Nach zehn Jahren

Das Ende der deutschen Beteiligung an EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Das Ende der deutschen Beteiligung an EUTMEuropean Union Training Mission Mali

Datum:
Ort:
Bamako
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Die Klimaanlage bringt das Deutschlandfähnchen am Bildschirm von Oberstleutnant Jörg zum Flattern. In der Mitte des Großraumbüros steht ein Kartentisch. Hier geht Jörg mit seinem österreichischen Kameraden, Vizeleutnant Eugen, die Planung für die Verabschiedungszeremonie durch – die beiden werden nicht mehr lange so eng zusammenarbeiten.

Ein deutscher und ein österreichischer Soldat stehen in einem Großraumbüro an einem Kartentisch

Die letzte Planungsrunde der Kameraden: Vizeleutnant Eugen und Oberstleutnant Jörg gehen den Ablauf noch einmal durch

Bundeswehr/Björn Kapfer
Malische Soldaten und ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr beim Training mit Gewehren in dichtem grünem Gelände.

Die Ausbildung der malischen Streitkräfte stand für die Bundeswehr und ihre Partner im Vordergrund – so wie hier im Trainingscamp in Koulikoro

Bundeswehr/Markus Bayer

Im Rückblick: Die Europäische Union beschloss am 18. Februar 2013 die Aufstellung der Ausbildungsmission. Die malische Regierung unter Ibrahim Boubacar Keita hatte darum gebeten und die Resolution der Vereinten Nationen unterstrich diese Bitte. Im ersten Jahr sah das Bundestagsmandat eine Obergrenze von 180 Soldatinnen und Soldaten vor. Durch den raschen Aufbau des Trainingscenters in Koulikoro stieg die Mandatsobergrenze bis ins Jahr 2021 stetig an. Zwischenzeitlich umfasste sie bis zu 600 Soldatinnen und Soldaten. Das letzte Mandat umfasste schließlich 300 Soldatinnen und Soldaten, von denen nun alle zurück in Deutschland sind. Ihre Dienstgeschäfte haben sie zur Fortführung an Partnernationen übergeben.

Der Auftrag für die Europäische Trainingsmission in Mali war klar: Das malische Militär sollte fit gemacht werden. Fit für die Aufgaben, die es nach den Unruhen im Nordosten des Landes erfüllen musste. Zum Auftrag der EUTMEuropean Union Training Mission zählte neben der Beratung des Militärs auch Ausbildung in Sachen Logistik, Minenkunde und taktisches Training.

Das Ende ist nicht das Ende

Ein Soldat sitzt im Büro am Schreibtisch.

Es gibt noch einiges zu tun und Oberst Ralf B. muss noch einige Stunden vor dem PC verbringen, bevor sein Einsatz enden wird

Bundeswehr/Björn Kapfer

Oberst Ralf B. sitzt in seinem Büro. Aus seiner Kaffeetasse steigt der Dampf, auf dem Schrank neben ihm stehen Fotos seiner Lieben. Nach Aufbruch oder Ende sieht hier gar nichts aus. „Wir machen bis zum letzten Tag hier weiter„, so der Chef der letzten deutschen Soldaten im Hauptquartier in Bamako. Der Großteil seiner Büroausstattung gehört zum Inventar der europäischen Mission, darum muss er sich keine Gedanken machen. Die Sachen werden auf Vollzähligkeit geprüft und damit ist die Sache erledigt. Genauso schnell sind auch die restlichen Sachen verpackt. Sein gesamter „Hausstand“ passt in zwei Metallkisten.

Einen Flur weiter befindet sich ein Großraumbüro. Der bunte Mix aus Uniformen zeigt die Multinationalität im Raum. Die Soldatinnen und Soldaten führen ihre Gespräche auf Englisch, zumindest so lange, wie es multinational zur Sache geht. An den Arbeitsplätzen sieht dies wiederum anders aus. In einer Ecke sitzen zwei Österreicher und unterhalten sich über die Sicherheitslage am Stadtrand. Auf der anderen Seite des Raumes sprechen zwei Spanier miteinander und mittendrin die Deutschen.

„Sie werden uns schon sehr fehlen„, erklärt der österreichische Vizeleutnant Eugen. Er hat mit den meisten von ihnen hier viele Wochen verbracht, mit einigen sogar Monate. Dabei entstehen eben nicht nur Arbeitsbeziehungen, sondern auch Freundschaften. Das Ende des deutschen Anteils bedeutet jedoch nicht das Ende der Mission. Die Lücke, welche die Deutschen hinterlassen, wird schon bald von anderen Nationen geschlossen.

Der letzte deutsche EUTMEuropean Union Training Mission Mali Orden

Eine Gruppe von Menschen sitzt in einem Vortragsraum. Am Pult im Hintergrund steht ein Soldat.

Generalleutnant Bernd Schütt ehrt mit seiner Rede die letzten deutschen Kameraden im Hauptquartier, bevor er zur Verleihung der Einsatzmedaillen schreitet

Bundeswehr/Björn Kapfer

Gepanzerte Geländewagen rollen auf den Parkplatz des Hauptquartiers. Personenschützer überwachen das Gelände, welches von Hascobags und Stacheldraht umgeben ist. Eines der Fahrzeuge hält direkt vor dem Eingang des dreistöckigen Gebäudes. Die schweren Türen öffnen sich und Generalleutnant Schütt tritt heraus. Er ist der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und wird die letzten Orden mit dem Kürzel der Mission an die Brust der deutschen Soldaten heften.

Es ist inzwischen Abend in Bamako und die Sonne hat der Nachtschwärze Platz gemacht. Im Meetingsaal des Hauptquartiers haben Kameradinnen und Kameraden der Partnernationen, der deutsche Botschafter sowie weitere geladene Gäste Platz genommen. Oberst Blasajewsky eröffnet die „medal parade“ und bedankt sich für die Arbeit der Kameradinnen und Kameraden aller Nationen. Im Anschluss meldet er dem General.

Generalleutnant Schütt tritt an das Pult, auf dem das Wappen der EUTMEuropean Union Training Mission prangt. Nach dem Verlesen des Urkundentextes schreitet er zur Tat und heftet den letzten sieben Bundeswehrsoldaten bei EUTMEuropean Union Training Mission die Orden an die Brust. Der materielle Wert des Ordens mag nicht sonderlich hoch sein. Doch der ideelle Wert, die Wertschätzung, die Erinnerung an all das Geleistete – all das macht das kleine Stück Stoff mit der Medaille am Ende zu etwas ganz Besonderem.

Schwarz-Rot-Gold

Ein Soldat hisst die Deutschlandflagge. Zwei weitere salutieren ihr.

Zu Ehren des deutschen Anteils der EUTMEuropean Union Training Mission Mali darf in den letzten Tagen der Beteiligung die Deutschlandflagge am Mast wehen

Bundeswehr/Björn Kapfer

Ein letztes Mal treten die deutschen Soldaten vor dem Hauptquartier der EUTMEuropean Union Training Mission Mali an. Inmitten der Formationen steht Oberst B. und eröffnet feierlich die Zeremonie. Drei Fahnenträger sind auserwählt, um an diesem besonderen Morgen die Flaggen zu hissen. Alle drei tragen eine deutsche Uniform. Zunächst erklingt über die Lautsprecheranlage die Nationalhymne Malis, am Flaggenmast erscheint die Fahne des Landes. Als nächstes erklingt die Europahymne „Ode an die Freude“ und die blaue Fahne mit den leuchtend gelben Sternen steigt am Mast auf.

Seit einigen Kontingenten ist es gute Tradition, daneben auch die Flagge des scheidenden Landes zu hissen. Und so nimmt die schwarz-rot-goldene Flagge, begleitet von der deutschen Nationalhymne, ihren Ehrenplatz ein. Die Hymne verstummt und das spanische Ehrenspalier trägt den Dankeskranz an den Ehrenhain des Kontingentes. Der spanische Force Commander, Brigadegeneral Santiago J. Fernándes Ortiz-Repiso, der deutsche Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr und der deutsche Botschafter stellen sich vor den Hain. Sie verneigen sich in Anerkennung der Leistung der deutschen Soldatinnen und Soldaten und aller anderen beteiligten Nationen.

Mit dem Ende der Zeremonie endet ein Teil deutscher Einsatzgeschichte, aber nicht die Europäische Trainingsmission. Diese wird durch viele starke Schultern unserer Freunde und Verbündeten weitergetragen.

von Björn Kapfer

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema