Soldat als Fluthelfer im Ahrtal

Transkript Rückblick Fluthelfer

Transkript Rückblick Fluthelfer

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Lesedauer:
4 MIN

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Radio Andernach - das Einsatzradio

Radio Andernach (RA): Hallo aus dem Radio Andernach Studio. Ich bin Hauptmann Michael Vossfeldt.Zwei Jahre ist die Ahr-Flut jetzt her. Deswegen spreche ich mit einem Soldaten, der wenige Tage nach der Flut mit seiner Einheit ins Ahrtal verlegte, um zu helfen. Hallo, Hauptmann Eike J,. Hallo. Eike. Wie sah es damals vor Ort aus?

Hauptmann Eike J. (EJ): Als wir dort ankamen, waren noch sehr viele Straßen komplett zugeräumt. Die Hauptstraßen waren glücklicherweise bereits frei. Das heißt, wir konnten relativ nah ranfahren. Überall war Polizei, Hundertschaften und haben bereits angefangen Häuser zu entrümpeln, teilweise auch Menschen zu suchen. Wir haben da gleich gefragt, wie wir helfen können und haben dann mitgeholfen.

RA: Stichwort mitgeholfen. Was hast du denn für Ausrüstung? Was hattet ihr dabei, um zu helfen? Mehr als ein Klappspaten.

EJ: Wir hatten unsere Tonnen dabei. Wir hatten unsere SEAs dabei, also unsere Stromgeneratoren. Und die waren letztendlich wahnsinnig wichtig, weil wir dann automatisch auch helfen konnten, wieder Strom an die Leute zu bringen. Die waren ja komplett abgeschnitten vom Stromnetz. Ansonsten hatten wir alles dabei, was wir bräuchten. Wirklich Nässeschutz, wir hatten wirklich lange Sachen an. Wir hatten schwere Handschuhe dabei unsere Klappspaten war nicht dabei, weil auch das bereits organisiert war. Wir hatten wirklich sehr viel Material, mit dem wir arbeiten konnten.

RA: Okay, Material gab es genug. Habt ihr denn erst mal einen Raum bezogen oder direkt absitzen und mit anpacken?

EJ: Wir kamen dort an und wurden sofort auf einem Sportplatz einquartiert. Und wir haben dort in großen Zelten vom Katastrophenschutz geschlafen. Wir mussten natürlich vor Ort bleiben, klar. Und sind dann jeden Tag immer dorthin aufgebrochen, in die Stadt rein und haben den ganzen Tag dort gearbeitet.

RA: Wenn man jetzt wie du in so einem Katastrophenfluggebiet hilft, was bleibt denn da einem im Gedächtnis?

EJ: Was ich, glaube ich, niemals vergessen werde in meinem Leben, ist der Geruch. Das war eine Mischung aus Schlamm, Kloake und Heizöl, was alles als Gemisch und als Flut auch aus den ganzen gebrochenen Rohren komplett durch die gesamte Stadt gespült wurde. Und das Ganze hat sich auch gesammelt in ja, in den Senken, in den Gebäuden, in jeglichen Vertiefungen eigentlich.

RA: Du stehst jetzt bei uns im Studio stellvertretend für die vielen, vielen Kameraden, die bei der Flut geholfen haben. Über 2000 Soldaten waren zeitweise gleichzeitig im Einsatz und es haben viele Menschen ja Schlimmes erleben müssen. Wie war es denn bei dir? Was kannst du uns über die damalige Lage vor Ort berichten?

EJ: Es ist unvorstellbar, sich so was vorzustellen, was diesen Menschen passiert ist. Wenn man dann vor Ort ist, ist es ja letztendlich einfach nur, ja, ja, es sind die Nachwehen. Du hast da kaum Ideen, was passiert ist. Du siehst die Pegelstände an den Häusern. Teilweise sah es aus, als wären sie braun gestrichen gewesen zur Hälfte. Ich selbst habe persönlich mit niemandem geredet, die aktiv jemand verloren hat. Aber ich habe von anderen Kameraden gehört, die natürlich darauf angesprochen wurden, denen Dinge erzählt wurden, mit denen sie schwer zu beißen hatten.

RA: Wenn du an die Ereignisse zurück denkst, wie siehst du das heute?

EJ: Von mir aus gesehen. Ich fand, das war etwas sehr Sinnvolles, was wir gemacht haben, dass wir überhaupt dort waren, dass wir geholfen haben. Es musste alles vorbereitet werden. Wir mussten sämtliche Ausrüstung dabei haben, die uns überhaupt es möglich macht, dort ordentlich zu helfen. Und keiner war darauf vorbereitet, dass wir mal zu so etwas herangezogen werden. Es sind einige von uns daraus auch sehr gewachsen.

RA: Über 2 Milliarden Aufbauhilfe sind schon geflossen. Aber selbst der Bundespräsident, der sagte, eine Jahrhundertflut kann man nicht in zwei Jahren beseitigen, das wird noch Jahre dauern. Aber wir dürfen das Ahrtal nicht vergessen. Wenn du Eike, jetzt an das Tal und die Menschen dort denkst, was wünschst du dir für sie?

EJ: Ich hoffe, dass einiges an Alltag zurückgekehrt ist für die. Wir wurden natürlich sehr oft eingeladen, dass wir das nächste Mal vorbeischauen und an irgendwelchen Festen teilhaben. Es gab natürlich auch ein Fest für die Fluthelfer als Dankeschön. Ich selbst war zu dem Zeitpunkt leider auf einem Lehrgang, sonst wäre ich mitgekommen. Aber ich hoffe einfach nur, dass diese Menschen sich erholen und dass der Alltag zurückkehrt und dass die bald auch wieder glücklich sein können.

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von Michael Vossfeldt

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