Zertifizierungsübung im Einsatz der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle in Niger
Zertifizierungsübung im Einsatz der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle in Niger
- Datum:
- Ort:
- Tillia
- Lesedauer:
- 3 MIN
Nachdem nigrische Spezialkräftekompanien ihre Basis- und Aufbauausbildung durchlaufen haben, wird ihr Leistungsvermögen in einem sechswöchigen Kurs überprüft. Hat sich die Einheit in verschiedenen Situationen erfolgreich bewährt, erteilen die Ausbilder den „combat ready“-Status. Die Kompanie ist als einsatzbereit zertifiziert.
Rot-orange erhebt sich der Morgenhimmel über der spärlich bewachsenen Steppenlandschaft. Behäbig ziehen Kuhherden vorüber. Mit ihren Hufen wirbeln sie kleine Staubwolken auf. Die Luft ist klar und auf unter 30 Grad abgekühlt. Schon ist die schmale Sandpiste erkennbar, auf der sich zwei Geländewagen nähern. Die Straße umrundet einen kleinen Hügel, dann ist die 3.600-Einwohner-Stadt Tillia in Sicht. Die Insassen, Mitglieder einer terroristischen Gruppierung, fühlen sich sicher, halten die Kalaschnikows locker in den Händen. Eine tiefe Bodenwelle zwingt zum Fahren mit Schrittgeschwindigkeit, als unvermittelt Gewehrschüsse die Stille zerreißen. Das Führungsfahrzeug bleibt liegen. Nach kurzem Schusswechsel verebbt der anfängliche Widerstand. Die Terroristen sind kampfunfähig. Geschossen wird in der Übung jedoch nicht scharf, sondern mit Manöverpatronen. Jetzt erheben sich die nigrischen Spezialkräftesoldaten aus ihren getarnten Stellungen. Überschlagend nähern sie sich den beiden Pick-Ups. Verwundete Gegner werden festgesetzt und versorgt, während andere Soldaten sichern. Damit endet diese Station. Die nigrischen Spezialkräfte haben ihre Aufgabe, einen Hinterhalt zu legen, erfüllt.
Hohe Moral und Motivation der nigrischen Spezialkräfte
„Diddi“ ist einer der deutschen Ausbilder in Tillia. Der erfahrene Kampfschwimmer gehört zum Kommando Spezialkräfte der Marine (KSMKommando Spezialkräfte der Marine), das Leitverband für den Ausbildungs- und Ertüchtigungseinsatz der Joint Special Operations Task Force Gazelle der EUTMEuropean Union Training Mission Mali in Niger ist. Seit Beginn der Zusammenarbeit mit den nigrischen Spezialkräften ist er immer wieder vor Ort gewesen, kennt Land und Leute ebenso wie seine Partner. „In all den Jahren seit 2018 sind Arbeits- und Freundschaftsbeziehungen gewachsen“, erklärt der Feldwebeldienstgrad. Er ist in diesen Wochen federführend für die Zertifizierung zuständig. Zusammen mit internationalen Partnern unterstützt das Ausbilderteam der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle bei Ausbildungen oder Übungen. Heute hat der 1. Zug der nigrischen Spezialkräftekompanie seinen Auftrag erfolgreich ausgeführt. Der Handstreich war am Abend zuvor anhand von Aufklärungsergebnissen detailliert erkundet worden. Überraschungsmoment und Sicherheit beim Waffeneinsatz setzte der Zug einwandfrei um. Lediglich bei der Geländeausnutzung seien zweckmäßigere Alternativen möglich gewesen. „Mich beeindrucken immer wieder die hohe Motivation, der Leistungswille sowie die uns entgegengebrachte Dankbarkeit“, fasst „Diddi“ seine Eindrücke zusammen.
Ausbildung hilft im Gefecht zu bestehen
Inzwischen steht die Sonne schon höher am Himmel. Leichter Wind streicht über die dürren Grashalme und niedrigen Dornenbüsche. Stille ist wieder eingetreten über dem mit Steinbrocken übersäten Sandboden. Bald werden die Temperaturen an die 40 Grad heranreichen. Verlassen stehen die beiden gestoppten Geländewagen im Sand. Sonst erinnert nichts mehr an das Gefecht Minuten zuvor. Unbeirrt ziehen Rinder, Esel und Dromedare ihre Bahn. Die Soldaten des 1. Zuges begeben sich zurück in ihren Sammelraum. Dort erhalten sie von den nigrischen Ausbildern und den Mentoren westlicher Partnernationen eine Auswertung ihrer Leistungen, bevor sie mit ihren Fahrzeugen zurück in die nigrische Spezialkräfteausbildungseinrichtung fahren, um den nächsten Auftrag entgegenzunehmen. Für „Diddi“ ist es nach wie vor etwas Besonderes, seine nigrischen Kameraden auszubilden. „Es macht mich stolz, ihnen etwas an die Hand geben zu können, was sie im realen Gefecht anwenden können, das ihnen hilft, zu überleben. Es ist mir eine Ehre, wenn ich dazu beitragen kann, dass diese Soldaten später wieder gesund zu ihren Familien zurückkehren können.“