"Theo von Altenburg" – Soldat und Held inmitten der Hochwasserkatastrophe

"Theo von Altenburg" – Soldat und Held inmitten der Hochwasserkatastrophe

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Oberleutnant Sara-Christin Beck, Radio Andernach (RA): Altenburg ist wie eine Bucht im Ahr-Gebirge. Es wird von steil aufsteigenden Berghängen begrenzt und lief voll wie eine Badewanne. In Altenburg wohnt Hauptmann Theodor F. Er ist Inspektionschef an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen. In der Flutnacht war er selber in Altenburg. Nach Dienst ist er erst mal wie immer nach Hause gefahren.

Hauptmann Theodor F. (TF): Hab dann auch von Nachbarn eine Meldung bekommen, dass ich direkt ein paar Sandsäcke mit abholen soll, dass da ein Hochwasser kommt, da hat aber noch niemand mit den Ausmaßen gerechnet.

RA: Hauptmann Theodor F. engagiert sich in der Feuerwehr und war direkt bereit zu unterstützen z. B.: hat er bei vollgelaufenen Kellern geholfen. Aber dann gab es einen von vielen Erdrutschen und die Lage spitzte sich noch weiter zu. Deshalb wollte er auch zu Hause die Lage überprüfen.

TF: Kam aber selber über die Straße nicht richtig durch, stand da brusthoch im Wasser in der Strömung und kam nicht voran und bin dann über die Gärten an den Hängen zurück zu unserem Haus respektive Wohnung gelaufen und hab dann gesehen, dass das Wasser immer mehr steigt.

RA: In der Erdgeschosswohnung eines Nachbarn, der nicht vor Ort war, sicherte er Wertsachen. Das Wasser stieg weiter, Stockwerk für Stockwerk. Bis auf 4 Meter über Straßenniveau stieg der Wasserpegel der Ahr, also bis ins 1. Obergeschoss. Immer wieder waren Hilfeschreie im Ort zu hören, doch die konnten nicht immer direkt verortet werden, aber dann ...

TF: Haben ein Nachbar und ich Hilferufe gehört, aber da haben wir dann gehört, aus welcher Richtung das etwa kam diese Schreie. Ich hab dann gesagt, ich hab doch so ein Kanu hier. Das hatte ich irgendwann mal auf Ebay Kleinanzeigen gekauft und dann meinte er ja, was machen wir denn? Und dann meinte ich ja, wir nehmen jetzt das Kanu und dann paddel ich einfach mal dahin.

RA: Problematisch waren dabei die Strömung, die vielen Trümmerteile im Wasser und auch das kontaminierte Wasser selbst. Heizöl und sonstiger Unrat hat das Wasser stark verschmutzt. Und trotzdem ist Hauptmann Theodor F. mit seinem Kanu los, um Menschen zu helfen.

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RA: Der Pegel der Ahr in Altenburg ist auf knapp 4 Meter über Straßenhöhe gestiegen. Das Wasser stand im 1. Obergeschoss. Die Ahr hat sich in einen reißenden Fluss verwandelt. Hauptmann Theodor F. ist Inspektionschef an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr. Und wohnt in Altenburg. Mit einem Kanu machte er sich auf den Weg, um zu helfen und

TF: Fand dann eine Familie bis zum Hals im Wasser auf so einem Balkon vor. Die aber auch nicht ausweichen konnten auf Dachflächen etc. Und wollte die dann direkt retten. Hab dann aber mitbekommen von denen, dass da noch eine 91-jährige alte Frau festsitzt im 1. Stockwerk.

RA: Diese hat er zuerst durch ein Fenster evakuiert und in seinem 2 Mann Kanu in Sicherheit gebracht. Auch die Familie hat er nach und nach mit dem Kanu in höhere Lagen gebracht und so die ersten 5 Menschen gerettet. Er paddelte zurück und hörte erneut Hilferufe auf der anderen Seite des Dorfes

TF: Da war die Strömung viel stärker, da waren auch diese Trümmerteile etwas stärker und zunehmend kamen dann diese riesen Gastanks, die da durchgeschossen sind oder Häuser, die vorbei geschwommen sind, also es hat sich zugespitzt. Ich habe mich dennoch, weil die Menschen geschrien haben, entschlossen ich geh jetzt ins Wasser rein.

RA: Er kam zu einem Gebäude mit 2 Personen auf dem Dachsims und eine Person war noch im Gebäude. Eine ältere Schwerbehinderte Person. Das Haus drohte durch die reißende Flut einzustürzen. Fest stand, die Personen mussten gerettet werden. Das 2 Mann Kanu konnte aber maximal 3 Personen tragen.

TF: Hab dann den Schwerbehinderten mit aufgeladen, hab die eine Anwohnerin noch mitgenommen, hab ihr erklärt, dass sie ihn festhalten muss. Der Schwerbehinderte hat sehr viel Kraft dennoch gehabt und hat halt sehr viel gewackelt etc.

RA: Die drei sind losgefahren, die Strömung wurde immer stärker, Trümmerteile sind gegen das Kanu geknallt, sodass die gehandikapte Person Panik bekam.

TF: Und hat sehr viel gewackelt und dann sind wir erst mal gekentert und waren erst mal unter Wasser.

RA: Alle Umstehenden verstummten, nur das Strömen des Wassers war zu hören. Das Kanu war weg und untergegangen. Aber dann tauchte Hauptmann Theodor F. zum Glück wieder auf. Aber was war mit den anderen beiden aus dem Kanu?

TF: Ich hab halt versucht zu greifen, ob ich eine von den beiden Personen noch retten kann. Ich hab dann die schwerbehinderte Person noch festgehalten. Wurde dann aber runter gedrückt, aber er hatte halt eine Panikreaktion gehabt. Bin dann wiederaufgetaucht, hab ihn weiter festgehalten, hab dann nach der Frau gesucht. Die ist dann unter dem einen Gastank weggerutscht, da dachte ich dann ok, die ist tot.

RA: Doch hinter dem Tank konnte sich die Frau an einem Ast festhalten. Der Inspektionschef der Diensthundeschule schwamm zu ihr und brachte Sie zu der gehandicapten Person an eine Dachrinne. Hier entfernte er Dachziegel, sodass sich alle auf das Dach retten konnten. Auf dem Dach harten sie 4,5 Stunden aus. Dann begann der Flusspegel endlich zu sinken und die 3 konnten von Anwohnern über eine Leiter gerettet werden und zu einem Sammelpunkt gebracht werden.

TF: Wir hatten hinter unserem Haus selber ein Evakuierungslager errichtet, auch für Nachbarn, die auch betroffen waren beziehungsweise deren Haus auch komplett vollgelaufen ist. Die sich aber rechtzeitig noch bei uns retten konnten. Das wurde mitorganisiert von Nachbarn, die noch Kraft hatten.

RA: An dem Hang teilten die Nachbarn Essen und Trinken. Es war mittlerweile am Vormittag des nächsten Tages. Gegen 10 Uhr wurden verletzte und schwache Personen ausgeflogen und die ersten Helfer trafen im zerstörten Altenburg ein. Hauptmann Theodor F. war sich erst am nächsten Tag wirklich bewusst, in welche Gefahr er sich begeben hatte.

TF: Ich denke mal, das war eine Affekthandlung, ok, ich hab jetzt ein Kanu, ich hab jetzt ein Paddel und ich geh da jetzt rein und ich wunder mich erst mal nicht, warum kein anderer rein geht. Und erkenne die Gefahr eigentlich eher im Nachhinein. Mir wurde dann bewusst, wie gefährlich das ist. Selber am Folgetag, da bin ich mit der Kripo und mit Feuerwehreinheiten durch die eigene Ortschaft gefahren und habe auch die Leichen mit eingesammelt.

RA: Als Held sieht sich Hauptmann Theodor F jedoch nicht. Sein Umfeld bezeichnet ihn als Theo von Altenburg, der in der Not Menschen gerettet hat. Für ihn gibt es aber auch viele andere Helden, die beim Hochwasser unterstützt und gerettet haben und auch jetzt mit anpacken beim Aufräumen.

TF: Nach der Flut gibt es halt genug Aufräumarbeiten und haben dann da entsprechend zugesehen, dass allen Bewohnern geholfen werden kann. Die Arbeiten sind lange noch nicht vorbei. Die Hilfe war einfach nur großartig.

RA: Und das ist sie auch noch immer. Hauptmann Theodor F. ist nur ein Beispiel für einen Helden der Flutkatastrophe.


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