Sonntags schmeckt die Sehnsucht mit

Gottesdienst und Kirchenkaffee

Der Sonntag ist ein besonderer Tag. Er ist im christlichen Verständnis der erste Tag der Woche, und in unserer Tradition ist dieser Tag ein Ruhetag, frei von Arbeit oder Dienst. Im Einsatz haben wir keinen Ruhetag, keinen sogenannten „Base-Day“. Der Sonntag wird lediglich „Low-Ops“ genannt, das bedeutet, dass wir eine verkürzte Anwesenheitspflicht haben und die restliche Zeit im Rahmen der früheren Dienstunterbrechung als freie Zeit verbringen dürfen. 

Ich empfinde es persönlich als belastend, über einen längeren Zeitraum keinen einzigen freien Tag zu haben. Diese Belastung beobachte ich auch bei Kameradinnen und Kameraden. Schon länger stelle ich mir die Frage, wie Menschen über Monate hinweg durchhaltefähig bleiben, wenn sie keine Ruhetage haben. Im Einsatz gelten aber nun mal andere Bedingungen.

Daher versuchen wir, das Beste daraus zu machen und manche Tage besonders zu gestalten. Gerade der Sonntag bietet sich dafür an. Zunächst einmal können wir an diesem Tag länger frühstücken, und zur Feier des Tages gibt es Omelette. 

Dann findet der Gottesdienst statt, um 10:30 Uhr ruft die Glocke zum gemeinsamen Gebet. Im Anschluss an den Gottesdienst, in dem wir Gottes Botschaft hören, findet der Kirchenkaffee statt: Bei Obstsalat und Kaffee sind wir weiter ganz aktiv in der Gemeinschaft miteinander und mit Gott. Kurz gesagt: „beten und feten“ – nach jesuanischem Vorbild. Denn so wie Jesus mit seinen Jüngern unterwegs ist, betet, Essen teilt und auch hin und wieder einmal feiert, so beten auch wir und teilen im Anschluss Leben und Essen. 

Ein weiteres Highlight des Sonntages ist die Brotrunde des J6-Bereichs um 14.08 Uhr. Zunächst werden die Nachrichten angeschaut, und im Anschluss gibt es selbstgebackenes Brot mit Nutella und Salami. Dies sind Besonderheiten aus Deutschland, die wir hier sonst nicht bekommen. Das Teilen von besonderem Essen und die Gemeinschaft, die dieses Mahl trägt, lässt Brot, Nutella und Salami nochmals intensiver und besser schmecken. Oder ist es das Mahl, das die Gemeinschaft trägt? Sonntags schmeckt die Sehnsucht mit.

Ab 15.00 Uhr findet der Blaulichtkaffee statt. Feldjäger und Sanität laden zum gemeinsamen Waffelessen ein. Wieder teilen wir besonderes Essen und die Gemeinschaft. Dabei werden außerdem soziale Projekte unterstützt. So wird unser gemeinsames Waffelmahl verwandelt in eine Gemeinschaft, die über uns hinaus besteht – ganz im Sinne der christlichen Wandlung. 

Abends noch ein kleiner Spaziergang, manchmal mit mehreren zusammen, manchmal ich alleine mit Gott – Gestärkt durch so viel Gemeinschaft lässt es sich trotz fehlendem Ruhetag erfrischt in eine neue Woche starten!

von Maike Seelhorst