Umgang mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung: So helfen Sie als Angehörige

Wie erkennt die Familie eine Posttraumatische Belastungsstörung?

Angehörige umarmt einen PTBS-betroffenen Soldaten

Die Unterstützung Angehöriger kann Betroffenen helfen

Bundeswehr/AkBwInfoKom Zentralredaktion

Welche Anzeichen können Sie als Familie erkennen, die auf eine mögliche Posttraumatische Belastungsstörung hinweisen? Wenn Ihre Angehörigen hoch belastet oder traumatisiert aus einem Einsatz zurückkehren, kann das auch für die Familie oft eine große Herausforderung sein. Bei einer PTBSPosttraumatische Belastungsstörung bemerken Sie als Angehörige meist als Erste Veränderungen: Die Betroffenen zeigen, manchmal auch erst nach längerer Zeit ein stark verändertes Verhalten und Gefühlsleben. Ihre Reaktionen erscheinen unverständlich und unberechenbar. Über das im Einsatz Erlebte wollen sie nicht sprechen. Angehörige können sich oft den Grund für die Veränderung nicht erklären. Dadurch fühlen Sie sich vielleicht verunsichert und hilflos. 

Leben mit einem an PTBSPosttraumatische Belastungsstörung erkrankten Partner

Eine Poststraumatische Belastungsstörung ist eine Bewährungsprobe für die Beziehung. Nicht selten gerät die Kommunikation in eine Spirale aus negativen Gefühlen. Dabei sind Ihre Absichten nur die besten: Sie als Angehörige oder Angehöriger wollen schlichtweg helfen und die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung bekämpfen, aber Ihr geliebtes Gegenüber reagiert vielleicht abweisend und fühlt sich unter Druck gesetzt. Das kann Schuldgefühle bei Ihnen hervorrufen. Sie befürchten, versagt zu haben. Das erhöht den Leidensdruck in Ihrer Beziehung und Sie entfremden sich noch weiter voneinander. Bei Ihnen beiden können Gefühle wie Frustration, Wut, Trauer und Verzweiflung entstehen. Im schlimmsten Fall denken Sie vielleicht sogar über eine Trennung nach. 

Klare Grenzen: Wenn die Angehörigen leiden

Ihr Familienmitglied leidet an PTBSPosttraumatische Belastungsstörung und Sie als Angehörige oder Angehöriger fragen sich, was das für den Umgang miteinander heißt? Natürlich ist ein verständnisvolles und stabiles Umfeld für PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankte wichtig. Dennoch sollten Sie nicht überfürsorglich sein. Nehmen Sie der Partnerin oder dem Partner nicht alle Alltagspflichten ab. Die Fähigkeit, das tägliche Leben zu bewältigen, ist für den Heilungsverlauf einer PTBSPosttraumatische Belastungsstörung sehr wichtig. Akzeptieren Sie außerdem keine unangemessenen Verhaltensweisen. Sollte die oder der Betroffene beispielsweise aggressives Verhalten zeigen oder sogar Gewalt anwenden, müssen Sie klare Grenzen setzen. Wenn sich nach Monaten der Bemühungen immer noch keine Anzeichen der Besserung zeigen, sollten Angehörige darauf bestehen, dass eine Psychotherapie begonnen wird.

Suchen Sie das Gespräch – aber richtig

Es kann Wochen und mitunter sogar Monate dauern, bis Betroffene bereit sind, über ihre Belastungen, Spannungen und traumatischen Erfahrungen im Einsatz zu sprechen. Ihr an PTBSPosttraumatische Belastungsstörung erkranktes Familienmitglied unterstützen Sie als Angehörige oder Angehöriger am besten, indem Sie behutsam und in Abständen das Gespräch suchen. Stellen Sie gelegentlich neutrale Fragen zum Einsatz. Diese können beispielsweise das Land oder seine Kultur betreffen. Vermeiden Sie hingegen bohrende Fragen, insbesondere nach belastenden Erfahrungen. Das kann bei PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Betroffenen eine starke Abwehrreaktion hervorrufen und unter Umständen kehren die Erinnerungen an das Trauma als Bilder zurück. Ihre Partnerin oder Ihr Partner wird dann solche Gespräche womöglich vermeiden.

Sie möchten das Gespräch suchen, aber sind unsicher, welche Fragen Sie stellen dürfen. Hier sind einige Beispiele aufgeführt:

  • Was bedeutet Dir der Einsatz aus heutiger Sicht?
  • Was hat dich am Einsatz am meisten bewegt oder beeindruckt?
  • An was denkst Du noch gerne zurück?

Darüber hinaus helfen Ihnen die Fachärzte und Psychotherapeuten der Bundeswehrkrankenhäuser (BwKrhsBundeswehrkrankenhaus). Diese sind erfahren und sensibel im Umgang mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankten. Über die Trauma-Hotline können Sie als Angehörige oder Angehöriger anonym Rat und Auskunft erhalten.

Das Psychotraumazentrum ist über die 24h-PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Hotline unter der kostenlosen Rufnummer +49 800-5887957 erreichbar. Der Anruf aus dem Netz der Deutschen Telekom ist kostenlos. Über andere Netze oder Mobilfunknetze können Gebühren des jeweiligen Betreibers anfallen. Ebenso können Sie sich per E-Mail an das Team des Psychotraumazentrums wenden. 

Eltern mit PTBSPosttraumatische Belastungsstörung: Wie gefährdet sind Kinder?

Für Kinder einsatzbelasteter Bundeswehrangehöriger kann der Umgang mit dem erkrankten Elternteil schwierig sein. Gerade kleine Kinder sind oft kaum in der Lage, das veränderte Verhalten ihres Vaters, ihrer Mutter oder Bezugsperson richtig zu verstehen. Sie können ihre Gefühle und Ängste oft nicht in Worte fassen – und dadurch häufig nicht signalisieren, dass auch sie Hilfe benötigen. Der Umgang mit der oder dem PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankten ist bereits für erwachsene Angehörige kräftezehrend. Auf Kinder kann sich die belastende Familiensituation jedoch gravierend auswirken und ihre körperliche wie psychische Entwicklung erheblich beeinträchtigen. Auftreten können beispielsweise:

  • Angst- und Schuldgefühle
  • Traurigkeit
  • Zweifel
  • Psychisch bedingte, körperliche Symptome, wie zum Beispiel Stottern, Einnässen, Einkoten
  • Schlafstörungen
  • Rückzug
  • Schulversagen

Bei Fragen oder Gesprächsbedarf zum Thema Umgang mit belasteten Kindern stehen Ihnen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des örtlichen Sozialdienstes zur Seite.

Wie Sie Kindern PTBSPosttraumatische Belastungsstörung erklären

Ist Mama oder Papa von PTBSPosttraumatische Belastungsstörung betroffen, beschäftigen das Kind viele Fragen – häufig im Stillen. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie als Angehörige oder Angehöriger das Gespräch suchen und kindgerechte Antworten geben:

Erklären Sie Ihrem Kind, was bei einem Einsatz geschieht und wie viel Gutes dabei geleistet wird. Vermeiden Sie dabei gewaltsame Details.

Versichern Sie Ihrem Kind, dass Veränderungen in Ihrem Alltag nichts mit einem etwaigen Fehlverhalten des Kindes zu tun haben. So können Sie Ängste und Schuldgefühle Ihres Kindes vermindern oder vermeiden. 

Erläutern Sie Ihrem Kind die therapeutischen Schritte, die Ihre Partnerin oder Ihr Partner jetzt unternimmt und welche Veränderungen das bringen kann.

Hilfe zum Lesen: Das Kinderbuch „Schattige Plätzchen“

Buchtitel des Kinderbuchs „Schattige Plätzchen“ für Angehörige von PTBS-Betroffenen

„Mein Papa ist ein superstarker Soldat! In einem fremden Land bewacht er Straßen und Schulen… ” Mit diesem Satz beginnt das Kinderbuch „Schattige Plätzchen”.

Bundeswehr

Sie möchten mit Ihrem Kind über die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankung in Ihrer Familie sprechen? Das Kinderbuch „Schattige Plätzchen“ hilft Ihnen dabei. Es erzählt die Geschichte eines Vaters, der aus Afghanistan zurückkehrt. Bildreich und aus der Perspektive des Kindes werden schwierige Themen rund um den Einsatz, die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung und ihre Therapie erklärt. Das Buch für Angehörige ist in den Evangelischen Militärpfarrämtern der Standorte kostenfrei erhältlich.

Wir empfehlen den Eltern jedoch nachdrücklich, das Kinderbuch ausschließlich unter Begleitung durch Fachleute mit ihren Kindern durchzugehen und es nicht alleine zu verwenden.

PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Therapie: Gezielte Heilung für die ganze Familie

Angehörige möchten über die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankung Ihrer Partnerin oder Ihres Partners natürlich genau Bescheid wissen. „Wie sieht die Behandlung aus?“ und „Was bedeutet diese für die Familie?“ sind dabei zwei wesentliche Fragen. Üblich ist eine stationäre und/oder ambulante Psychotherapie unter Führung einer psychiatrischen Abteilung eines Bundeswehrkrankenhauses oder zivilen Krankenhauses. In ihr können die PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Betroffenen über ihre traumatischen und belastenden Erinnerungen reden, so dass es für sie hinterher leichter wird. Von der Heilung und Stabilisierung profitieren auch die Familie und das soziale Umfeld. Oft werden zudem Lebenseinstellungen und Gewohnheiten der Erkrankten hinterfragt und zum Positiven verändert. Das kann beispielsweise die Art und Weise betreffen, wie mit familiären und beruflichen Konflikten, mit Leistungsdruck oder mit Suchtmitteln umgegangen wird. 

Wie läuft eine Therapie ab?

Ein PTBS-Betroffener sitzt einer Therapeutin an einem Tisch gegenüber.

Eine PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Therapie beginnt meist mit einem stationären Aufenthalt und wird ambulant fortgeführt. Wie lange die Psychotherapie dauert, ist sehr unterschiedlich und entscheidet sich individuell je nach Heilungsfortschritt

Bundeswehr/Jonas Weber

Eine Therapie beginnt meist mit einem stationären Aufenthalt. Bei fortgeschrittener Therapie ist es möglich, dass die Patientinnen und Patienten die Wochenenden zu Hause verbringen. Dabei kann es vorkommen, dass sie in der Therapie gelernte, neue Verhaltensweisen ausprobieren. Bei PTBSPosttraumatische Belastungsstörung sollten Sie als Angehörige die Veränderung wohlwollend betrachten und ihrer Partnerin oder ihrem Partner offene Rückmeldung geben, gleichzeitig aber auch unterstützen. Was Sie außerdem wissen sollten: Im Verlauf einer Therapie kann es immer zu vorübergehenden Verschlechterungen der Symptome kommen. Diese Schwankungen werden jedoch in den psychotherapeutischen Gesprächen und Übungen bearbeitet und sind kein Zeichen für einen Rückschritt. 

Wie geht es nach dem stationären Aufenthalt weiter?

In der Regel folgt nach der stationären Therapie eine ambulante Weiterbetreuung am Wohn- oder Dienstort. Alternativ kann eine Intervalltherapie geplant werden. Dabei werden die Patientinnen und Patienten für drei bis sechs Monate in ihr normales Leben entlassen. Idealerweise nehmen sie sogar ihren Dienst in Teil- oder Vollzeit wieder auf. Von dort aus können sie je nach Heilungsfortschritt immer wieder in die stationäre Behandlung zurückkehren. 

Um dienstfähig zu bleiben, können Betroffene außerdem an einer dreiwöchigen Kur teilnehmen. Die Bundeswehr unterstützt zudem Mutter-Kind-Kuren beziehungsweise Vater-Kind-Kuren. Anträge können Soldatinnen und Soldaten bei der regionalen Sanitätseinrichtung und alle anderen Betroffenen beim jeweils zivilen Kostenträger stellen.

Was, wenn der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann?

Der Sozialdienst der Bundeswehr unterstützt Sie bei der Antragstellung. Sollte der bisherige Beruf von Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner nicht mehr ausgeübt werden können, besteht auch die Möglichkeit, dass sie beziehungsweise er erforderliche berufliche Qualifizierungsmaßnahmen in Anspruch nimmt.

Hier steht Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr mit seinen qualifizierten Beraterinnen und Beratern als Ansprechperson zur Seite.

Soldat sitzt mit Lebensgefährtin und Sohn im Wohnzimmer auf dem Boden

Leidet die Partnerin oder der Partner an PTBSPosttraumatische Belastungsstörung, ist das auch für die Angehörigen nicht leicht. Die Bundeswehr unterstützt in dieser schwierigen Situation mit verschiedenen Angeboten

Bundeswehr/Andrea Bienert

Und wer hilft mir? Angebote für Angehörige von PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankten

Bei einer PTBSPosttraumatische Belastungsstörung-Erkrankung einer oder eines Angehörigen sollten Sie auch auf sich selbst achten. Sie sind ebenfalls starken psychischen Belastungen ausgesetzt, deshalb kann auch für Sie eine Psychotherapie hilfreich sein. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Hausarzt. Die Kosten für eine Therapie übernimmt Ihre Krankenkasse. Bei Bedarf werden auch Sie als Angehörige durch den Sozialdienst der Bundeswehr unterstützt.

Die Bundeswehr steht Ihnen mit verschiedenen Angeboten zur Seite. Über das Betreuungsportal der Bundeswehr finden sie alle spezifischen Informationen zur Thematik Betreuung und Fürsorge. Dazu gehören die örtlichen Sozialdienste, die evangelische und katholische Militärseelsorge sowie die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EASEvangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V.) und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KASKonrad Adenauer Stiftung)
Im akuten Notfall erreichen Sie jederzeit über die Hotline +49 800 5887957 Fachpersonal des Bundeswehrkrankenhauses.

Für Einsatzgeschädigte und deren Familienangehörige werden darüber hinaus achttägige Fachberatungsseminare Betreuung und Fürsorge unter einem Dach angeboten.

Einzelne Bundeswehrkrankenhäuser bieten sogenannte Angehörigengruppen an. Denn psychische Erkrankungen stellen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für ihre Nächsten eine besondere Belastung dar. Angehörige sind dabei zahlreichen Problemen und unterschiedlichen eigenen Gefühlen ausgesetzt. Unsicherheit, Schuldgefühle und Hilfsbereitschaft ziehen häufig Unverständnis, Erschöpfung, Ungeduld, Hilflosigkeit und Verzweiflung nach sich. In diesen professionell angeleiteten Gesprächsgruppen erhalten daher Angehörige psychischer erkrankter Menschen Raum für einen Erfahrungsaustausch, Hilfe und Vernetzung.

Familienbetreuung der Bundeswehr

Die Familienbetreuungsorganisation der Bundeswehr (FBO) bietet wohnortnahe Betreuung für Familien. An 31 Standorten in ganz Deutschland unterstützen militärische und zivile Mitarbeiter vor, während und nach Auslandseinsätzen.

Weitere Informationen und Einrichtungen

Trauma-Hotline bei PTBSPosttraumatische Belastungsstörung

  • Die Trauma-Hotline der Bundeswehr ist für Betroffene und ihre Angehörigen 24 Stunden am Tag gebührenfrei erreichbar.

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