Die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung bei der Bundeswehr

Schon in der Antike wurden psychische Folgen von Traumata untersucht. Im ersten Weltkrieg war von „Kriegszittern“ oder dem „Shell Shock“ (deutsch Granatschock) die Rede, wenn Kriegsrückkehrer auffälliges Verhalten zeigten. Als eigenständige psychische Erkrankung wird PTBSPosttraumatische Belastungsstörung jedoch erst in den letzten Jahrzehnten ernstgenommen. Der Begriff „Posttraumatische Belastungsstörung“ (im englischen Sprachraum PTSD) ist seit den 80er Jahren gebräuchlich. Die Forschung widmet der Erkrankung immer mehr Aufmerksamkeit und auch die Bundeswehr forscht seit den 90er Jahren zu Prävention und Therapie posttraumatischer Erkrankungen.

Das 2009 gegründete Psychotraumazentrum ist dabei wissenschaftlicher Kompetenzträger und bündelt die Themen medizinisch-psychosoziale Versorgung und wissenschaftliche Aufarbeitung im militärischen Kontext. Die vielfältigen Forschungsprojekte des PTZPsychotraumazentrum tragen zu einer fundierten Datenbasis der PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung bei. Sie liefern die Grundlage um Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Begutachtung psychischer Erkrankungen in den deutschen Streitkräften stetig weiter zu entwickeln.

In einer umfassenden Studie zur Wehrpsychatrie der Bundeswehr (PDF, 1006,3 KB) hat sich ein Autorenteam mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft psychiatrischer Forschung und Behandlung in der Bundeswehr beschäftigt.

Grundlegende Erkenntnisse der Forschung

Eine Frau sitzt vor Bildschirmen während ein Patient im Magnetresonanztomographen untersucht wird

Bildgebende Verfahren können Informationen über die Veränderungen im Gehirn von PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Betroffenen liefern

Bundeswehr/Jonas Weber

Die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich nach traumatischen Ereignissen physiologische und strukturelle Veränderungen des Gehirns, aber auch des Hormonhaushalts nachweisen lassen. Mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) kann die Medizin sie sichtbar machen. Mit psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung lassen sich die Fehlregulationen und Veränderungen häufig wirksam rückgängig machen. Unterbleibt die Therapie, können die Belastungsstörungen zu Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen führen – auch das kann die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung belegen.

Hilfreiche Therapien

Klinische PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung zeigt auch, welche Therapien wirksam sind. Gerade die traumatherapeutische Technik EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) zeigt bei Betroffenen gute Wirkung. Bei dieser Therapie wird die gedankliche und gefühlsmäßige Verarbeitung von Traumata dadurch angeregt, dass Betroffene sich mithilfe von Therapeutin oder Therapeut in die Situation zurückversetzen. Angeleitete Augenbewegungen helfen ihnen dabei, ihre Belastung ganzheitlich zu verarbeiten. 

Das PTZPsychotraumazentrum untersucht auch den Zusammenhang zwischen PTBSPosttraumatische Belastungsstörung und der Werteorientierung der Betroffenen. Denn persönliche Werte wirken nachweislich bei der Entstehung einsatzbezogener Belastungen oder psychischer Erkrankungen mit. Wenn in Einsätzen Situationen auftreten, die diese Werte verletzen, können Meditation und ähnliche Techniken eine Therapie unterstützen.

Oberstarzt Dr. Gerd Willmund, Sektionsleiter Forschung des Zentrums für Psychiatrie und Psychotraumatologie
Unsere Forschungsprojekte tragen dazu bei, die psychosoziale Versorgung in der Bundeswehr zu verbessern.

Psychische Erkrankungen bei Bundeswehrsoldaten

Zwischen 2009 und 2013 führte die Bundeswehr epidemiologische Untersuchungen an Einsatzsoldaten in Afghanistan sowie an einer Kontrollgruppe ohne Einsatz durch. Diese sogenannte Dunkelzifferstudie erbrachte erste aussagekräftige Ergebnisse. Mehr als 20 Prozent aller Soldatinnen und Soldaten mit und ohne Einsatz zeigten Symptome einer psychischen Erkrankung. 

Bei Soldatinnen und Soldaten mit Auslandseinsatz litten 7,8 Prozent unter affektiven Erkrankungen, 2,9 Prozent unter PTBSPosttraumatische Belastungsstörung, 10,8 Prozent unter Angststörungen, 2,5 Prozent unter somatoformen Störungen und 3,6 Prozent fielen in den Bereich Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit. Das zeigt, warum der Forschung zu PTBSPosttraumatische Belastungsstörung und anderen psychischen Erkrankungen bei der Bundeswehr eine wichtige Rolle zukommt. 

Soldatinnen und Soldaten leiden statistisch betrachtet weniger häufig an psychischen Erkrankungen als der Bevölkerungsdurchschnitt – dort sind es rund 30 Prozent. Doch gerade weil sie einen so anspruchsvollen und wichtigen Dienst erfüllen, sind die Erkrankungen bei Bundeswehr-Angehörigen unbedingt ernstzunehmen und bestmöglich zu behandeln. Die Bundeswehr kommt hier ihrer Fürsorgepflicht nach.

Literatur zur PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung

Sie möchten mehr über den Stand der PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Forschung erfahren? Im Folgenden finden Sie weitere Publikationen und Veröffentlichungen zum Thema.

  • Zimmermann P, Wesemann U, Willmund G, Alliger-Horn C (2016): Traumafolgestörungen in der Bundeswehr. Konzepte der Prävention und Behandlung. 
    In: Nervenheilkunde 6: 391-395 
  • Alliger-Horn, C, Mitte K, Zimmermann P (2015): Vergleichende Wirksamkeit von IRRT und EMDR bei kriegstraumatisierten deutschen Soldaten. Trauma und Gewalt 9(3): 204-215 
  • Koch M.: Psychische Erkrankungen in der Bundeswehr. In: Die unsichtbaren Veteranen: Kriegsheimkehrer in der deutschen Gesellschaft. Miles-Verlag, 1. Auflage: 261-268 
  • Zimmermann P.: Traumatisierungen nach militärischen Einsätzen. Handbuch der Psychotraumatologie. 12., 2., Auflage, erweiterte Ausgabe Stuttgart Klett-Cotta: 378-387

Psychiatrische Forschung in der Bundeswehr

Der aktuelle Forschungsstand der Wehrpsychiatrie in der Bundeswehr.

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Dr. Gerd Willmund ist Experte für Einsatzschädigung, Psychiatrie und Psychotraumatologie und hilft Ihnen bei fachlichen Fragen.

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