ist, dass wir keine Erfahrungswerte oder bestehende Vorschriften haben“, sagt Nils Z., „wir bemühen uns um eine praxisnahe Lösung.“ Die Fahrer und Mechaniker haben durch eine südafrikanische Firma eine Vorausbildung, alles Weitere übernimmt EUTMEuropean Union Training Mission. Der vierwöchige Kurs beginnt mit dem Kennenlernen des Fahrzeugs, gefolgt von technischen Grundsätzen wie Bergen und Reifenwechsel. Danach gehts weiter mit dem richtigen Auf- und Absitzen, Erste Hilfe, Sprengfallen- und Konvoi-Ausbildung sowie infanteristische Grundlagen. 


Jeder Soldat hat seine Aufgabe

Malische Soldaten und spanischer Soldat knien neben Fahrzeug

Auf die Basics kommt es an, lange wird das taktisch richtige Auf- und Absitzen trainiert und geübt

Bundeswehr / Simon Hofmann

Einen kompletten Tag lang wird geübt, in welcher Reihenfolge ein- und ausgestiegen wird. „Das ist sehr wichtig, jeder Platz hat eine eigene Funktion. So ist zum Beispiel der Beifahrer auch der Maschinengewehrschütze“, erklärt der deutsche Hauptmann. Der erste Soldat auf der rechten Seite ist für das Öffnen und Schließen der hydraulischen Tür zuständig. „Um schnell und unter Stress effektiv zu sein, ist es wichtig, das Reißverschlussverfahren in- und auswendig zu können“, betont Nils Z.

Erst langsam und geordnet, dann immer schneller - die Ausbilder aus Deutschland, Spanien, Ungarn, Estland, Finnland, Litauen und Belgien lassen die malischen Soldaten immer wieder auf- und absitzen. Die Schwierigkeit wird permanent erhöht: „Genau darauf zielen wir in der Ausbildung ab“, erklärt der Kursleiter, „die Befähigung zur eigenständigen, motorisierten Infanterieeinheit.“


Fahren im Konvoi

Radpanzer in voller Fahrt

Dann geht es raus auf das Trainingsgelände. Hier werden verschiedene Kursinhalte geübt

Bundeswehr / Simon Hofmann

Einige Tage später steht auf dem Trainingsgelände ein neuer Ausbildungsabschnitt an. Die Malier sollen lernen, ihren gepanzerten Truppentransporter im Konvoi zu bewegen. Unter den Augen von Daniel M. geht es als Erstes darum, beim Anhalten eine 360°-Sicherung herzustellen. „Anschließend wird nach Standard-Verfahren die Umgebung des Fahrzeugs nach Sprengfallen abgesucht“, sagt der Hauptfeldwebel.

Das Training bei über 40 Grad ist auch für die Ausbilder aus Deutschland, Italien und Spanien fordernd, aber es ist erfolgreich. „Wir steigern jeden Tag die Kohäsion den Zusammenhalt der Soldaten. Nur so wird aus den Einzelschützen eine Einheit. Die Fortschritte sind deutlich erkennbar“, erklärt Daniel M. Die Ausbilder müssten aber flexibel bleiben: „Wir arbeiten hier nach malischen Standards, die unterscheiden sich sehr oft von unseren deutschen.“

Malier zeigen, was sie können

Malischer Soldat, deutscher Ausbilder sowie ein Sprachmittler neben Radpanzer

Ein malischer Soldat sucht den Bereich um das Fahrzeug nach Sprengfallen ab. Der deutsche Ausbilder beobachtet ihn dabei genau. Immer dabei ist auch der Sprachmittler.

Bundeswehr / Simon Hofmann

Bei der Abschlussübung wird ein Casspir durch eine simulierte Sprengfalle außer Gefecht gesetzt, zwei Besatzungsmitglieder sind verwundet. Jetzt muss es schnell gehen. Wie sie es gelernt haben, bringen die malische Soldaten die verwundeten Kameraden in Sicherheit, während die anderen sie sichern. Der Hauptfeldwebel ist zufrieden: „Das ging schnell, und war gut koordiniert.“

Einige Kilometer weiter wird der Konvoi beschossen. Die Malier sitzen ab und greifen die gegnerischen Stellungen an. Kurze Zeit später ist der Feind erfolgreich bekämpft. Mit lautem Jubel feiern die Malier den Sieg in der Übung. Tags drauf erhalten sie ein Zertifikat für die vierwöchige Ausbildung. Bis zum nächsten Kurs bleibt noch etwas Zeit. Hauptmann Nils Z. blick schon nach vorne: „Wir nutzen den Zeitraum, um noch einige Ausbildungsinhalte anzupassen.“



Infokasten CASSPIR

Länge

6,9 Meter

Breite

2,45 Meter

Höhe

2,85 Meter

Gewicht

10,8 Tonen

Leistung

124 kw (168 PS)

Höchstgeschwindigkeit

98 km/h (Straße) 70 km/h (Gelände) 

Besatzung

2

Passagiere

12


von Simon Hofmann und  Björn Lenz

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