PTBSPosttraumatische Belastungsstörung – Statistik und Zahlen
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Bundeswehr-Statistik zu PTBSPosttraumatische Belastungsstörung und psychischen Erkrankungen
Die Bundeswehr nimmt ihre Verantwortung und Fürsorge für die aktiven und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten mit einsatzassoziierten psychischen Störungen sehr ernst. Wir verfolgen einen umfassenden Ansatz in der Behandlung und Hilfe unserer betroffenen Angehörigen und stellen somit die bestmögliche Versorgung sicher. Die Zahlen von Neuerkrankungen an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBSPosttraumatische Belastungsstörung) sowie anderer einsatzassoziierter psychischer Erkrankungen in der Bundeswehr sind über die letzten Jahre relativ konstant.
In der deutschen Gesamtbevölkerung sind psychische Erkrankungen weit verbreitet. Untersuchungen zeigen, dass nahezu jeder Dritte Deutsche unter einer psychischen Erkrankung leidet. Europäische Studien gehen von noch höheren Werten aus und sprechen sogar von 40 Prozent betroffener Menschen. In Deutschland steht für die Versorgung ein breites und differenziertes Versorgungsnetzwerk zur Verfügung. Je nach Diagnose stehen zum Beispiel offene Beratungsstellen, ambulante Behandlungsmöglichkeiten in niedergelassenen Praxen, Tageskliniken oder offene beziehungsweise geschlossene stationäre Einrichtungen zur Verfügung. Diese Versorgung wird von Hausärztinnen und Hausärzten, Psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie von psychiatrischen Fachärztinnen und Fachärzten und von weiteren psychosozialen Fachdisziplinen in umfangreichen Netzwerken sichergestellt.
Studie zu psychisch erkrankten Soldaten
Zwischen 2009 und 2013 führte die Bundeswehr epidemiologische Untersuchungen an Einsatzsoldaten in Afghanistan sowie an einer Kontrollgruppe von Soldaten ohne Einsatzauftrag durch. Diese Studie erbrachte erstmals aussagekräftige Ergebnisse. Dabei lag die Häufigkeit psychischer Erkrankungen bei Soldatinnen und Soldaten mit und ohne Einsatz mit ca. 20% deutlich unter der der Gesamtbevölkerung in Deutschland (ca. 28%). Gründe hierfür sind zum einen die Alterszusammensetzung, denn es fehlen in der Bundeswehr die Gruppe der Kinder und älteren Menschen; zum anderen wird bereits in den Einstellungsverfahren auf die psychische Gesundheit der Bewerberinnen und Bewerber geachtet.
Bei Soldatinnen und Soldaten muss besonders auf psychische Erkrankungen geachtet werden, denn sie sind in ihrem Beruf hohen Belastungen ausgesetzt: Sie müssen mit Waffen umgehen, an militärischen Übungen und Auslandseinsätzen teilnehmen und sind oft über längere Zeit von Freunden und Familie getrennt. Dies erfordert eine besondere Fürsorge, denn für sie ist das individuelle Erkrankungsrisiko erhöht, gleichzeitig sind die Anforderungen an die psychische Belastbarkeit aber höher.
Die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung spielt in diesem Kontext eine spezifische Rolle. Nach Studienlage des Psychotraumazentrums der Bundeswehr prägen allerdings in den Einsätzen nicht mehr nur die als persönliche Bedrohung empfundenen Kampfhandlungen die Wahrnehmung der Soldatinnen und Soldaten, sondern zusätzlich auch moralisch belastende Situationen (sog. „moral injuries“) wie das Erleben von Armut, Bürgerkriegen oder Gräueltaten.
Häufigste psychiatrische Diagnosen mit Einsatzbezug sind:
- PTBSPosttraumatische Belastungsstörung
- Anpassungsstörung
- Depression
- Agoraphobie und andere
- Alkoholerkrankung
- Psychosomatische/ psychoforme Störungen
Die Bundeswehr erfasst einsatzbedingte psychische Erkrankungen bei Soldatinnen und Soldaten seit 2011:
Einsatzbedingte psychische Neuerkrankungen der letzten zehn Jahre
Jahr | Psychische Erkrankungen | Darunter PTBSPosttraumatische Belastungsstörung | Darunter andere Erkrankungen |
---|---|---|---|
2024 | 235 | 131 | 104 |
2023 | 322 | 197 | 125 |
2022 | 305 | 197 | 108 |
2021 | 329 | 210 | 119 |
2020 | 301 | 213 | 88 |
2019 | 290 | 183 | 107 |
2018 | 279 | 182 | 97 |
2017 | 274 | 170 | 104 |
2016 | 318 | 175 | 143 |
2015 | 344 | 235 | 109 |
Die statistische Erfassung erfolgt im Jahr der Diagnosestellung unter der Voraussetzung, dass ein möglicher Zusammenhang mit einem Einsatz besteht. Es ist zu beachten, dass die Statistik der Neuerkrankungen nur diejenigen Fälle erfasst, die sich mit Ihrer Symptomatik zur Diagnostik bzw. Behandlung in eine Bundeswehreinrichtung begeben haben. Sie lässt keinen Schluss auf die Gesamtzahl der einsatz- und nicht einsatzassoziierten psychischen Erkrankungen in der Bundeswehr zu.
Das Auftreten psychischer Erkrankungen erfolgt häufig mit einer deutlichen Verzögerung zu belastenden Umständen oder, wie im Fall der PTBSPosttraumatische Belastungsstörung, den Momenten der psychischen Verletzung. Auch vom Auftreten der ersten Symptome bis hin zu der Erkenntnis, dass Hilfe benötigt wird und die Kraft aufgebracht wird, sich diese auch zu suchen, können erhebliche Zeiträume vergehen. Gelegentlich sind Soldatinnen und Soldaten dann bereits aus der Bundeswehr entlassen.
Eine wesentliche Zahl an Betroffenen begibt sich zudem erst verzögert oder gar nicht in Therapie. Dabei ist es insbesondere bei psychischen Erkrankungen, die auf eine Traumatisierung zurückgehen, von erheblicher Bedeutung, frühzeitig beratend, diagnostisch und therapeutisch zu unterstützen, um einer Chronifizierung vorzubeugen, die mit einer Verschlechterung der Symptome einhergehen kann.
Schwankungen in der Statistik (wie z.B. 2017 und 2024) hängen von multiplen Faktoren ab. Den größten Einfluss haben das Meldeverhalten der Sanitätseinrichtungen sowie das Hilfesuchverhalten der Betroffenen; beide Faktoren hängen wesentlich von dem Grad der Aufklärung und dem Grad der Bewusstmachung ab.
Die Bundeswehr wirkt daher durch kontinuierliche Aufklärung, Projekte und Kampagnen sowie niedrigschwellige Hilfsangebote (z.B. Telefonhotline) der Stigmatisierung der Erkrankung entgegen; sowohl bei den Betroffenen selbst, als auch in deren privaten wie dienstlichen Umfeld. Diese Anstrengungen werden auch zukünftig weiter ausgebaut mit dem Ziel, eine frühzeitige Wahrnehmung der Hilfsangebote zu verbessern.