Die Lage im Blick: Die Green Cell im Camp Marmal
Die Lage im Blick: Die Green Cell im Camp Marmal
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Woher bekommt der deutsche Kommandeur des Train, Advise and Assist Command North (TAAC-NTrain Advise and Assist Command North) seine Informationen über die afghanischen Sicherheitskräfte in Nord-Afghanistan? Und wie genau wird eigentlich die Verbindung zu den Afghan National Defence and Security Forces (ANDSF) gehalten? Um diese wichtigen Fragen dreht sich die tägliche Arbeit der Green Cell.
Während die meisten im Camp Marmal noch schlafen, arbeiten einige wenige Soldatinnen und Soldaten schon hoch konzentriert in ihren Büros. Für die Frauen und Männer der Green Cell beginnt der Tag bereits gegen vier Uhr morgens. Die Aufgabe der Green Cell ist es, die verfügbaren Informationen über die afghanischen Sicherheitskräfte zusammenzustellen. Der Situational Awareness Officer (SAO) bewertet permanent alle eingehenden Informationen und ist, gemeinsam mit afghanischen Verbindungsoffizieren, das Bindeglied zwischen TAAC-NTrain Advise and Assist Command North sowie den afghanischen Sicherheitskräften.
Dadurch entsteht für den Kommandeur vor Ort das grüne Lagebild, also das Bild über die Lage der neutralen Kräfte. In der Farbenlehre der Bundeswehr gibt es außerdem Blau für eigene und verbündete Kräfte, Rot für gegnerische Kräfte und Gelb steht für Unbekannt. Die Green Cell selbst ist ein Teil des Situation Awareness Room des Hauptquartiers des TAAC-NTrain Advise and Assist Command North. Damit ist die Zelle ein Teil des multinationalen Stabes, der sicherstellt, dass der Auftrag im Norden Afghanistans durchgeführt wird.
Aufbau von Vertrauen durch enge Zusammenarbeit
Die Lageinformationen gelangen über unterschiedliche Wege in die Green Cell. Eine der wichtigsten Quellen sind die Afghanen selbst. Liaison Officers, also afghanische Verbindungsoffiziere, pflegen direkte Verbindungen zu den jeweiligen afghanischen Sicherheitskräften, unter anderem zur nationalen Polizeibehörde. Mithilfe der Sprachmittler der Bundeswehr werden die gesammelten Informationen gezielt zusammengefasst, um das aktuelle Lagebild für den Kommandeur zu erstellen. Dieses wird ständig aktualisiert.
Damit alles reibungslos funktioniert, muss in einem multinationalen Team und in englischer Sprache gearbeitet werden. In Nord-Afghanistan ist es zudem sehr wichtig, sich auch auf die dortige Kultur und deren Gebräuche einzulassen. Nur so kann ein vertrauensvolles Verhältnis mit den afghanischen Verbindungsoffizieren entstehen.
Kennenlernen bei einem gemeinsamen Tee
Gegenseitiges Vertrauen ist unabdingbar, es gestaltet die gemeinsame Arbeit harmonischer und effizienter. Eine wichtige Grundlage, um Vertrauen aufzubauen, ist zudem interkulturelle Kompetenz. Nur wer die Kultur kennt, versteht auch die Menschen, die hier leben. Daher nutzt das Team der Green Cell gelegentlich die Möglichkeit, sich zusammenzusetzen und nach den hiesigen Gebräuchen einen gemeinsamen Tee zu trinken.
Währenddessen tauschen sich die deutschen Soldatinnen und Soldaten mit den afghanischen Verbindungsoffizieren auch darüber aus, wie es ihnen privat ergeht. Gerade in Zeiten von COVID-19Coronavirus Disease 2019 geht es dabei vorrangig um die Situationen der deutschen und afghanischen Familien. Eines wird bei diesen Gesprächen deutlich: Ob in Deutschland oder Afghanistan, die Sorgen und Nöte der Familien in der Pandemie ähneln sich.
300 Meldungen am Tag
Das Ergebnis dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit kann sich sehen lassen: Es werden täglich bis zu 300 Meldungen aufgenommen und ausgewertet. Diese werden in verschiedenste Digitalsysteme eingepflegt, damit alle Zugriff auf die benötigten Daten haben. Die Informationen werden sowohl in eine digitale Karte eingepflegt als auch auf einer Papierkarte geführt. Die viele Arbeit ist ihre Mühe wert: Durch das Arbeiten in der Green Cell, berichtet Hauptmann Roman H., habe er ein deutlich besseres Verständnis für das Land und dessen Kultur erhalten.