Beratung der Afghanischen Armee bei Resolute Support

Beratung der Afghanischen Armee bei Resolute Support

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
4 MIN

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Die Turbinen der Hubschrauber dröhnen im Leerlauf. Die Soldaten nähern sich mit raschen Schritten und klettern in die Maschinen. Alle tragen Helm, Waffe, Schutzweste sowie einen vollgepackten Rucksack. Gepäck verstauen, hinsetzen, anschnallen und los geht’s: Die beiden Hubschrauber heben ab und machen sich auf den circa einstündigen Weg von Kundus nach Masar-i Scharif. 

Heute am 26. November 2020 wurde die Rückführung, der für Train, Advise and Assist in Kundus stationär eingesetzten Soldatinnen und Soldaten, abgeschlossen.

Zwei weiße Hubschrauber landen auf einer Betonfläche

Mit dem Hubschrauber ist die Distanz zwischen Kundus und Masar-i Scharif in nur einer Stunde zu bewältigen

Bundeswehr/Detlef Schachel

Oberstleutnant Daniel G. ist einer der Passagiere im Hubschrauber. Er wirft einen Blick durch das kleine runde Fenster gleich neben seiner Schulter. Unter ihm entschwindet langsam das Camp Pamir nahe Kundus, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden Afghanistans. „Ich bin hier seit Juli eingesetzt“, berichtet Daniel G., er gehört zu einem Advisor-Team. Daniel G. sowie seine Kameradinnen und Kameraden decken mit ihrer Beratung alle wichtigen Bereiche ab, darunter die Operationsführung, Aufklärung, Logistik sowie Ausbildung.

Was bisher geschah

Ein Soldat mit Brille, Weste und umgehängtem Gewehr schaut in die Kamera

Oberstleutnant Daniel G. gehört zum Advisor-Team des TAAC-Nord, das die afghanischen Soldatinnen und Soldaten in Kundus berät

Bundeswehr/Andre Klimke

Am 1. Januar 2015 begann die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support zur Ausbildung, Beratung und Unterstützung – Train, Advise and Assist  – der afghanischen Sicherheitskräfte. Resolute Support folgt mit dem „Nabe- und Speichenmodell“ einem regionalen Ansatz. Dieser funktioniert wie folgt: Das Hauptquartier in Kabul bildet die Nabe und wird umrahmt von vier Speichen, den Train, Advise and Assist Commands (TAAC) Nord, Ost, Süd und West. Deutschland ist die Rahmennation des TAAC-Nord, das die neun afghanischen Provinzen im Norden des Landes umfasst.

Beratung aus der Nähe

Blick aus dem Bullaugenfenster eines fliegenden Hubschraubers auf eine Betonfläche und flache Baracken

Das Camp Pamir nahe der Stadt Kundus ist das Hauptquartier des 217. Korps

Bundeswehr/Andre Klimke

Zu beraten war zunächst einmal das 209. Korps mit Hauptsitz in Masar-i Scharif. Diese Aufgabe war aus dem nahe gelegenen Camp Marmal gut zu realisieren, dem wesentlichen Stationierungsort des TAAC-Nord. Später kam das 217. Korps in Kundus hinzu. Da erschien es folgerichtig, das Train, Advise and Assist für diese neu aufgestellte Truppe ebenfalls aus unmittelbarer Nähe durchzuführen.

Aus diesem Grund entstand im afghanischen Camp Pamir nahe Kundus ein Safe Haven, quasi ein Camp im Camp mit Platz für rund 130 Soldatinnen und Soldaten der Resolute Support Mission. In diesem befinden sich neben Unterkünften, Büroräumen und Schutzbauten eine Küche, eine Sanitätseinrichtung sowie ein Hubschrauberlandeplatz. Dieser bildet den Startpunkt der Lebensader nach Masar-i Scharif.

Neue Wege der Beratung

Ein Soldat sitzt vor einem Raumteiler-Fenster, dahinter zwei weitere Soldaten

In Zeiten von COVID-19Coronavirus Disease 2019 erfolgt die Beratung durch eine Glasscheibe in getrennten Container-Räumen

Bundeswehr/Andre Klimke

Über genau diese Route fliegt Oberstleutnant Daniel G. nun nach Masar-i Scharif. Während die Teams während der ersten Jahre aus ihrem Safe Haven nahezu täglich zu ihren afghanischen Partnern in den benachbarten Korpsstab gingen, gab es dieses Jahr aufgrund von COVID-19Coronavirus Disease 2019 einige Veränderungen. „Zunächst beschränkten wir uns auf Telefongespräche, dann wurden Begegnungscontainer eingerichtet“, beschreibt Daniel G. die pandemiebedingten Anpassungen, im Hintergrund das gleichförmige Knattern der Rotoren des Helikopters. Diese Begegnungscontainer verfügen jeweils über zwei separate Eingänge sowie eine Scheibe in der Mitte, ergänzt durch eine Wechselsprechanlage. Auf diese Weise können Treffen ohne Ansteckungsgefahr weiterhin stattfinden.

Sichtbare Erfolge

Und es gibt weitere Entwicklungen. Die afghanischen Soldatinnen und Soldaten des Korpshauptquartiers haben in den zurückliegenden Jahren des Train, Advise and Assist bewiesen, dass sie dem Ziel, Operationen selbständig zu planen und durchzuführen, stetig näherkommen. Dies gelingt nicht zuletzt durch eine intensivere Abstimmung zwischen den unterschiedlichen afghanischen Sicherheitskräften. Als Advisor hat Oberstleutnant Daniel G. solche Fortschritte selbst miterlebt. Beispielsweise regte er eine Ausbildung für Multiplikatoren am Artilleriegeschütz D-30 an und begleitete ihre Durchführung bis zum Schluss. „Das Ergebnis der abschließenden Übung im scharfen Schuss konnte sich sehen lassen“, stellt der gelernte Artillerieoffizier zufrieden fest.

Umstellung auf „Fly to advise“

Ein Soldat mit Mund-Nase-Schutz schaut einen anderen Mann mit Maske an, dieser hält ein Handy in der Hand

Advisor und Dolmetscher bilden ein eingespieltes Team

Bundeswehr/Andre Klimke

Inzwischen wurde die Entscheidung getroffen, die Kräfte aus Kundus nach Masar-i Scharif zurückzuführen und sie nunmehr im Rahmen eines „Fly to advise“ einzusetzen. „Das beinhaltet die Aufnahme eines Hubschrauber-Pendelverkehrs zwischen den Camps in Masar-i Scharf und Kundus“, erläutert Oberstleutnant Daniel G. Der Umfang des Train, Advise and Assist sei abhängig vom tatsächlichen Beratungsbedarf, auch Übernachtungen seien möglich. Zugleich werde Personal aus dem vormals vollständigen Betrieb des Safe Haven eingespart.

Mit Blick auf den Kernauftrag betont der Kommandeur des TAAC-Nord, Brigadegeneral Ansgar Meyer: „Das TAAC-Nord wird den Kernauftrag der Resolute Support Mission, die Durchführung des Train, Advise and Assist für unsere Partner, die Afghanische Nationalarmee, auch mit Vor-Ort-Beratung weiterhin sicherstellen.“

Weihnachten wieder daheim

Ein Soldat und ein Zivilist gehen auf eine große weiße Halle mit einem Tor zu

Die Flüge nach Kundus erfolgen über eine Abfertigungshalle im Camp Marmal

Bundeswehr/Andre Klimke

Inzwischen ist Oberstleutnant Daniel G. mit dem Hubschrauber in Masar-i Scharif angekommen. Gleich morgen wird er sich mit seinen afghanischen Partnern telefonisch in Verbindung setzen. Eine große Verabschiedung gab es nicht. „Warum auch? Ich werde doch in Kürze wieder dort sein. Lediglich meine An- und Abreisen sind etwas länger“, sieht Daniel G. der neuen Situation gelassen entgegen.

Abschließend gewährt der gebürtige Franke angesichts leichten Schneefalls sowie erster Weihnachtsdekorationen im Camp Marmal einen Blick auf seine persönliche Planung: „Zu Nikolaus bin ich noch hier, aber nach über fünf Monaten im Einsatz bin ich an Weihnachten zu Hause bei der Familie.“

von Detlef Schachel

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