Sicht der Truppenpsychologie Teil 1

Sicht der Truppenpsychologie Teil 1

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Radio Andernach: Erlebte Diskriminierung ist belastend, egal auf welche Art und Weise sie stattfindet. Die Situation erscheint besonders aussichtslos, wenn die Diskriminierung, die einem widerfährt, gar nicht als solche angesehen wird. Und genau das mussten homosexuelle Soldaten noch bis 1969 miterleben. Wir haben bei Truppenpsychologin Sabrina H. mal nachgefragt: Macht es für Betroffene einen Unterschied, wenn die Diskriminierung rechtlich gesehen in Ordnung ist? Und was löst das in einem aus?

Sabrina H., Truppenpsychologin: Also grundsätzlich muss man natürlich festhalten, dass solche Erfahrungen subjektiv wahrgenommen werden, jetzt mal unabhängig davon, von welcher Ebene die Diskriminierung erfahren wird. Trotzdem löst natürlich die Tatsache, dass man „legal“ diskriminiert wird, eine große Hilflosigkeit aus, da der Handlungsspielraum ein ganz anderer ist, wie wenn man jetzt zum Beispiel von einem Kollegen diskriminiert wird. Also das ist dann schon ein anderes Ausmaß. Und gerade diese erfahrene Hilflosigkeit ist häufig eben das, was die Leute traumatisiert oder wo man eben auch einfach nicht mehr weiß, was man tun soll dagegen.

RA: Diese Hilflosigkeit ist für einen Menschen und seine Psyche sehr belastend. Aber wie gehen wir eigentlich mit so einer psychischen Belastung um? Gibt es bestimmte Schutzmechanismen oder Verhaltensweisen, die der Körper automatisch anwendet?

H.: Also wir haben jetzt evolutionär betrachtet eigentlich immer zwei Möglichkeiten, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren. Das ist die sogenannte „Fight or Flight Reaction“, also Kampf oder Flucht. Häufig ist es tatsächlich so, dass Opfer von Diskriminierung eher dann Vermeidungsverhalten zeigen. Also zum Beispiel bei Kindern, dass sie nicht mehr in die Schule wollen, die Schule abbrechen, bei Erwachsenen, dass sie versuchen, den Job zu wechseln, aber eben auch sozialer Rückzug. Was letzten Endes dann natürlich auch wieder dazu führen kann, je mehr man sich zurückzieht, desto weniger Sozialkontakte hat man und ist dann eben, je nachdem psychisch sehr belastet.

RA.: Ein richtiger Teufelskreis aus dem es schwer ist, alleine auszubrechen.



von Melina Hannig

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