Gesellschaft, Poltik & Sport

Der Radio Andernach Jahresrückblick 2021

Der Radio Andernach Jahresrückblick 2021

Datum:
Ort:
Deutschland
Lesedauer:
8 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Auch das Jahr 2021 stand weiterhin im Zeichen der Covid-19-Pandemie. Doch auch abseits von Corona geschah so einiges in den Bereichen Gesellschaft, Politik und Sport. Radio Andernach blickt für Sie auf das vergangene Jahr zurück, auf die Ereignisse und Menschen, die es geprägt haben – im Guten wie im Schlechten.

Jahresrueckblick-2021

Ein Soldat sucht auf der Webseite von Radio Andernach nach dem Jahresrückblick 2021

Budneswehr/Traub

Das Jahr 2021 ist noch keine Woche alt und hat schon seinen ersten Skandal. Ausgehend von den Präsidentschaftswahlen des vergangenen Jahres besetzen Anhänger des abgewählten USUnited States-Präsidenten Donald Trump das Kapitol in Washington. Die Bilder, die dabei am 6. Januar um die Welt gehen, verstören. Menschen mit Fellmützen, Gesichtsbemalungen, teilweise bewaffnet, stürmen fahnenschwenkend den Sitz des Kongresses. Bei den Auseinandersetzungen gibt es fünf Tote, Abgeordneten müssen in Sicherheit gebracht werden. Selbst einige Parteigenossen des republikanischen Präsidenten Trump geben dem Abgewählten eine Mitschuld an den Ausschreitungen. Wenige Tage später wird der Demokrat Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt – und übernimmt ein tief gespaltenes Land.

Auch im knapp 8000 Kilometer entfernten Russland spielt die Politik zum Jahresbeginn eine große Rolle. Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny kehrt nach einer medizinischen Behandlung in Deutschland in sein Heimatland zurück. Dort wird er umgehend verhaftet. Nawalny und sein Team hatten zuvor Berichte über massive Korruption rund um Präsident Wladimir Putin veröffentlicht. Die Verhaftung des Oppositionellen löst heftige internationale Kritik aus. Dass Korruption auch anders ausgehen kann, muss im Februar schließlich der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy feststellen. Ein Pariser Gericht verurteilt ihn wegen Korruption zu einer dreijährigen Haftstrafe. 2014 soll Sarkozy versucht haben, einen Justizbeamten zu bestehen. Das Urteil ist selbst Ende 2021 immer noch nicht rechtskräftig, da Sarkozys Anwälte mehrfach Berufung einlegten.

Russland steht wieder im Fokus eines Streits, der im Februar die deutsche Politik beschäftigt. Einmal mehr geht es um die Ostseepipeline Nord Stream 2. Vor dem Hintergrund der innenpolitischen Entwicklung in Russland sprechen sich mehr und mehr deutsche Politiker für einen Ausstieg aus der deutsch-russischen Kooperation zu Nord Stream 2 aus. Eine Diskussion, die noch mehrere Monate andauern sollte. Auch der Afghanistaneinsatz der Bundeswehr wird einmal mehr zum Thema der Politik. Steht zuerst eine Verlängerung des Mandats bis Januar 2022 im Raum, wendet sich das Blatt später im Jahr.

Der zwischenzeitliche Stopp der Coronaschutzimpfungen mit Astrazeneca und ein brisantes TV-Interview des britischen Prinzen Harry und seiner Ehefrau Meghan mit der Talkmasterin Oprah Winfrey, bei dem die Royals schwere Vorwürfe gegen die britische Königin äußern, dominieren die Schlagzeilen. Und im März läuft schließlich das Containerschiff „Ever Given“ im Suezkanal auf Grund und blockiert so sechs Tage den Welthandel auf dieser überaus wichtigen Wasserstraße. Die Beeinträchtigungen und Lieferengpässe dieses aufgrund eines Sandsturms eingetretenen Unfalls werden noch weit in das Jahr zu spüren sein.

Die K-Frage und ein Anschlag in Mali

Das zweite Quartal zeigte sich meteorologisch in Deutschland wie eine Blaupause für die Ereignisse der kommenden drei Monate – sowohl im In- als auch Ausland. Der April wird so kalt wie seit vierzig Jahren nicht. Trotz wenig Regen und viel Sonne bleibt es frostig.

In den Vereinigten Staaten wird fast ein Jahr nach der Tötung von George Floyd in Minneapolis der Ex-Polizist Derek Chauvin in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Seiner Verurteilung beendet den Fall rechtlich, aber gesellschaftlich ist das Thema Rassismus nicht nur in den USA noch lange nicht abgeschlossen. In England entscheiden sich unter anderem die zwanzig Fußballclubs der Premier League für einen mehrtägigen Boykott ihrer Social-Media-Auftritte, nachdem mehrere Spieler über rassistische Beleidigungen von den Stadionrängen und in den sozialen Medien berichtet hatten.

Neben der Feststellung des Bundesverfassungsgerichts, dass das deutsche Klimaschutzgesetz für nicht weitreichend genug erklärt, sorgt vor allem die Erklärung des amerikanischen Präsidenten Joe Bidens, die USUnited States-Truppen bis zum 11. September 2021 aus Afghanistan abzuziehen, für Aufregung. Daraufhin fordert die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer einen schnellen Abzug der deutschen Soldaten. Viele befürchten bereits zu diesem Zeitpunkt eine erneute Machtübernahme der Taliban. Wie chaotisch und brenzlig die Lage letzten Endes sein würde, konnte im April 2021 allerdings noch niemand ahnen.

Währenddessen klären sich die „K-Fragen“ der Parteien für die kommende Bundestagswahl im September. Bei der CDUChristlich Demokratische Union kann sich, nach dem Rückzug von CSUChristlich-Soziale Union-Chef Markus Söder, Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union positionieren, während die Grünen Parteichefin Annalena Baerbock ins Kanzleramt führen soll und die Sozialdemokraten in Olaf Scholz, zu diesem Zeitpunkt amtierender Finanzminister und Vizekanzler der Großen Koalition, ihren Kandidaten finden. Währenddessen findet die erste paneuropäische Europameisterschaft im Fußball statt. Die deutsche Nationalmannschaft scheidet früh im Achtelfinale gegen England aus und beschert Bundestrainer Joachim Löw ein bitteres Ende seiner fünfzehnjährigen Amtszeit.

Im Juni schockt eine Gewalttat nicht nur die fränkische Stadt Würzburg, sondern das ganze Land. Ein Somalier tötet wahllos drei Menschen und verletzt fünf weitere zum Teil schwer. Erst ein gezielter Schusswaffeneinsatz der Polizei kann den Gewalttäter schließlich stoppen. Und während das Land noch um die Opfer trauert, ereignet sich Ende des Monats im zentralafrikanischen Mali ein Selbstmordanschlag, der auch die Bundeswehr trifft. Zwölf deutsche Soldaten werden damit verletzt, drei davon schwer. Die Kameraden werden teilweise noch vor Ort operiert und dann schnellstmöglich nach Deutschland geflogen und dort in den Bundeswehrkrankenhäusern versorgt.

Naturkatastrophen, Olympia und das Ende des Afghanistaneinsatzes

Vom 14. auf den 15. Juli ereignet sich im Westen Deutschlands die schwerste Flutkatastrophe der jüngeren Geschichte. Starkregen lässt mehrere Flüsse und Bäche anschwellen und sorgt für verheerende Überschwemmungen in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Besonders hart trifft es den Landkreis Ahrweiler. Die meisten der 180 Toten, die die Überschwemmungen kosten, sind dort zu beklagen. Das Ausmaß der Schäden ist gigantisch. Auch die Bundeswehr eilt zu Hilfe – mit Booten, Hubschraubern oder bloßen Händen. Freiwillige aus dem ganzen Land arbeiten Hand in Hand mit den Behörden in den von der Katastrophe heimgesuchten Orten. Die Bundesregierung beschließt Soforthilfen in Höhe von 400 Million Euro. Die Aufbauarbeiten jedoch werden auch weit über den Jahreswechsel hinein andauern. Dabei muss nicht nur die zerstörte Infrastruktur wiederhergestellt werden. Denn das Leid der Betroffenen, die teilweise auch am Jahresende noch nicht wieder mit Strom oder Heizung versorgt sind, endete nicht mit dem Rückgang der Wassermassen.

Auch im Rest der Welt nimmt die Natur keine Rücksicht auf die durch Corona ohnehin schon geplagten Menschen. Wochenlang kämpfen Feuerwehren gegen Waldbrände in Italien, Griechenland, Algerien und der Türkei. Auch in Kalifornien, Sibirien oder am Amazonas wüten furchtbare Brände. Zwischenzeitlich finden in Tokio mit einer pandemiebedingten Verspätung von einem Jahr die Olympischen Sommerspiele statt. Unter strengen Coronaauflagen belegt Deutschland unter reger Teilnahme von Sportsoldaten im Medaillenspiegel den neunten Platz.

Nach fast zwanzig Jahren endet für die Bundeswehr mit dem Abzug der letzten Bundeswehrsoldaten am 29. Juni der Afghanistaneinsatz. Nach dem Abzug der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen übernehmen die radikal-islamischen Taliban rasch wieder die Macht im Land. Bereits am 15. August gesteht der bisherige Präsident Aschraf Ghani die militärische Niederlage gegen die Taliban ein. Kurz darauf fällt auch die Hauptstadt Kabul. Aufgrund der sich dramatisch zuspitzenden Lage im Land beschließt die Bundesregierung am 18. August eine Evakuierungsoperation in Kabul. Eine Luftbrücke von Kabul nach Deutschland wird eingerichtet, Fallschirmjäger, Feldjäger, spezialisierte und Spezialkräfte der Bundeswehr helfen bei der Evakuierung von deutschen Staatsbürgern, afghanischen Ortskräften und Staatsbürgern anderer Staaten. Die Situation in der afghanischen Hauptstadt wird zusehends heikler. Am 26. August greift auch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ mithilfe von Selbstmordattentätern und Handwaffen einen Eingang des Kabuler Flughafens an. Mehrere USUnited States-amerikanische Soldaten werden getötet oder verwundet. Am selben Tag beendet die Bundeswehr ihre Evakuierungsmission. Etwa 5300 Menschen konnten über die Luftbrücke ausgeflogen werden.

Am 26. September wählt Deutschland den neuen Bundestag. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDUChristlich Demokratische Union und SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands ab, das die Sozialdemokraten schlussendlich für sich entscheiden können. Die SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz kommt auf 25,7%%, die CDUChristlich Demokratische Union nur auf 24,1%. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands mit den Grünen und der FDPFreie Demokratische Partei koalieren will. Einher geht damit das Ende der „Ära Merkel“. Später im Dezember wird die bisherige Bundeskanzlerin Angela Merkel schließlich mit einem großen Zapfenstreich der Bundeswehr nach sechzehn Jahren im Amt verabschiedet.

Neben den politischen Umbrüchen bestimmt die Corona-Pandemie auch weiterhin das gesellschaftliche Leben in Deutschland. Mit den fallenden Temperaturen steigen auch wieder die Fallzahlen. Regelungen des Infektionsschutzgesetzes sorgen in Teilen der Bevölkerung für Unmut. Trauriger Höhepunkt dieses Frusts ist die Tötung eines Kassierers in einer Tankstelle in Idar-Oberstein am 18. September. Die 20-jährige Aushilfskraft weist einen Kunden auf die Maskenpflicht hin und wird von dem 49-jährigen Mann erschossen. Der Täter begründet seine Tat später mit seiner Verärgerung über die Pandemiemaßnahmen.

Eine neue Regierung in Zeiten der Pandemie

Das letzte Quartal des Jahres startet mit der Neukonsolidierung des Bundestages. Am 26. Oktober tritt er in neuer Konstellation zum ersten Mal zusammen. Für Kanzlerin Merkel ist es die letzte Sitzung nach einunddreißig Jahren als Abgeordnete und sechzehn Jahren als Kanzlerin. Auch in den Nachbarländern tut sich Politisch so einiges. In Österreich tritt Kanzler Sebastian Kurz nach Korruptionsermittlungen gegen ihn zurück. Nachfolger wird der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg. An der polnisch-weißrussischen Grenze versammeln sich tausende von Flüchtlingen, die laut EUEuropäische Union vom belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko, in organisierter Form dorthin geleitet wurden. Das polnische Parlament billigt eine dauerhafte Grenzbefestigung, um den Flüchtlingsstrom aus dem benachbarten Belarus zu verhindern und die angespannte Lage an der Grenze unter Kontrolle zu bringen.

Während auf der Kanareninsel La Palma auch einen Monat nach seinem Ausbruch der Vulkan Cumbra Vieja weiter Lava, Rauch und Asche spukt, kommt in Glasgow die UNUnited Nations-Klimakonferenz zusammen, um zu beraten, wie man das 1,5-Grad-Ziel der Erderwärmung erreichen kann. Im Oktober werden die Nobelpreise vergeben, was für Deutschland zwei gute Nachrichten beinhaltet: Mit dem Meteorologen Klaus Hasselmann in der Kategorie Physik und Benjamin List in der Kategorie Chemie werden gleich zwei Deutsche ausgezeichnet.

Ende November steht schließlich der Koalitionsvertrag der „Ampel“, der neuen Regierung bestehend aus SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands, Grünen und FDPFreie Demokratische Partei. Der Vertrag enthält eine Vielzahl von Reformen und Vorhaben, unter anderem einen vorgezogenen Kohleausstieg oder die Beschaffung von bewaffneten Drohnen für die Bundeswehr. Olaf Scholz wird schließlich im Dezember zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Neue Verteidigungsministerin wird Christine Lambrecht von der SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands. Die Ampelkoalition beginnt ihre Arbeit in stürmischen Zeiten, am Ende eines Jahres, das turbulenter nicht hätte sein können. Auch 2022 verspricht nicht minder ereignisarm zu werden. Für die neue Regierung bleibt der Kampf gegen die Pandemie wichtigstes Ziel, um zumindest in diesem Bereich im neuen Jahr für gute Nachrichten zu sorgen.

von Lars Neger  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Für Sie zum nachhören

Aktuelles

Aktuelle Beiträge aus dem Radioprogramm

Weiterlesen