Prof. Dr. Jörn Happel zum Russischen Angriffskrieg
Prof. Dr. Jörn Happel zum Russischen Angriffskrieg
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Seit dem Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen hat, ist mehr als ein Jahr vergangen. Wie es weitergehen könnte, verrät Ihnen Prof. Dr. Jörn Happel von der Helmut-Schmidt Universität der Bundeswehr.
Die Geschichte des Krieges ist weitaus älter als der 24. Februar 2022. Bereits 2007 habe Putin in einer Rede angekündigt, was passieren würde, sagt der Geschichtsprofessor.
Wie ist die Lage heute?
„Beide Seiten scheinen große Probleme zu haben“, sagt Jörn Happel. Die Ukrainer demonstrierten mit ihrem Kampf, dass sie zu Europa gehören wollen, doch „die Arsenale sind offenbar geleert“. Die Munition sei knapp, die Abhängigkeit vom Westen gerade im Bereich der Unterstützung mit Munition und militärischem Gerät sehr groß. „Aber vor allem die USA sind nicht bereit, Russland einfach so gewinnen zu lassen“, so der Professor weiter. Gerade auch nach den Gräueltaten der Russen sei man zu keinem Kompromiss bereit. Allerdings habe sich die russische Wirtschaft als robuster als erwartet erwiesen, dennoch betont Happel: „Die russische Armee schafft es nicht, ihren Mythos auf dem Schlachtfeld zu beweisen“.
"Der Nimbus der unbesiegbaren russischen Armee ist zerstört."
„Große Proteste in Russland sind derzeit nicht zu erkennen, die Menschen gehen eher ins Ausland oder schweigen zum Krieg“, so der Wissenschaftler. Happel schätzt, dass beide Seiten inzwischen jeweils rund 100.000 Tote zu beklagen haben. Er räumt jedoch ein, dass die Zahlen schwer überprüfbar seien. Trotz der hohen Opferzahlen sagt Happel: „Der Krieg ist regional begrenzt und das wird wohl auch so bleiben“.
Wie geht es weiter?
Eine Einigung sei nicht in Sicht, denn Russland werde sich offenbar nicht einfach wieder zurückziehen und die Ukrainer seien nicht bereit, dem Aggressor Zugeständnisse zu machen. Happel meint „Russland scheint es völlig egal zu sein, wie viele Menschen sterben“. Es werde demnach keinen strahlenden Sieger geben. „Die Ukraine ist zwar bislang erfolgreich, aber von den 39 Millionen Einwohnern sind 9 Millionen geflüchtet. Russland hingegen hat mehr als 140 Millionen Einwohner und kann die Ukraine weiter ausbluten lassen“, erläutert der Historiker.
Happel erklärt mit Blick auf die historische Entwicklung von Kriegsenden für die Zukunft vier mögliche Szenarien, auch wenn er betont, dass Vorhersagen schwierig seien.
- Eine Seite könne „militärisch gewinnen“, weil der Gegner nicht mehr kämpfen wolle. Zum Beispiel durch einen Regierungswechsel.
- Es könne eine „völlige Erschöpfung“ eintreten, also beide Seiten frören den Krieg ein, weil sie keine Kraft mehr für Offensiven haben.
- Es könne einfach alles zerstört sein. Eine Trümmerwüste wie in Tschetschenien.
- Es könne zu Verhandlungen kommen, dafür müssten aber beide Seiten bereit sein, sich irgendwie zu einigen.
Egal wie es kommen mag, Happel hofft, dass das Sterben endlich beendet werde. Das ganze Interview können Sie in der Radio Andernach App nachhören.
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