Ausbildung von nigrischen Spezialkräften bei EUTMEuropean Union Training Mission
Ausbildung von nigrischen Spezialkräften bei EUTMEuropean Union Training Mission
- Datum:
- Ort:
- Tillia
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Sahelzone in Westafrika gilt seit vielen Jahren als zentrale Interessenregion für die Europäische Union und damit auch für Deutschland. Damit einhergehend werden militärische Ausbildungsprojekte begleitet. Die JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle ist ein Einsatzverband der Spezialkräfte der Bundeswehr mit dem Kommando Spezialkräfte der Marine (KSMKommando Spezialkräfte der Marine) als Leitverband.
Seit mehreren Jahren gilt der Niger in Westafrika als Stabilitätsanker und verlässlicher Partner für Deutschland. Über den deutschen Lufttransportstützpunkt in Niamey, der nigrischen Hauptstadt, wird das Bundeswehrkontingent der UNUnited Nations-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao im benachbarten Mali und die JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle versorgt.
Die nigrischen Streitkräfte sind personell noch sehr klein aufgestellt, waren teilweise schlecht ausgerüstet und unzureichend ausgebildet, um dem immer stärkeren Druck durch terroristische Gruppierungen in vielen Teilen des Landes entgegenzutreten.
Seit Mai 2018 führt das Kommando Spezialkräfte der Marine (KSMKommando Spezialkräfte der Marine) die nicht-exekutive Military Assistance Mission Gazelle im Niger am Standort Tahoua durch. Mit der Integration in die European Training Mission (EUTMEuropean Union Training Mission) Mali und auf Grundlage des Bundestagsbeschlusses vom 20. Mai 2022 leistet die Bundeswehr heute einen militärischen Beitrag in den Bereichen Unterstützung, Ausbildung und Ausstattung. Seine Schwerpunkte findet dieser Auslandseinsatz im Aufbau und der Ertüchtigung des nigrischen Spezialkräfteverbandes an dessen Heimatstandort Tillia und bei der Unterstützung des Aufbaus einer zentralen nigrischen Spezialkräfteschule. Eine Unterstützung nigrischer Kampfeinsätze durch deutsche Soldaten ist strikt ausgeschlossen. „Die nigrischen Spezialkräfte führen ihre Aufklärungsoperationen und gegebenenfalls auch Gefechte, wir evaluieren sie lediglich dabei. Eine aktive Unterstützung durch meine Soldaten ist aufgrund des nicht-exekutiven Mandates ausgeschlossen“, so Fregattenkapitän Rump, Kommandeur und Kontingentführer des 4. Deutschen Einsatzkontingentes JSOTFJoint Special Operations Task Force Gazelle.
Erfolgskonzept: Begegnung auf Augenhöhe
„Wir sind hier von Anbeginn den nigrischen Streitkräften mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet. Sie hatten klare Vorstellungen davon, welche Art von Einheiten mit welchen Fähigkeiten und welcher Ausstattung sie benötigen“, berichtet Major Thomas L., der in leitender Funktion in der JSOTFJoint Special Operations Task Force tätig ist. „Mit diesen Vorgaben konnten wir gemeinsam mit den Vertretern des durch uns „begleiteten Partnerverbandes Lehrgangspläne bedarfsgerecht ausarbeiten. Diese Art des Umgangs war der grundlegende Gedanke des KSMKommando Spezialkräfte der Marine als Leitverband in diesem Einsatz“, so Thomas L. weiter. Davon konnte sich am 23. Mai 2022 auch der Bundeskanzler persönlich überzeugen. Bei seinem Besuch in Tillia, wo sich auch die Ausbildungseinrichtung der nigrischen Spezialkräfte befindet und die deutschen Spezialkräfte stationiert sind, zeigten nigrische Ausbilder, was sie bereits gelernt hatten. Sie selbst bilden bereits unterstellte jüngere Kameraden u.a. im sanitätsdienstlichen Bereich auf hohem Niveau aus. Vergleichbar mit dem deutschen Einsatzersthelfer B.
Bilaterale Kameradschaft der Spezialkräfte
Ein weiterer Punkt, der die Zusammenarbeit mit den nigrischen Streitkräften so erfolgreich macht, ist die gute Kooperation. Es gibt Einsatzteams der Kampfschwimmer, die über drei Jahre hinweg immer wieder die gleichen nigrischen Kompanien ausgebildet haben. „So entstand über die Zeit Vertrauen in die Ausbildung und Arbeit miteinander“, berichtet Fregattenkapitän Rump. Der deutsche Kontingentführer sieht die Erfolge beim nigrischen Partnerverband bereits sehr deutlich. „Während der Evaluierungen konnten wir feststellen, dass wir den nigrischen Spezialkräfteverband bedarfsgerecht ausgerüstet und ausgebildet haben. Wir sehen jetzt, dass diese Soldaten bei Druck durch feindliche Kräfte robust genug sind, selbst zu bestehen und dieses Niveau auch langfristig zu halten.“
Vielseitige Ausbildungsinhalte
Die maßgeschneiderten Lehrpläne vermitteln ein breites Spektrum an Fähigkeiten zur Durchführung von Aufklärungs- und offensiven Operationen von Spezialkräften. Und genau das ist es, was die Kampfschwimmer als Ausbilder mitbringen. Neben eher praktischen soldatischen Kompetenzen wie dem Schießen, der Scharfschützen- oder Sanitätsausbildung, vermittelt die Ausbildung auch theoretische Thematiken. Dazu gehören Methodik und Didaktik, Leadershiptraining, das Mentoring von Bataillons- und Schulkommandeuren und Konzepte zur Befehlsgebung. Die Ausbildung an der Spezialkräfteschule befindet sich mittlerweile in der Phase „Ausbildung der Ausbilder“. Ausbilderpersonal der nigrischen Spezialkräfteschule, aber auch die nigrischen Zugführer, Kompaniechefs, die Fachberater des Bataillons und der Kompanien bilden bereits heute ihre eigenen Soldaten aus.