Dschibuti: Basis der Operation Atalanta
Dschibuti: Basis der Operation Atalanta
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„Dschibuti“ – der Name verheißt den einen exotisches Flair. Den anderen ist es ein Zuhause auf Zeit – beispielsweise den deutschen Soldaten der Anti-Piraterie-Operation Atalanta.
Dschibuti ist eine Republik in Ostafrika. Sie wurde 1977 von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich unabhängig. Dschibuti grenzt im Norden an Eritrea, im Westen und Süden an Äthiopien und im Südosten an Somalia sowie im Osten an den Golf von Aden und das Rote Meer.
Die Bevölkerungsstruktur in Dschibuti wird von zwei Hauptvolksgruppen dominiert. Mit einem Anteil von etwa 60 Prozent sind die Somali im Süden und die Volksgruppe der Afar mit schätzungsweise 35 Prozent im Norden am stärksten vertreten. Die meisten dschibutischen Somali gehören den Issa, einem Unterclan der Dir, an.
Dschibuti ist im internationalen Vergleich ein stark unterentwickeltes Land, die Arbeitslosenquote liegt Schätzungen zufolge bei über 50 Prozent. Dennoch gilt Dschibuti in der Region als politisch „stabil“.
Geostrategisch günstig gelegen
Schon in der Vergangenheit versuchte das Land immer wieder, sich außenpolitisch zu profilieren. So trat es in den Konflikten zwischen Äthiopien und Somalia sowie zwischen Äthiopien und Eritrea als Vermittler auf.
Wegen der geostrategisch günstigen Lage haben mehrere Staaten Militärbasen im Land aufgebaut. In Dschibuti befindet sich der Hauptsitz der IGADIntergovernmental Authority on Development, der Intergovernmental Authority on Development, einer regionalen Organisation zur Friedenssicherung und wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Ostafrika. Das Land ist unter anderem Mitglied der UNOUnited Nations Organization und der Arabischen Liga.
Dschibuti ist gemäß der Verfassung von 1992 eine Präsidialrepublik. Das Staatsoberhaupt des Landes ist der für sechs Jahre direkt vom Volk gewählte Staatspräsident. Er ernennt den Regierungschef und dessen Kabinett und ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Die Nationalversammlung bildet sich aus 65 direkt gewählten Abgeordneten, die die legislative Gewalt des Staates innehaben. Alle Einwohner des Landes ab 18 Jahren besitzen das Wahlrecht, bereits 1946 wurde auch das Frauenwahlrecht eingeführt. Das Rechtswesen orientiert sich am islamischen Recht, höchste Instanz ist der Oberste Gerichtshof.
Der Kanal brachte den Aufschwung
Das heutige Dschibuti geriet zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert, wie auch ein Großteil der Anrainerstaaten, unter die Herrschaft arabischer Sultane, die die ansässige nomadische Hirtenbevölkerung islamisierten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten die dort ansässigen Nomaden der Afar und Somali weitgehend unbeeinflusst von den politischen Entwicklungen in der Region.
Die unbedeutende Rolle der Region am Horn von Afrika änderte sich mit dem Baubeginn des Suezkanals 1859. Durch die neue Verbindung von Mittelmeer und Rotem Meer und dem damit entstandenen kurzen Weg zu den Handelsräumen Asiens lag Dschibuti bald an einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt. 1862 erwarb Frankreich den Hafen von Obock und das direkte Umland.
Im Jahr 1896 wurde Dschibuti schließlich offiziell zur Kolonie Französische Somaliküste erklärt. In der Folgezeit kam es zum Aufbau einer kolonialen Infrastruktur. Wohnhäuser für Beamte, Verwaltungsgebäude und Kasernen entstanden. Der vorhandene Hafen wurde weiter ausgebaut und entwickelte sich zur wichtigsten Einnahmequelle Dschibutis. Fast zeitgleich wurde mit dem Bau einer Bahnverbindung nach Addis Abeba in Äthiopien begonnen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekam Dschibuti im Zuge der Entkolonialisierung zunächst den Status eines Überseeterritoriums. Damit verbunden waren auch mehr Rechte und Selbstbestimmung für das Land.
Nach der Unabhängigkeit Somalias im Jahr 1960 verfolgte auch die größte somalische Volksgruppe in Dschibuti dieses Ziel, beziehungsweise suchte Anschluss an den neu entstandenen Staat. Bei mehreren Volksabstimmungen in den Jahren 1958 und 1967 sprach sich aber eine Mehrheit der Bevölkerung für einen Verbleib bei Frankreich als Überseeterritorium aus.
Erst am 27. Juni 1977 entließ Frankreich Dschibuti endgültig in die Unabhängigkeit. Frankreich verblieb aber aufgrund eines sicherheits- und verteidigungspolitischen Bündnisvertrages als Schutzmacht mit Dschibuti eng verbunden und ist bis heute mit einem militärischen Kontingent dauerhaft vor Ort.
Drei Jahre Bürgerkrieg
Aus den ersten Parlamentswahlen 1977 ging die Volksgruppe der Somali als Sieger hervor. Unter der Führung des ersten Präsidenten Hassan Gouled Aptidon etablierte sie in der Folgezeit ein ethnisch-basiertes Einparteiensystem im Land, welches durch die Issa dominiert wurde.
Die Volksgruppe der Afar wurde zunehmend aus führenden Positionen in Staat und Gesellschaft entfernt und marginalisiert. Dies führte zu ethnischen Spannungen. Die Gegensätze und Spannungen im Land verschärften sich im Laufe der 1980er Jahre immer weiter. 1991 kam es schließlich zum Ausbruch eines bewaffneten Aufstandes der Afar. Es folgte ein fast drei Jahre andauernder Bürgerkrieg mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen für Dschibuti.
Erst 1994 konnte auf Druck Frankreichs ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Opposition erreicht werden.
Eine fragile Stabilität
Mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung wurde auch wieder ein Mehrparteiensystem im Land eingeführt. Seit 1999 wird das Land von Ismael Omar Guelleh regiert, der der Volksgruppe der Issa angehört.
Obwohl nach dem Ende des Bürgerkrieges mehrere Wahlen stattfanden – zuletzt Parlamentswahlen 2018, die nach zweitägigem Wahlkampf die regierende Parteienkoalition des Staatspräsidenten bestätigte – kann bis heute nicht von einer etablierten Demokratie und von Gleichberechtigung beider Volksgruppen in Dschibuti gesprochen werden.
Bundeswehr seit 2002 vor Ort
Seit Anfang 2002 ist die Bundeswehr im kleinsten Staat am Horn von Afrika vertreten. Eigens für die Operation Enduring Freedom (OEFOperation Enduring Freedom) wurde damals eine Marinelogistikbasis in Dschibuti aufgebaut. Sie sollte die deutschen Einheiten versorgen, die im Rahmen der Anti-Terror-Mission dort operierten. Seit Beginn der Operation Atalanta im Jahr 2008 entsendet die Bundeswehr regelmäßig Personal und Material in die Region.
Dauerhaft ist in Dschibuti nun ein „Support Element Atalanta“ (SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe) im Einsatz. Es dient Schiffen als logistischer Stützpunkt am Horn von Afrika und gewährleistet somit eine höhere Verweildauer im Einsatzgebiet. Stationiert ist das SEAThe Shipyards’ & Maritime Equipment Association of Europe auf der Base Aérienne, einem französischen Militärflugplatz.
In den Zwischenmonsunzeiten kommt außerdem ein Seefernaufklärungsflugzeug vom Typ P-3C Orion zum Einsatz, da nur dann die Seebedingungen im Golf von Aden und im Indischen Ozean Aktivitäten von Piraten in der Region wahrscheinlicher werden lassen.