Adventskonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim

Musikgenuss zur Ankunft Christi

Musikgenuss zur Ankunft Christi

Datum:
Ort:
Veitshöchheim
Lesedauer:
5 MIN

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„Erst wenn Gott in Ihren, in meinem in unseren Herzen angekommen ist, dann ist Weihnachten.“ Mit dieser einfachen Feststellung erinnerte der katholische Militärdekan Alexander Prosche die Zuhörer beim Adventskonzert der 10. Panzerdivision in der Veitshöchheimer Kuratiekirche an die Bedeutung des wichtigsten Fests der Christenheit. Den Schlüssel zur Öffnung der Herzen hielten die Bläser des Heeresmusikkorps Veitshöchheim in der Hand: Mit ihrem traditionellen Adventskonzert nach drei Jahren Pandemie-Pause öffneten sie Herzen und Sinne der rund 350 Zuhörer in der vollbesetzten Kirche. Belohnt wurde diese Einstimmung auf die Weihnachtszeit mit dankbarem Applaus der Veitshöchheimer Bürger und einem Rekordbetrag an Spenden. 

Die große Bläserbesetzung des Heeresmusikkorps Veitshöchheim

Im Halbrund der Kuratiekirche eröffnet die große Bläserbesetzung des Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Oberstleutnant Roland Kahle das Adventskonzert mit Georg Philipp Telemanns „La Majesté“.

Bundeswehr / Markus Richter

Majestätisch marschierte die große Bläserbesetzung des Heeresmusikkorps im Halbrund der Kuratiekirche auf: Mit „La majesté“ von Georg Philipp Telemann aus dessen heroischen Märschen, doch schon mit dem nächsten Stück des Hornquartetts unter Leitung von Hauptfeldwebel Martin Roith wird hörbar: Das Adventskonzert der Veitshöchheimer Heeresmusiker geht über musikalisch Besinnliches zur Adventszeit hinaus – das Ensemble aus ingesamt 18 Musikern bot von barocken Hornstücken bis modernem Pop ein breites Repertoire. „Adventszeit ist, wenn man einen Jäger fragt, auch Jagdzeit“, erklärte Stabsfeldwebel Thomas Althön, der den Abend moderierte. Mit Robert Schumanns „Zur hohen Jagd“, Franz Schuberts „Nachtgesang im Wald“ und Anton Bruckners „Nachruf“ kamen die Hörner so zur Geltung, wie es ihnen gebührt. 

Während in der Musik die Posaune Göttliches verkünde, die Trompete befehle, so sei der Ruf die Sache der Hörner, wie Althön es anhand des berühmten Rufs in der Oper „Freischütz“ versinnbildlichte. Dass das Hörnerquartett keine Herrenriege mehr ist, demonstrierte Althön mit der Vorstellung von Oberfeldwebel Myriam Schreiber, der neuen Hornistin im Ensemble. Mit einem Schuss Humor führte Stabsfeldwebel Althön durchs Programm, so dass auch das Hornquartett einen Seitenhieb abbekam: „Hätte Gott gewollt, dass man die Hörner hört“, wie böse Zungen behaupteten, „so hätte er die Schalltrichter nach vorne geschraubt“. Mit dem metaphorischen Weihnachtslied „Maria durch den Dornwald ging“ aus dem 16. Jahrhundert brachte das Quartett die vom Publikum gewünschte Zugabe.

Dank an die Garnisongemeinde

Einen „ganz herzlichen Dank, dass wir hier sein dürfen“ richtete Generalmajor von Butler an die katholische Gemeinde der Kuratie-Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit und natürlich an alle Veitshöchheimer – besonders dafür, „wie man unsere Soldaten in der Gemeinde aufnimmt und wie wohl wir uns als Soldaten hier in Veitshöchheim fühlen dürfen“.  Es sei dies für ihn eine ganz besondere Veranstaltung, betonte der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler.

Nicht nur, weil er erstmals als Divisionskommandeur ein solches Konzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim erleben darf, sondern „weil dies auch ein besonderes Jahr ist“: Nach 77 Jahren des Friedens in Europa, in denen niemand geglaubt habe, dass ein Krieg wie derzeit in der Ukraine wieder möglich sei, „erleben wir, wie die Menschen in der Ukraine für Frieden und Freiheit kämpfen und damit auch für uns“. Deshalb seien seine Gedanken, so der gläubige Christ, nun auch bei jenen Menschen, „die nicht eine so schöne Weihnachtszeit erleben dürfen, wie wir im friedlichen Deutschland“. Das Leid in Osteuropa müsse den Menschen in Europa vor allem eines deutlich machen: „Gewalt muss scheitern.“

An der Bassklarinette (rechts): Hauptfeldwebel Thomas Althön, der den Abend moderierte

Begleitet das Klarinettenensemble mit der Arie „Repentir“: die Sopranistin Anja Stegmann

Bundeswehr / Markus Richter

Sopranistin begleitet Klarinettenensemble

Die unterschiedlichen Konzertklarinetten des Klarinettenensembles, vom Moderator einzeln vorgestellt, waren eine willkommene Abwechslung. „Weise meine sündige Seele nicht zurück“ heißt es in der französischen Arie „Repentir!“ (deutsch: Buße) aus der Cäcilienmesse von Charles Gounod, arrangiert von Althön selbst, mit welcher der Moderator und Leiter des Klarinettenensembles die Solistin des Abends präsentierte: die Sopranistin Anja Stegmann, eine gebürtige Seligenstädterin, die schon während ihres Studiums an der Hochschule für Musik in Würzburg die Konzerte des Heeresmusikkorps bereicherte. Als Cäcilie tat sie Buße gegenüber ihrem göttlichen Erlöser und wurde dafür von Generalmajor von Butler mit einem besonderen Dank und einem Blumenstrauß belohnt.

Mit modernen Stücken wie „Sakura, sakura“ (Kirschblüte) des Japaners Yosuke Fukuda, bei dem die fünf Klarinettisten die Klangbreite ihres Instruments elegant ausspielten, oder „Find your Grail“ von Eric Idle und Jon du Prez aus Monty Python’s satirischem Musical „Spamalot“ (eine Verballhornung von Camelot), das auf der eher bekannten Komödie „Die Ritter der Kokosnuss“, eine Satire auf König Artus‘ Ritter der Tafelrunde, beruht. Als „Lady of the Lake“ glänzte Anja Stegmann bei der Suche nach dem heiligen Gral und erntete den entsprechenden Applaus. 

Auszeit vom Alltag

 „Jeder von uns begeht diese Zeiten anders“, sagte der neue katholische Militärdekan Alexander Prosche, der jüngst mit seinem Vorgänger Dr. Andreas Rudiger den Dienstort tauschte und von Ulm nach Veitshöchheim wechselte. „Die einen gehen es etwas besinnlicher an und kommen zur Ruhe, die anderen hingegen geben Vollgas.“ Er habe aus Neugierde im Internet geschaut, was die Deutschen an Weihnachten so machen. Und siehe da: 48 Prozent würden nicht einmal wissen, was der Anlass des Festes ist. „Wir durften die wunderbare Musik genießen“, das Heeresmusikkorps habe seinen Zuhörern eine Auszeit vom Alltag gegönnt, um sich mit offenem Herzen auf die Ankunft Christi vorzubereiten, so Prosche: „Aus der Krippe des Herzens geht die Botschaft der Hoffnung und des Friedens in diese ach so sehr geplagte und geschundene Welt hinein.“

Stabsfeldwebel Mathias Müller (links) und Hauptfeldwebel Florian Bauer und ihren Piccolo-Trompeten

„Konzert für zwei Trompeten“ mit Stabsfeldwebel Mathias Müller (links) und Hauptfeldwebel Florian Bauer und ihren Piccolo-Trompeten.

Bundeswehr / Markus Richter

White Christmas“ im Duett

Den Höhepunkt des Adventskonzerts setzte das Blechbläserquintett mit einem insbesondere für die beiden Piccolo-Trompetensolisten, Stabsfeldwebel Mathias Müller und Hauptfeldwebel Florian Bauer, atemberaubendem „Konzert für zwei Trompeten“ von Vivaldi, mit dem das Ensemble kurzzeitig zum einerseits überschwänglichen, in diesem Fall vor allem lebensbejahendem Barock zurückkehrte. Zur Moderne schwenkte das Quintett ein mit „Have yourself a merry little Christmas“, bekannt durch Judy Garland und Frank Sinatra und gesungen von Florian Bauer sowie „It’s the most wondeful time“ des Popsängers Andy Williams und einer Zugabe mit Irving Berlins Weihnachtshit „White Christmas“, das Bauer mit Anja Stegmann im Duett sang.

Anstelle des sonst gemeinsam gesungenen Abschlusslieds „Macht hoch die Tür“ kündigte der Leiter des Heeresmusikkorps, Oberstleutnant Roland Kahle, das gängige Weihnachtslied „Tochter Zion freue dich“ an. Bei der anschließenden Spendensammlung zugunsten des Soldatenhilfswerks und des Bundeswehrwehrsozialwerks kam übrigens ein Betrag zusammen, der die bisherigen Sammlungen bei den Adventskonzerten deutlich überstieg: 2114 Euro waren in den Sammelkörbchen.

von Karsten Dyba

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