Könige der Lüfte - die Kampfjets der Luftwaffe
Könige der Lüfte - die Kampfjets der Luftwaffe
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Sie faszinieren seit jeher - und flößen gleichzeitig großen Respekt ein. Am Himmel sieht man sie, bevor man sie hören kann. Ihren grollenden Donner spürt man noch, wenn sie längst schon am Horizont verschwunden sind. Und sie umgibt eine besondere Aura von grenzenloser Freiheit, technischer Perfektion und enormer Power: die Kampfjets der Luftwaffe.
Griff nach den Sternen – der „Starfighter“
Sie war berühmt und berüchtigt zugleich – die Lockheed F-104, besser bekannt als „Starfighter“. Schon rund um ihre Beschaffung rankte sich in der jungen Bundesrepublik ein handfester politischer Skandal. Schmal der Rumpf, klein und dünn die trapezförmigen Tragflächen des Einstrahlers – und fraglos außergewöhnlich seine Flugleistungen. Keinem anderen Flugzeug zuvor war jemals gelungen, was die F-104 in den Jahren 1958/59 erreichte: gleichzeitig drei Weltrekorde zu halten – für Geschwindigkeit, Höhe und Steigrate. Doch auch dunkle Schatten lagen auf die Ära des Starfighters: Mit 269 abgestürzten Maschinen zwischen 1960 und 1984, in denen 108 deutsche Piloten ihr Leben verloren, erwarb sich der atomwaffenfähige Abfangjäger in der Öffentlichkeit bald solch zweifelhafte Beinamen wie „Witwenmacher“ oder „Sargfighter“. Nach einer Reihe technischer Überarbeitungen stabilisierte sich das Flugverhalten der Maschine zur Freude der Piloten schließlich deutlich. Bis zu seiner Außerdienststellung 1991 durchlief der Alleskönner mehrere Modernisierungsschübe, bis er letztlich technisch ausgereizt war. Bis dahin blieb der Starfighter jedoch ein fester Bestandteil der deutschen Luftstreitkräfte. Interessantes zu den Anfangsjahren und Erfahrungen mit der Lockheed F-104 in der damals noch jungen Luftwaffe weiß General a. D.außer Dienst Hubert Merkel im Gespräch mit Radio Andernach zu erzählen, der selbst rund 1000 Flüge im Starfighter absolviert hat:
Der Tornado – europäisches Gemeinschaftsprojekt und Multitalent
1974 ist der Panavia 200 (PA-200) – besser bekannt als „Tornado“ – zu seinem ersten Flug gestartet. Der zweisitzige Kampfjet hat damals sukzessive den Starfighter als wichtigstes Kampfflugzeug der Luftwaffe abgelöst. Angetrieben von 60.000 PS wird das seinerzeit erste digitale Waffensystem überhaupt von einer Crew aus Pilot und Waffensystemoffizier bedient und geflogen. Mehr als stolze 45 Jahre hat der vielseitige Kampfjet mit den markanten Schwenkflügeln und den beiden Triebwerken mittlerweile als Jagdbomber, Jagdaufklärer oder Luftüberlegenheitsjäger auf dem Buckel. Seine erste „richtigen“ Bewährungsprobe hatte der Tornado Bundeswehrpiloten in den 1990er-Jahren im Jugoslawien- und Kosovokrieg. Weitere Einsätze flogen Piloten der Luftwaffe im Rahmen von ISAFInternational Security Assistance Force und auch im Nordirak. Und auch heute leistet der Mehrzweckkampfjet der Luftwaffe noch treue Dienste, auch wenn seine Tage gezählt sind.
Einblicke in den Flugalltag mit dem Tornado und seine Besonderheiten gewähren an dieser Stelle hier Oberstleutnant Sven vom Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich sowie Testpilot Rüdiger Knöpfel:
Was es mit der beißenden Bezeichnung „Fliegende Ölwanne“ für den Tornado auf sich hat und welche Unterschiede das Fliegen mit dem Nachbrenner im Vergleich zum Eurofighter mit sich bringt, verrät folgender Beitrag:
Der Eurofighter – tragende Säule der deutschen Kampfflugzeug-Geschwader
11.000 kg geballte Power und 2.500 km/h in der Spitze – der „Eurofighter Typhoon“ ist seit mittlerweile mehr als 15 Jahren für die Luftwaffe am Tag- und Nachthimmel im Einsatz und bildet inzwischen das Rückgrat innerhalb der deutschen Fliegergeschwader. Noch zu Zeiten des Kalten Krieges als Luftüberlegenheitsjäger konzipiert, später angepasst an die Aufgaben eines allwetterfähigen Mehrzweckkampfflugzeugs stellt der leichte und wendige Nachfolger des Tornado einen enormen Entwicklungssprung zu seinem Vorgänger dar. Durch ihre vielseitigen Vernetzungsmöglichkeiten kann das hochmoderne Kampfflugzeug im engen Verbund mit anderen Luftstreitkräften sowie Land- und Seestreitkräften eingesetzt werden. Das erfolgreiche Kooperationsprojekt der Länder Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien erlebte seine Truppeneinführung schließlich beim Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ im Jahr 2004. Aktuell stellt die deutsche Luftwaffe insgesamt vier Eurofighter-Geschwader. Mit 181 Maschinen wird Deutschland nach Auslieferung aller Tranchen unter allen Kooperationspartnern über das größte Kontingent an Eurofightern verfügen.
Tiefere Einblicke in die besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften des Jagdflugzeugs liefert der Besuch beim Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ in Nörvenich:
Das hochmoderne Waffensystem stellt ganz eigene Ansprüche an die Piloten und die Techniker, wie ein Pilot und sein Wartungstechniker im Gespräch anschaulich erläutern:
Der Blick in die Zukunft der Luftkampfführung – FCASFuture Combat Air System
Wie nicht mehr allzu ferner Zukunft die Luftkampfführung in der Zeit nach dem Eurofighter aussehen könnte, lässt die Beschäftigung mit dem Modellentwurf des sogenannten New-Generation-Fighter erahnen. Ab 2040 könnte dieser als zentraler Bestandteil des geplanten FCASFuture Combat Air System (= Zukünftiges Luftkampfsystem) in der Bundeswehr dem Eurofighter Typhoon nachfolgen.
Optional bemannt oder unbemannt bildet in dieser Konzeption der New-Generation-Fighter den Schwerpunkt eines Hightech-Systemverbunds, dem auch Drohnen und weitere Komponenten, die teils autark operieren können sollen, angehören. Ein beeindruckendes Mammutprojekt, dessen Entwicklung hier auf den Weg gebracht worden ist und für Außenstehende derzeit noch ein wenig nach Science-Fiction klingt. Welche speziellen Ansprüche, aber auch Herausforderungen den Weg dieser Entwicklung begleiten, verdeutlicht das Gespräch zwischen Radio Andernach und Rüdiger Klöpfel vom Bundesamt für Beschaffung, Informationstechnik und Ausrüstung der Bundeswehr in Koblenz:
Innenansichten eines ehemaligen Testpiloten
Stellen Sie sich vor, Ihnen würde man ein brandneues Auto geben. Ein Auto, das vor Ihnen noch niemand anderes gefahren hat. Sie dürften all sein Potenzial testen. Jedes kleinste Detail ausprobieren – das wäre doch etwas, oder! Und so etwas gibt es natürlich auch bei der Luftwaffe: Testpiloten fliegen gerade neu entwickelte Flugzeuge das allererste Mal und bringen es dabei bis an deren Leistungsgrenzen. Wie es ist, zu den wenigen handverlesenen Piloten zu zählen, die in Testflügen die Prototypen neuer Flugzeugentwicklungen in der Praxis auf Herz und Nieren prüfen dürfen – und was er mit Neal Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond, verbindet, diese Erfahrungen teilt der ehemalige Testpilot Rüdiger Knöpfel in folgendem Beitrag mit den Zuhörern:
Der tägliche „Ernstfall“ - die Alarmrotte der Bundeswehr
Stellen Sie sich mal folgendes Szenario vor: Ein unbekanntes Flugzeug nimmt Kurs auf Deutschland. Es antwortet nicht auf Funkrufe und hat auch keinen erkennbaren Transponder, mit dem man es identifizieren könnte. Das ist ein Fall für die sogenannte Alarmrotte. Diese steigt nämlich immer dann auf, wenn es zu solch einer Situation kommt. Und das passiert tatsächlich häufiger, als die meisten von uns denken. Beim Besuch des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ im nordrhein-westfälischen Nörvenich bekommt man einen lebendigen Eindruck davon, was eine Alarmrotte leistet:
Höchste Anspannung, Tempo und maximale Konzentration – damit die Piloten der Alarmrotte im Ernstfall so schnell wie nur möglich mit ihren Flugzeugen abheben können, muss jeder Handgriff wie im Schlaf sitzen. Im engen und hunderte Male eingeübten Zusammenspiel mit der zuständigen Wartungscrew heben die Piloten in weniger als zehn Minuten ab, um den Luftraum über Deutschland und dem Gebiet der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner zu schützen. Ein solcher „Alarmstart“ – natürlich mit scharfer Bewaffnung – wird für die Beteiligten jedoch nie zur Routine werden, berichtet Oberstleutnant Sven, genannt „Zwock“ vom Fliegerhorst Nörvenich: