Sicht der Truppenpsychologie Teil 2
Sicht der Truppenpsychologie Teil 2
- Lesedauer:
- 2 MIN
Radio Andernach: Homosexuelle Soldaten wurden bis ins Jahr 1969 legal diskriminiert. Einvernehmliche homosexuelle Handlungen standen unter Strafe und konnten sogar zur Entlassung führen. Nach der Abschaffung des diskriminierenden Erlasses dauerte es noch Jahre, bis die Benachteiligungen auch im Alltag aufhörten. Betroffene haben in ihrem Beruf somit über lange Zeit Diskriminierung hinnehmen müssen. Was für Folgen das haben kann und wieso hat uns Truppenpsychologin Sabrina H. verraten.
Sabrina H., Truppenpsychologin: Also grundsätzlich ist es ja so: Jeder Mensch gehört sozialen Gruppen an. Das ist ja ein wichtiger Teil unseres selbst und bildet auch die sogenannte soziale Identität und beeinflusst auch unser Denken, Handeln und Fühlen. Und wenn wir jetzt aufgrund unserer Gruppenzugehörigkeit diskriminiert werden, dann kann das natürlich Auswirkungen auf die Gesundheit zum Beispiel haben. Generell auf unser Wohlbefinden, die psychische Stabilität, aber auch zum Beispiel das Sicherheitsgefühl oder das Vertrauen, was man hat und im schlimmsten Fall dann eben auch psychische Störungen daraus resultieren.
RA: Auch unsere Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, hat das Leid der Betroffenen wahrgenommen. Mit ihrer symbolischen Entschuldigung und dem neuen Rehabilitierungsgesetz ist somit ein erstes Zeichen gesetzt. Um Diskriminierung und ihre Auswirkungen zu verstehen, ist es allerdings sinnvoll, sich die Frage zu stellen: Was ist Diskriminierung überhaupt und wie kommt sie zustande? Auch das konnte uns Truppenpsychologin Sabrina H. erklären.
H.: Im Grunde ist das ja nichts anderes als die Abwertung einer Fremdgruppe, um die eigene Gruppe aufzuwerten. Und wir haben ja eben schon angesprochen, dass unsere Gruppenzugehörigkeiten unsere soziale Identität bilden. Das heißt, Diskriminierung dient auch irgendwo dazu, sich selbst aufzuwerten. Und diese vermeintlich legitimierte Hierarchie zwischen Eigengruppe und Fremdgruppe führt dann zu einer Rechtfertigung für Diskriminierung. Das ist eine falsche Wahrnehmung im Endeffekt. Die Fremdgruppe wird negativer wahrgenommen, weil man die positiven Eigenschaften der Eigengruppe überschätzt.
RA: Diskriminierung ist also nicht nur ein Mittel, um andere abzuwerten, sondern führt gleichzeitig dazu, dass die Täter sich besser fühlen.