Time-Out-Seminar zum Thema „Schöpfung"
Time-Out-Seminar zum Thema „Schöpfung"
- Datum:
- Ort:
- Jordanien
- Lesedauer:
- 2 MIN
Gott, Menschen und die essbare Tapete
Im Einsatz zu sein bedeutet, Belastungen zu erleben, wie man sie von Zuhause nicht gewohnt ist: Das Camp-Leben auf engem Raum, die Entfernung von Familie und Freundinnen und Freunden, Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit. Daher hat die Katholische Militärseelsorge für die Soldatinnen und Soldaten des Deutschen Einsatzkontingentes „Counter Daesh“ ein Time-Out-Seminar zum Thema „Schöpfung“ angeboten.
Ganz in der Nähe des Luftwaffenstützpunktes in Al Azraq befindet sich das Shaumari Wildlife Reserve. Seit 1975 kümmert sich dieses Naturschutzgebiet um die Zucht und Arterhaltung der bedrohten einheimischen Oryxantilopen, um die Pflege kranker Tiere, und um die Auswilderung von Falken, die aus in Jordanien illegalen Falknereien beschlagnahmt wurden.
Wir haben hier eine wirkliche Oase erleben dürfen. Ein Ort, wo Zeit und Ruhe ist, um die Seele aufzutanken. Ein Ort, der mit viel Liebe gepflegt wird und wo endlich mal keine „Plastikpflanzen“ wachsen, denn in Jordanien liegt so viel Müll herum, dass der Eindruck entstehen kann, er würde hier geradezu aus dem Boden sprießen. Ein Ort, wo man im Schatten der Bäume sitzen kann – in unserem Camp gibt es keine Bäume, daher war das ein echtes Luxusgut. Ein Ort, der in Teilen an das Paradies aus der Schöpfungsgeschichte in Genesis 2,4-25 erinnert.
Wir sind nicht weit entfernt vom Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Die Ausläufer des Gartens Eden haben vielleicht sogar bis nach Jordanien gereicht. Das impliziert zumindest die kleine Oase, in der es alles gibt, was Menschen zum Leben brauchen: Wasser, Ackerboden mit verschiedensten Pflanzen, die Gott in der Schöpfung sozusagen als „essbare Tapete“ angelegt hat (Gen 2,9: Aus dem Acker ließ Adonaj, Gott, sodann alle Bäume aufsprießen, reizvoll zum Ansehen und gut zum Essen.).
Es ist erstaunlich, wie viel Essbares doch in der Wüste wächst: Wir haben Fenchel gesehen, Wermut und Salzmelde (Atriplex halimus). Letzteres haben wir sogar probieren dürfen, sodass wir uns ein eigenes Bild vom Wohlgeschmack dieser Pflanze und der „essbaren Tapete“ machen konnten.
Genesis 2 bietet viele weitere Denkimpulse, über die wir uns beim Bibelteilen zu Beginn des Tages ausgetauscht haben. Was hat es mit der Erkenntnis von Gut und Böse auf sich? Wo genau war der Garten Eden? Schließlich passt die Beschreibung in Genesis 2 nicht zu den Orten auf der Landkarte. Warum wollen wir wissen, wo konkrete Ereignisorte sind? Der Mensch bearbeitet und beaufsichtigt den Garten Eden, während Gott nur beobachtet – was für ein interessantes Gottesbild!
Welches Geschlechterverhältnis steckt hinter der Vorstellung in Genesis 2, und wie sieht es heute aus? Denn in dieser Schöpfungserzählung wird als erste Differenzierung die Frau genannt, erst danach wird der Mensch auch als Mann bezeichnet. Mit diesen und weiteren Fragen an den Text haben wir unsere jeweiligen Weltbilder mit denen der Schöpfungserzählung verglichen und doch das ein oder andere Mal gestaunt, wie aktuell dieser alte, biblische Text sein kann.