Altbewährtes zahlt sich aus – Ausbildung in Afghanistan

Altbewährtes zahlt sich aus – Ausbildung in Afghanistan

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
3 MIN

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Ein typischer Zug der Afghanen besteht aus 35 Personen und acht Fahrzeugen. Ausgerüstet mit den üblichen Handwaffen ein schlagkräftiges Instrument - vorausgesetzt man verfügt über entsprechende Führungskräfte und eine entsprechende Ausbildung. Oberst Thomas B., Senior Advisor für die afghanische Armee brachte es auf den Punkt: „Wir müssen die Afghanen dort abholen, wo sie stehen. Und ihnen dann neue Wege zeigen.“ Die Herausforderung besteht  darin, dieses Verhalten auf einen Zug abzubilden.

Ein Soldat steht im Vordergrund und weist die anderen Soldaten ein.

Multinational: Hauptmann Christoph S. aus Österreich weist in die Übung ein

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

Deutsche Soldaten in afghanischer Gliederung

„Wir begegnen hier einem ganz anderen System. Was wir auf neudeutsch unter Leadership verstehen, gibt es so nicht bei den Afghanen.“ Das Prinzip der Auftragstaktik ist hier genauso unbekannt wie das eigenverantwortliche Übernehmen von Verantwortung. Was bei deutschen Soldaten als „Leben in der Lage“ bekannt ist und immer wieder ausgebildet wird, ist bei den Afghanen nicht vorhanden. „Inschallah bedeutet auch, dass Gott längst über das Schicksal des Einzelnen entschieden hat. Daher sieht der afghanische Soldat die Notwendigkeit für Ausbildung nicht so deutlich.“ Aus diesen Faktoren und der kulturellen Unterschiede entsteht eine Diskrepanz zwischen der Erwartungshaltung und der Umsetzung. „In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns und können nicht einfach unser NATONorth Atlantic Treaty Organization-System hier implementieren“, so Oberst B.

Hinterhalt mit Sprengfalle

Rauch steigt über dem Fahrzeug auf

Hinterhalt: Wie reagiert man in einem solchen Fall

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

Oberst B. hat schon einige Einsätze in Afghanistan erlebt. Unter anderem war er 2011 mit einem afghanischen Bataillon unterwegs. „Wir zeigen den Afghanen mit ihren eigenen Mitteln, wie es geht.“ Gesagt, getan. Immer in enger Anlehnung an die Vorschriften des afghanischen Militärs. Zusammen mit dem Force Protection-Bataillon hat man einen Zug besetzt. 34 Mann und eine Frau. Den Fahrzeugtyp Toyota Hilux gibt es in allen Varianten. Acht Stück an der Zahl wurden auf den Übungsplatz des Regional Military Training Center im Camp Shaheen gebracht. Die Toyota sollen die afghanischen Ford Ranger darstellen.

Schnelle Reaktion

Zwei Soldaten gehen hinter einem Fahrzeug in Deckung

Sichern und Ausweichen. Dynamische Elemente

Bundeswer / Jürgen Sickmann

Was dann eingespielt wurde, waren drei einfache Szenarien. Hinterhalt mit Sprengfalle, Ausweichen, Schlagen. Die Details und das Wie unterliegen zwar der Geheimhaltung, aber eines kann man sagen: Hier wird die Infanterie nicht neu erfunden. Hauptmann Christoph S.: „Wir müssen hier die Grundlagen vermitteln und das in einem hohen Tempo. Damit sollen die Afghanen schnell handlungsfähig werden.“ Bei aller Erwartungshaltung an die afghanischen Streitkräfte soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass auch die deutschen Kräfte die Vorführung üben mussten. Aber das ist selbstverständlich, Können und Qualität kommen nur durch Üben, Üben, Üben.

Dynamischer Ansatz

Drei Soldaten im Vordergrund

Angriff: Die Dynamik eines Gegenangriffs liegt in der Führerleistung begründet

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

Mit dieser „Lehrübung“ geht die Ausbildungsmission einen großen Schritt voran. „Wir bilden hier nicht nur die Ausbilder am Trainingszentrum aus“, so Oberst B., „sondern liefern auch Ausbildungsmaterial dazu.“ Quasi Handbuch und Lehrvideo. So bekommen die afghanischen Ausbilder einen doppelten Werkzeugkasten an die Hand. „Wir zeigen mit einzelnen Lehrstücken die situationsbezogene Anwendung militärischer Techniken.“ Unser Ziel ist, dass die taktischen Führer „aus dem Werkzeugkasten selbständig die Werkzeuge einsetzen“. Doch der Oberst weiß auch: „Das schaffen wir nicht von heute auf morgen. Aber wir machen einen weiteren Schritt.“

Soldat mit Waffe

360 Grad Sicherung

Bundeswehr / Jürgen Sickmann

Hoher Besuch

Eine Gruppe von Soldaten unterhalten sich

Der Kommandeur des 209. ANAAfghan National Army Corps machte sich selbst ein Bild von der Vorführung

Bundeswehr / Jügen Sickmann

Am Ende der Übung zeigte sich sogar Generalmajor Mohammad Amadzai, der Kommandeur des 209. Corps, um sich vor Ort ein Bild zu verschaffen. „Das war für uns ein Symbol der Wertschätzung, weil damit auch die Afghanen den Stellenwert erkannt haben“, so der Oberst B. „Am Ende des Tages müssen wir mit unserer Beratungsleistung überzeugen“, so der Senior-Advisor. „Erst wenn sich das bei den Afghanen im Kampf erfolgreich bewährt hat, haben wir gewonnen. Ab dann beginnt der nächste Schritt in Richtung stabiler und schlagkräftiger Sicherheitskräfte dieses Landes.“

von Nikolas Barth

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Kontakt für die Presse

  • Major David Zeidler, Sprecher für den Einsatz der Bundeswehr

    Oberleutnant Luisa Alex

    Sprecherin für die NATONorth Atlantic Treaty Organization multinationale Battlegroup Litauen, die NATONorth Atlantic Treaty Organization multinationale Battlegroup in der Slowakei sowie Landes- und Bündnisverteidigung

  • Hauptmann Stefan Gierke, Sprecher für den Wald der Erinnerung

    Hauptmann Stefan Gierke

    Sprecher für Grundsatzangelegenheiten der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Einsatzführungskommando der Bundeswehr sowie für Einsätze und Übungen der Spezialkräfte