Die Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina

Die Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina

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Deutschland hatte 2012 seine Beteiligung an dem EUEuropäische Union-Einsatz vorerst beendet. Doch seit dem 16. August 2022 ist die Bundeswehr zurück in Bosnien und Herzegowina. Bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten sorgen gemeinsam mit ihren multinationalen Partnern für Stabilität in der Region. 

Vor Camp Butmir in Sarajevo hat die „Schaltzentrale“ des deutschen EUFOREuropean Union Force-Kontingents ihren Sitz: das National Support Element (NSENational Support Element). Hier sorgen sowohl Soldaten als auch zivile Mitarbeitende aus der Einsatzwehrverwaltungsstelle dafür, dass von Rechnungsführung über Beschaffung bis Logistik alles reibungslos läuft.

Eine Karte von Bosnien und Herzegowina, die das Einsatzgebiet von EUFOR Althea zeigt

Das Einsatzgebiet der Bundeswehr bei EUFOREuropean Union Force Althea

Bundeswehr

Da, wo jetzt auf deutscher Seite die Fäden der EUEuropäische Union-geführten Mission zusammenlaufen, wurde früher Pizzateig geknetet. „Tatsächlich ist unser NSENational Support Element in einer alten Pizzeria untergebracht“, bestätigt Oberstleutnant Bernd Richter, der das 5. deutsche Einsatzkontingent seit August 2024 führt. Geplant ist jedoch, das NSENational Support Element als Containermodulbau innerhalb des Camps unterzubringen – dort, wo auch die anderen 22 Nationen von EUFOREuropean Union Force ihr Unterstützungselement haben. Für die Deutschen gab es im Camp keinen Platz mehr, nachdem die Bundeswehr sich 2012 aus Bosnien und Herzegowina zurückgezogen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten deutsche Kräfte acht Jahre lang im Rahmen von EUFOREuropean Union Force dazu beizutragen, dass das Friedensabkommen von Dayton nach Ende des Bosnienkrieges 1995, der mehr als 100.000 Opfer forderte, eingehalten wurde.

Seit 2022 sind wieder deutsche Soldatinnen und Soldaten bei EUFOREuropean Union Force Althea im Westbalkan-Land. Vor den Toren von Camp Butmir haben sie sich in der verwinkelten Pizzeria auf wenigen Quadratmetern bestmöglich eingerichtet: oben die Büros, unten Besprechungs- und Aufenthaltsraum mit Küche. Es wirkt wie eine gemütliche Wohngemeinschaft, die vom Engagement jedes Einzelnen lebt. So sieht es der Kontingentführer, der voll des Lobes ist für seine Leute und das, was sie täglich auf die Beine stellen – insbesondere die „Bastelgruppe“, die sich gerade für Weihnachten rüstet: Im Baumarkt haben die Soldaten Holzbretter besorgt, aus denen sie eine Bude für den Weihnachtsmarkt im Camp zusammenzimmern. Der „Baumarktbeschaffungstruppe“ ist es auch zu verdanken, dass die Veranda mit Seitenwänden und Schiebetür der Witterung trotzt und ein geschützter Ort zum gemeinsamen Verweilen ist. Zusammenhalt und Respekt unabhängig vom Dienstgrad werden hier großgeschrieben. Was dem Kontingentführer am wichtigsten ist: „Alle gesund an Kopf und Körper nach Hause zu bringen, stolz sein auf das, was wir hier leisten.“

Zwei Jahrzehnte EUFOREuropean Union Force-Mission auf dem Westbalkan

Das deutsche Engagement umfasst 2024 insgesamt 35 Dienstposten, die sich auf das NSENational Support Element mit Einsatzwehrverwaltungsstelle, das MNHQ (Multinational Headquarters) im Camp Butmir und die zwei LOTLiaison and Observation Teams-Häuser (Liaison and Observation Teams) in Vlasenica im Osten der Republika Srpska und Čapljina im Süden der Föderation Bosnien und Herzegowina verteilen. Vorerst bis Ende Juni 2025 bleibt das deutsche Kontingent dort – so sieht es das Mandat des Deutschen Bundestages vor, das in der Regel fortlaufend um weitere zwölf Monate verlängert wird. Völkerrechtliche Basis für die Mission ist die Zustimmung des UNUnited Nations-Sicherheitsrates, der das Mandat zuletzt im November 2024 verlängerte. Seit zwei Jahrzehnten setzen sich die Kräfte der Mission also schon für ein stabiles und sicheres Bosnien und Herzegowina ein. „Forward, Onward, Together EUFOREuropean Union Force and Bosnia and Herzegovina“, gemeinsam weiter vorangehen: Dies ist EUFOREuropean Union Force-Auftrag und Leitspruch zugleich.

Ein Transportfahrzeug steht vor einem Gebäude. Vor dem Gebäude stehen Fahnenmasten.

„Schaltzentrale“ des deutschen Kontingents: Vor den Toren von Camp Butmir ist das National Support Element (NSENational Support Element) in einer alten Pizzeria untergebracht

Bundeswehr/Martin Riek
Der Einfahrtsbereich einer Stadtvilla. Im vorderen Bereich steht ein Bundeswehrfahrzeug.

In den beiden deutschen Liaison and Observation Team-Häusern arbeiten und leben jeweils acht Soldatinnen und Soldaten

Bundeswehr/Martin Riek

„Hier ist jeden Tag ganz schön viel Bewegung im Land“

Insgesamt rund 1.500 Soldatinnen und Soldaten aus 23 Nationen sind 2024 für die EUFOREuropean Union Force-Mission im Einsatz. Im Fokus ihres Auftrages stehen Führungs-, Verbindungs-, Beratungs- und Beobachtungsaufgaben. Die rund 800 Frauen und Männer des multinationalen Einsatzbataillons fahren täglich auf unterschiedlichen Routen raus in ihre Zuständigkeitsräume und schauen nach dem Rechten. Multinationalität sei der Kern der Mission, so der deutsche Kontingentführer. Das internationale Personal im MNHQ unterstütze mit seiner Arbeit in den verschiedenen Stabsabteilungen EUFOREuropean Union Force bei der Planung und Organisation der Mission in Bosnien und Herzegowina. Sechs Deutsche tun hier im MNHQ heute Dienst – einer von ihnen ist der Oberstleutnant: deutscher Kontingentführer, Senior National Representative (SNRSenior National Representative) und stellvertretender Planer der Mission EUFOREuropean Union Force im MNHQ in einer Person.

Die LOTLiaison and Observation Teams-Häuser sind der eigentliche Kern der Mission“

LOTLiaison and Observation Teams: Das steht für Liaison and Observation Team, also Verbindungs- und Beobachtungsteams. Als eine Art Frühwarnsystem und Sensor für EUFOREuropean Union Force wirken die LOTs maßgeblich an der Erstellung eines Lagebildes für die Operationsführung mit. Sie tauschen sich mit der Zivilbevölkerung aus und treffen regelmäßig Vertreter lokaler Behörden sowie nationaler und internationaler Organisationen, um sich ein Bild von der Stimmung in der Region zu machen. Seit 2022 unterhält die Bundeswehr diese zwei von insgesamt 20 LOTLiaison and Observation Teams-Häusern in Bosnien und Herzegowina. Ziel ist es, mit der Präsenz der multinationalen Truppe die lokale Akzeptanz von EUFOREuropean Union Force Althea zu erhöhen. Täglich fahren zwei Dreierteams raus auf Patrouille.

Der Kontingentführer hat seine Teams auf ihren Auftrag vorbereitet: Jeder weiß, warum er hier ist und was im Krieg damals geschehen ist. „Jeder soll in seinem LOTLiaison and Observation Teams-Haus wissen: Wie war die Situation in seinem Raum? Wie war die Entitäten-Verteilung vor und nach dem Krieg?“ Entscheidend sei auch das Wissen darüber, wie viele Krankenhäuser und Polizeistationen es gebe und wie es um die Wasser- und Stromversorgung bestellt sei. „Alles Dinge, die Menschen unzufrieden machen und auf die Straße bringen könnten“, fasst der Kontingentführer zusammen.

In Annex 4 des Friedensabkommens von Dayton ist die heutige Verfassung des Landes, zu dem die Föderation Bosnien und Herzegowina und die Republika Srpska zählen, niedergeschrieben. Sie besagt, dass die Macht paritätisch zwischen den drei konstituierenden Völkern bosnische Kroaten, bosnische Serben und Bosniaken aufgeteilt ist.

Bosnien und Herzegowina steht weiter vor Herausforderungen

Im Grunde sei EUFOREuropean Union Force eine politische Mission. Soldaten, die in Afghanistan gedient hätten, seien anderes gewohnt. „Schwer bewaffnet mit Splitterschutzwesten ins Gefecht – das gibt es hier nicht“, betont der Kontingentführer. Denn Kernauftrag von EUFOREuropean Union Force ist die Unterstützung der bosnischen Behörden bei der Aufrechterhaltung eines sicheren Umfeldes. Im Falle einer krisenhaften Zuspitzung greift EUFOREuropean Union Force auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kräfte zurück, zum Beispiel von KFORKosovo Force aus Kosovo.

EUFOREuropean Union Force sei ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor: Die Lebenssituation und -zufriedenheit der Menschen würden sich verschlechtern, sollte es EUFOREuropean Union Force künftig nicht mehr geben. „Und dann kommen die Leute, die zündeln, wieder auf den Plan“, so der Kontingentführer. „Deshalb: Der Einsatz ergibt Sinn. Das ist für mich keine Frage.“ Allein durch Uniform und Präsenz böte das deutsche Kontingent eine gewisse Abschreckung. „Es gibt keinen in der EUEuropäische Union, der diese Lücke füllen könnte.“

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