Der springende Flugplatz – Das Combat Control Team

Der springende Flugplatz – Das Combat Control Team

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Das Combat Control Team ist der Kern des Fallschirmspezialzuges. Ohne es kann der Zug seinen Auftrag nicht erfüllen: Hinter den feindlichen Linien zu operieren und Möglichkeiten zu erkunden, eigene Kräfte nachzuführen.

Zwei Soldaten mit Ausrüstung laufen über eine Wiese

Viele Antennen für viele Funkkreise: Das CCT koordiniert am Boden den Luftverkehr.

Bundeswehr/Andrea Bienert

Mike steckt sich routiniert eine Zigarette in den Mund. Der Rauch steigt senkrecht in den Himmel. „Das ist mein Windmarker,“ sagt er und tippt an die Kippe in seinem Mund. Sein Blick geht in die Ferne zum Horizont – er ist angespannt. Zusammen mit seinen Männern hat er einen Auftrag: Ein Flugzeug sicher auf dem kleinen Flugplatz irgendwo in Vorpommern, unweit der Ostseeküste bei Rügen zu landen.

„Da ist er, Landeanflug von 160, kein Crossing“, sagt er, zieht an der Zigarette und greift zum Funkgerät. Erst als er fertig ist mit dem Funkgespräch, können die anderen den kleinen Punkt in der Ferne erkennen. Langsam zeichnen sich die Konturen eines Flugzeugs vor dem grauen Himmel ab. Es ist eine Transall C-160 im Landeanflug. Mit dröhnendem Motorgeräusch setzt der grün lackierte Vogel auf die Landebahn und kommt erstaunlich schnell zum Stehen. Die Männer um Mike ducken sich unwillkürlich neben der Landebahn. Mike dagegen sitzt entspannt in der Hocke und winkt den Piloten zu – Auftrag erfüllt.

Zwei Soldaten sitzen mit Laptop und weiterer Ausrüstung auf einer Wiese

Es kommt einiges an Daten beim CCT zusammen. Schweres Gepäck, große Verantwortung.

Bundeswehr/Andrea Bienert

Sie sind eine kleine Elite

Der kleine Flugplatz am Ostseeort Barth ist eine Woche lang die Basis für knapp 70 Soldaten und Soldatinnen aus Seedorf. Dabei ist der Fallschirmspezialzug, zu dem Mike mit seiner Gruppe gehört. Der Flugplatz hat nur eine Landebahn und einen kleinen Flugtower. Im einzigen Hangar sind mehrere Sportflugzeuge abgestellt. Ohne das Treiben der militärischen Gäste aus Niedersachsen wäre es hier ein weiterer heißer Sommertag wie jeder andere – ruhig und nur unterbrochen von einigen Badegästen, die den Ostseestrand aus der Luft sehen und einen Rundflug machen wollen.

„Wir sind hier nicht zum Urlaub machen“, sagt Daniel Kukat-Brinckmann, „wir trainieren hier den taktischen Sprung mit Gepäck und Ausrüstung.“ Der Enddreißiger ist Freifallbeauftragter des Fallschirmjägerregiment 31 aus Seedorf. Gesprungen wird mit einem militärischen Gleitschirm - genannt TW 9. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die zum freien Fall ausgebildet werden, bilden unter den springenden Soldaten eine kleine Elite. Anders, als die mit einer Rundkappe abspringenden Fallschirmjäger, können sie eine Punktlandung machen. „Mit unseren Gleitschirmen navigieren wir uns direkt in das Einsatzziel,“ sagt der Hauptfeldwebel. Das langjährige Mitglied des Fallschirmspezialzuges weiß, wovon er spricht – er ist schon seit zehn Jahren ausgebildet für den Sprung im freien Fall.

Schweres Gepäck, große Verantwortung

Mit einem freien Fall beginnt auch für Mike in der Regel der Einsatz. Anschließend gleitet er erstmal eine Weile am Schirm durch die Luft. Nach der Landung muss er dafür sorgen, so schnell wie möglich seine gesamte Ausrüstung und seine Gruppe zusammen zu bekommen. Jeder Soldat trägt etwas in seinem Gepäck, dass er für die Einrichtung eines Flugbetriebs benötigt. Von einer mobilen Wetterstation, Heliumflaschen für einen Wetterballon über Feldmessgeräte bis hin zur schweren Funkausstattung. Das Gepäck kann dann schnell bis zu 60 Kilogramm wiegen. Schweres Gepäck für eine verantwortungsvolle Aufgabe. Mike und seine Männer bilden den Kern des Fallschirmspezialzuges. Sein Wissen um die Organisation eines Flugbetriebes und ihre Ausrüstung ermöglicht es erst der militärischen Führung, Verstärkung zu den weit vor den eigenen Linien eingesetzten Soldaten zu schicken.

Ein Soldat hält ein Wettermessgerät in die Luft

Alle im Team haben eine feste Aufgabe.

Bundeswehr/Andrea Bienert
EIn Soldat baut eine mobile Wetterstation auf

Das Messen der Wetterdaten ist für die Landung der Soldaten besonders wichtig.

Bundeswehr/Andrea Bienert

Fällt Mike aus, kann der Fallschirmspezialzug seinen Auftrag nicht mehr erfüllen. Der ausgebildete und lizenzierte Fluglotse mag zwar ein Ein-Mann-Flugtower sein, doch erst mit seinen Kameraden wird das Combat Control Team zum wandelnden Flugplatz. Jeder in seinem Team hat eine Aufgabe. Von der improvisierten Landebahnmarkierung bis hin zum Ablaufen und Bestimmen einer Landebahnfläche. „Mit dem Penetrologger bestimmen wir die Bodenwerte, die wir brauchen um zu sagen, was für eine Maschine landen kann,“ sagt Mike. Der Penetrologger ist ein Feldmessgerät, das in das Erdreich gerammt wird und die Bodendichte errechnen kann. Für eine Landung sind auch aktuelle Wetterdaten wichtig. Eine mobile Wetterstation und ein Wetterballon liefern diese. Die Daten aus allen Messstationen laufen bei Mike zusammen. Seine Informationen bestimmen darüber, ob eine Transall zur Verstärkung geschickt wird, oder lediglich eine Drop-Zone für die in Massen mit Rundkappen abspringenden Fallschirmjäger eingerichtet werden kann. Läuft etwas schief, ist er verantwortlich. Fällt er aus, können keine weiteren Kräfte nachgeführt werden. Der Fallschirmspezialzug müsste sich wieder zu den eigenen Linien durchschlagen.

„Das wäre Murphy,“ sagt der erfahrene Fallschirmjäger dazu. Die Spezialisten unter den Fallschirmjägern lieben Anspielungen – beispielsweise auf „Murphys Gesetz“. Demnach läuft alles schief, was schieflaufen könnte. Für einen Soldaten, der freiwillig aus einem intakten Flugzeug springt, ist das keine schlechte Lebenseinstellung. Stets die schlimmste Möglichkeit einzuplanen, ist auch für Mike selbstverständlich. Er zieht nochmal an seiner Zigarette. Der Rauch steigt unverändert senkrecht auf. Heute muss er jedoch nicht damit rechnen, dass noch etwas schiefgeht.

von Matthias Lehna

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