Anspruchsvolle medizinische Versorgung in Afrika
Anspruchsvolle medizinische Versorgung in Afrika
- Datum:
- Ort:
- Tillia
- Lesedauer:
- 4 MIN
Für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hat der Gesundheitsschutz hohe Priorität, auch für die etwa 200 Angehörigen der Joint Special Operations Task Force Gazelle beim Ausbildungs- und Ertüchtigungseinsatz in Niger. Verantwortlich für die sanitätsdienstliche Versorgung und Beratung ist der oder die Leitende Sanitätsoffizier im Einsatz.
Oberstabsarzt Alexandra ist im 6. Einsatzkontingent JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle EUTMEuropean Union Training Mission Mali als Leitender Sanitätsoffizier im Einsatz in Niger eingesetzt. Die Hauptaufgaben des Leitender Sanitätsoffizier im Einsatz sind die Beratung des Kontingentführers und seines Stabes in allen sanitätsdienstlichen Fragen sowie die fachliche Führung der verschiedenen Sanitätskräfte des Kontingentes. Oberstabsarzt Alexandra koordiniert die taktisch-mobilen Kräfte des luftbeweglichen Arzttrupps, der im Alarmzug der Quick Reaction Force integriert ist, sowie das Special Operations Medical Support Teams (SOMST), welches das mobile Ausbilder- und Evaluatorenteam der Kampfschwimmer sanitätsdienstlich unterstützt. Des Weiteren unterstehen ihr der Truppenarzt für die alltägliche Routineversorgung, der „Medical Planner“ im Stab, der Pharmazeutisch-Technische Assistent und der Gesundheitsaufseher, dessen Aufgaben von Hygiene bis zu Tierseuchenprävention reichen. Eine Besonderheit ist die Damage Control Surgery Unit, eine kleine notfallchirurgische Einheit mit Fähigkeiten nach deutschen Standards.
Diese vielfältigen Elemente mit ihren Anforderungen und Fähigkeiten im Blick zu behalten, zu steuern und diese in eine punktgenaue Fachberatung einzubringen, ist eine Herausforderung. „Mit meiner bisherigen Erfahrung aus der Ausbildung von Spezial- und spezialisierten Kräften kann ich die medizinische Fachlichkeit im Kontingent auf den Bedarf der Spezialkräfte zugeschnitten koordinieren und mit dem passenden Zeichenvorrat kommunizieren.“ sieht Oberstabsarzt Alexandra ihre Rolle im Stab.
Lückenlose Rettungskette
Bei einer Verwundung im Gefecht oder Verletzung im Feldlager wird die Rettungskette ausgelöst. Sie beginnt mit Erste-Hilfe-Maßnahmen bei der Selbst- und Kameradenhilfe, zu der jede Soldatin und jeder Soldat als Ersthelfer A befähigt ist. Die Spezialkräfte der Bundeswehr sowie die Spezialisierten Kräfte des Heeres mit erweiterter Grundbefähigung (EGBErweiterte Grundbefähigung), wie die Fallschirmjäger EGBErweiterte Grundbefähigung, haben eine höherwertige Sanitätsausbildung der Ebene Combat First Responder A mit weitergehenden medizinischen Fähigkeiten. Bei Operationen außerhalb eines Feldlagers begleitet grundsätzlich ein LBAT oder ein SOMST die Angehörigen der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle. Eine erste Versorgung und Stabilisierung auf dem Gefechtsfeld kann durch diese sanitätsdienstlichen Trupps, zu denen ein Sanitätsoffizier Arzt oder Ärztin mit notfallmedizinischer Kompetenz gehört, vorgenommen werden. Je nach Schwere der Schädigung wird der Verletzte beziehungsweise Verwundete im geschützten Sanitätsfahrzeug Eagle IV BATBeweglicher Arzttrupp oder mit einem Hubschrauber zurück ins Feldlager transportiert. Hier übernimmt das notfallchirurgische Team der Behandlungseinrichtung Damage Control Surgery Unit die weitere medizinische Behandlung.
Sobald der Verletzte/Verwundete stabilisiert wurde und als transportfähig eingestuft wird, übernimmt ein speziell für medizinische Notfälle ausgerüstetes Flugzeug in der Konfiguration Tactical Aeromedical Evacuation (TacAE) den Weitertransport des Verletzten/Verwundeten nach Niamey. Auf dem dortigen Lufttransportstützpunkt der Bundeswehr befindet sich eine sanitätsdienstliche Einrichtung, die Casualty Staging Unit (CSUChristlich-Soziale Union) mit einer größeren Versorgungskapazität, die den Verletzten/Verwundeten aufnimmt. Im Anschluss kann der Verletzte/Verwundete mit einem Luftwaffenflugzeug in der Konfiguration Strategic Aeromedical Evacuation (StratAE) unter intensivmedizinischer Betreuung nach Deutschland weitertransportiert werden, wo ein Bundeswehrkrankenhaus oder eine zivile Spezialklinik die weitere Behandlung übernimmt.
Oberstes Ziel dieser Maßnahmen ist die schnellstmögliche qualifizierte Behandlung und Wiederherstellung der Gesundheit der Soldaten und Soldatinnen.
Übergreifende unkomplizierte Zusammenarbeit
Wenngleich das Niveau der sanitätsdienstlichen Versorgung in allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr gleich hoch ist, gibt es bei der JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle dennoch Besonderheiten, die auch auf der selbst für nigrische Verhältnisse abgeschiedenen Lage des Feldlagers begründet sind. Oberstabsarzt Alexandra hebt beispielsweise auch die höherwertige Sanitätsausbildung des Nicht-Sanitätspersonals hervor. „Jeder, der außerhalb des Feldlagers eine Operation oder Ausbildung begleitet, ist auf einem sehr hohen Level der sanitätsdienstlichen Ausbildung von Nicht-Sanitätspersonal befähigt. Das ist ein deutlicher Niveauanstieg, wenn es zu Erste-Hilfe-Maßnahmen im Rahmen von Selbst- und Kameradenhilfe kommt.“ Darüber hinaus sei die unkomplizierte Zusammenarbeit des Sanitätspersonals eine sehr positive Erfahrung. „Wir haben im Camp Tillia medizinische Fachleute aus der ganzen Bundeswehr; in meinem Team sind Angehörige des Zentralen Sanitätsdiensts ebenso wie Marine- und Heeressanitäter.“ Für Oberstabsarzt Alexandra ist es ein Ausdruck von Professionalität, wie perfekt auf Anhieb die enge Zusammenarbeit des spezialisierten Sanitätspersonals funktioniert, obwohl dieses noch nie zuvor miteinander gearbeitet hat.
Auch Kooperation und Austausch mit nigrischem Sanitätspersonal des Partnerverbandes und der Spezialkräfteschule wird regelmäßig gepflegt. „Ärzte und Krankenpfleger unserer nigrischen Partner sind hoch motiviert und wissbegierig“, so Oberstabsarzt Alexandra In den vergangenen Jahren wurden sie immer wieder aus- und weitergebildet, sodass ein kameradschaftliches Verhältnis entstanden sei. Für die Leitender Sanitätsoffizier im Einsatz Alexandra hat sich der sanitätsdienstliche Ansatz von JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle aus ihrer fachlichen Perspektive vollends bewährt.