Hubschrauberlandung in der Wüste
Hubschrauberlandung in der Wüste
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Morgens 8:00 Uhr in einem kleinen staubigen Container im Camp Marmal: Sonnenstrahlen scheinen durch ein Fenster und reflektieren den aufwirbelnden Wüstenstaub. Die kleine Kampfgemeinschaft des Charlie-Zuges sitzt um einen Tisch herum. Die rund 30 Soldaten blicken auf eine Karte, die ein Beamer an die weiße Wand projiziert. Befehlsausgabe für den heutigen Auftrag: eine Hubschrauberlandezone erkunden und die Landung eines CH-53-Transporthubschraubers überwachen – Training unter realen Bedingungen in der Wüste von Afghanistan.
Letzte Absprachen vor dem Aufbruch
Der 38-jährige Hauptfeldwebel Arnie B. ist die rechte Hand des Chefs und berät ihn in allen taktischen Angelegenheiten. „Das ist heute kein Spaß. Die Jungs vom Charlie-Zug wissen das“, sagt Arnie B., während er seine Schutzweste anlegt und seine Waffe fertiglädt. „Dieses Fahrzeug ist eine sinnvolle Entwicklung. Damit kommen wir über den harten, unförmigen Wüstenboden“, erklärt er beim Einsteigen in den Dingo ein gepanzertes Transportfahrzeug mit erhöhten Achsen und weicher Federung. Über einen Lautsprecher hallt der Funk durch den Innenraum: „An alle Fahrzeuge Charlie – Marsch, Marsch, Ende.“
Patrouille – Marsch
Schlagermusik aus einem Bluetooth-Lautsprecher überlagert die angespannte Stimmung. Die Kolonne von acht Fahrzeugen drängt sich durch enge Schotterwege eines afghanischen Dorfes. Links und rechts versperren hohe Lehmmauern die Sicht. Kinder stehen winkend am Straßenrand. „Wir befinden uns im Zwiespalt. Einerseits ist die Bevölkerung uns gegenüber positiv eingestellt. Andererseits könnte sich jederzeit ein Angreifer unter die Menge mischen“, warnt Hauptfeldwebel Arnie B., während er durch die kleine gepanzerte Glasscheibe seines Dingos schaut. Nach weiteren 20 Minuten Fahrzeit verändert sich das Bild der Landschaft: Bis zum Horizont erstreckt sich die weite, eintönige Wüste.
Festgefahren in der Wüste
Ein Fahrzeug meldet über Funk, dass es am Rande eines Ackers weggesackt ist. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Die Patrouille ist auf sich allein gestellt. Bis Hilfe vor Ort ist, kann viel Zeit vergehen. Drei Soldaten steigen aus dem gepanzerten Transportfahrzeug aus. Zum Glück ist nichts beschädigt! Der Dingo vom Hauptfeldwebel unterstützt mit einem Abschleppseil das festgefahrene Fahrzeug. „Das sind die Herausforderungen mit dem Gelände“, konstatiert Arnie B., bevor er über Funk Entwarnung gibt. Nach zehn Minuten kann die Kolonne zu ihrem Zielort weiterfahren, der Hubschrauberlandezone.
Hubschrauberlandezone gesichert
Arnie B. blickt konzentriert mit gerunzelter Stirn auf den eingebauten Computerbildschirm am Armaturenbrett. Mit einem Stift zeigt er auf den Bereich der digitalen Karte, in dem der Hubschrauber landen soll. Die acht Fahrzeuge positionieren sich in einem weiten Kreis um die Landezone, sodass die Umgebung von allen Seiten aus beobachtet werden kann. Die Insassen steigen aus und suchen im näheren Umkreis nach gefährlichen Sprengsätzen. Über Funk erfolgt die Verbindungsaufnahme mit dem Piloten: „Nazgul, this is Charlie. Do you read me? Over.“
Landung des Hubschraubers CH-53
Mit über 200 Kilometern pro Stunde nähert sich der Hubschrauber vom Typ CH-53. Zwei Soldaten markieren mit einem orangefarbenen Tuch seine Landeposition. Kleine Steine wirbeln durch die Luft und prasseln auf Mensch und Material nieder. Eine riesige Staubwolke eilt dem landenden Luftfahrzeug voraus. Eingehüllt von Staub und Sand erkennen die Soldaten ihre eigene Hand vor Augen nicht mehr. Die Crew des Hubschraubers ist jetzt voll konzentriert. Auf der geöffneten Heckklappe des CH-53 liegt der Bordtechniker. Er gibt dem „staubblinden“ Piloten letzte Anweisungen. „Fünf Meter. Zwei Meter. Rad am Boden.“
Ein grandioses Schauspiel
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Sand dringt in jede Pore. Der Geschmack der Wüste liegt wie ein Pelz auf der Zunge der Soldaten. Als sich der Staub legt, wird das knapp 27 Meter lange Ungetüm sichtbar. Doch die Pause währt nicht lange. Der Pilot des CH-53 erhöht wieder den Schub auf die Rotorblätter. Erneut schlagen Steine vom Boden wie Peitschenhiebe um sich. Der Hubschrauber hebt ab und setzt sich in Bewegung, bis nur noch das laute Surren in der Ferne zu vernehmen ist.
Im Laufe des Tages wiederholt sich dieses eindrucksvolle Szenario an unterschiedlichen Orten. Piloten und Hubschrauberbesatzung müssen im Ernstfall in der Lage sein, in der Wüste zu landen, um beispielsweise Verwundete aus Gefahrenzonen zu bergen. Bodentruppen wie der Charlie-Zug sind während der Landung für die Sicherheit am Boden verantwortlich. Durch eine Funkverbindung mit dem Hubschrauber geben sie dem Piloten letzte Informationen. Das Zusammenspiel hat heute bestens funktioniert. „Das Training war erfolgreich. Wir fahren zurück ins Camp“, sagt Hauptfeldwebel Arnie B., während er seinen Helm abklopft und der herabrieselnde Wüstenstaub in den Sonnenstrahlen schimmert.