Resolute Support: Das Psychosoziale Netzwerk im Einsatz
Resolute Support: Das Psychosoziale Netzwerk im Einsatz
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 4 MIN
Kaum ein Soldat würde offen zugeben, dass er sich in die Obhut eines Psychologen oder Pfarrers begeben hat. Stabsfeldwebel Maik S. gibt uns die Möglichkeit, einen Einblick in diese Welt zu bekommen. Das Psychosoziale Netzwerk, PSNPsychosoziales Netzwerk, besteht aus vier Fachbereichen: Der Militärseelsorge, der Truppenpsychologie, dem Truppenarzt und dem Sozialdienst der Bundeswehr. Sie wirken direkt zusammen und setzen sich für jeden einzelnen Soldaten ein.
Sich selbst im Einsatz überwinden
Maik S. ist seit knapp einem Monat im Einsatz. Zu Hause läuft es eher nicht so gut, denn seine Frau ist mit der Arbeit und Kinderbetreuung überfordert. Seit Tagen quälen ihn bereits starke Bauchschmerzen und innerliche Unruhe. Die Telefonate mit seiner Frau enden meist im Streit und mit gegenseitiger Unzufriedenheit. Durch Gespräche mit seinen Kameraden bekam er zwar verschiedene Lösungsvorschläge, aber so richtig geholfen hat leider nichts. Er weiß, dass es im Camp die Truppenpsychologie gibt, und auch der Militärpfarrer lief ihm schon das ein oder andere Mal über den Weg. Jedoch hat er immer im Hinterkopf, von den Kameraden belächelt zu werden oder durch ein Gespräch mit einem der beiden einen Eintrag in seine Gesundheitsakte zu erhalten. Hierzu muss man wissen, dass alle Fachbereiche des PSNPsychosoziales Netzwerk zur Verschwiegenheit verpflichtet sind.
Entscheidet sich Stabsfeldwebel S. dazu, mit dem Psychologen oder dem Militärpfarrer zu sprechen, wird keiner der beiden das Besprochene an den Anderen oder den Truppenarzt weitergeben. Auch alle Parteien untereinander unterliegen der Schweigepflicht. Sollen diese gemeinsam über einen Fall sprechen, ist dies nur mit der schriftlichen Zustimmung des Betroffenen möglich.
Der erste Schritt zum Truppenarzt ist getan
Da die Magenschmerzen sich nun deutlich verschlimmern, entscheidet sich Maik für den Gang zum Truppenarzt. Bei diesem Gespräch und einzelnen Tests stellt sich schnell heraus, dass die Symptome keine körperliche Ursache haben. Die Ärztin legt Maik nach einem Gespräch über sein Wohlbefinden den Gang zur Truppenpsychologie nahe. Denn ja, Kameradengespräche helfen, sind meist jedoch nicht neutral.
Stabsfeldwebel Maik S. wendet sich an die örtliche Truppenpsychologin. Diese lässt sich ganz in Ruhe von Maik die Situation schildern. Mit ihrer Erfahrung, dem nötigen Fingerspitzengefühl und ihrer völlig wertungsfreien Haltung gewinnt sie schnell sein Vertrauen. Denn was viele Kameraden nicht wissen, die Truppenpsychologen im Einsatz und im Heimatverband tragen nicht immer Uniform. Sie sind Beamte, die nur im Einsatzland als Soldat dienen. Weiterhin ist immer ein Truppenpsychologiefeldwebel an ihrer Seite. Somit kann und soll kein Dienstgrad irgendeine Hemmung davor haben, sich direkt an den Psychologen oder dessen Feldwebel zu wenden. Der Dienstgrad spielt hier überhaupt keine Rolle.
Füreinander da sein
Maik wurden in mehreren Gesprächen mit der Psychologin verschiedene Lösungswege aufgezeigt. Er konnte so das Verhältnis zu seiner Frau wieder ins Reine bringen. Völlig überrascht von der Unkompliziertheit und der unbürokratischen Hilfe durch den Arzt und den psychologischen Dienst versucht er nun, seine Kameraden zu ermutigen, sich ebenfalls bei Bedarf Hilfe zu holen.
Stabsgefreiter Sven J. hat durch seinen Kompaniefeldwebel und den Militärpfarrer die Nachricht erhalten, dass zu Hause sein Vater verstorben ist. Im Vorfeld haben sich die Angehörigen an das entsprechende Familienbetreuungszentrum gewandt. Ihnen war es wichtig, dass Sven in diesem Moment nicht alleine ist. Obwohl Stabsgefreiter S. keinen Bezug zur Kirche hat und auch nicht am wöchentlichen Gottesdienst teilnimmt, nimmt er die angebotene Hilfe des Militärpfarrers gerne an. Er ist froh, dass er in dieser Situation nicht alleine gelassen wird. Unter anderem durch seine Hilfe kann Sven bereits am nächsten Tag nach Hause fliegen.
Truppenpsychologie und Fliegerarzt
Um den besonderen Anforderungen bei der Bewältigung von akuter und chronischer Belastung von Luftfahrtpersonal Rechnung zu tragen, gibt es in fliegenden Verbänden Fliegerpsychologen. Im Einsatzland übernehmen diese Aufgabe der Fliegerarzt oder/und dessen Feldwebel. „Wir haben in unserem Bereich hauptsächlich mit der hohen Taktung der Abwesenheit von zu Hause zu tun. Beispielsweise sind einige unsere Besatzungsmitglieder dreimal im Jahr für zwei Monate hier im Einsatz in Afghanistan. Durch diese besondere Form der Einsatzbelastung können auch seelische Probleme entstehen. Diese sind keinesfalls verwerflich, sondern nur menschlich. Ich wünsche mir generell mehr Offenheit zu diesem Thema unter den Kameraden. Niemand braucht ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn er sich an uns wendet“, ermutigt Stabsfeldwebel Dominik G.
Im Inland zählt der Sozialdienst ebenfalls zum PSNPsychosoziales Netzwerk der Bundeswehr. In allen Fragen rund um persönliche, familiäre, wirtschaftliche und gesundheitliche Schwierigkeiten dient er als Stütze. Nicht nur den Soldaten selbst, sondern auch den Familienangehörigen wird hierbei planend, vorbeugend und nachsorgend zur Seite gestanden.
Das Psychosoziale Netzwerk steht jedem Soldaten jederzeit durch Erfahrung und Fachexpertise in allen Lebenslagen zur Seite. Kein Problem kann zu gering erscheinen und kein Zweifel an etwas zu nichtig sein. Jeder Mensch ist verschieden und hat andere Bedürfnisse. Das PSNPsychosoziales Netzwerk ist stets eine hilfreiche Stütze.
Kontakt für die Presse
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Bundeswehr/PIZ EinsFuekdoBw
Oberleutnant Luisa Alex
Sprecherin für die NATONorth Atlantic Treaty Organization multinationale Battlegroup Litauen, die NATONorth Atlantic Treaty Organization multinationale Battlegroup in der Slowakei sowie Landes- und Bündnisverteidigung
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Bundeswehr/Janin Tietz
Hauptmann Stefan Gierke
Sprecher für Grundsatzangelegenheiten der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Einsatzführungskommando der Bundeswehr sowie für Einsätze und Übungen der Spezialkräfte