Für die, die nicht mehr nach Hause kommen
Für die, die nicht mehr nach Hause kommen
- Datum:
- Ort:
- Pabrade
- Lesedauer:
- 3 MIN
Angehörige des Spezialpionierregiments 164 errichteten im Feldlager Pabrade in Zusammenarbeit mit der Katholischen Militärseelsorge die dauerhafte Gedenkstätte für Adrian Rohn, der dort 2018 bei einem Unfall ums Leben kam.
„Schaut euch doch mal unsere Gedenkstätte für Adrian Rohn an: Die ist doch in einem traurigen Zustand! Könnt ihr da nicht irgendwas machen?“ Der Camp Sergeant des Feldlagers „Adrian Rohn“ in Pabrade, Hauptfeldwebel Jörg Wiegartz, zeigte dem Katholischen Militärpfarrer Thorsten Rehberg und dessen Begleitsoldaten, Stabsunteroffizier Benjamin Eisenhardt, den Gedenkort für den Oberstabsgefreiten, der dem Feldlager im Osten Litauens seinen Namen gegeben hatte. Trauriger Anlass: Am 6. Oktober 2018 verunglückte der Fahrer eines Bergepanzers während der IV. Rotation der enhanced Forward Presence NATONorth Atlantic Treaty Organization Battle Group Litauen bei einer Übung auf dem naheliegenden Truppenübungsplatz tödlich.
Der Gedenkort bestand vor allem aus den Resten des Astes, der das Unglück verursacht hatte und von den Soldaten damals zu einem Kreuz für Ihren verunglückten Kameraden umgestaltet worden war. Die heißen Sommer und kalten Winter in Pabrade waren jedoch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen. Schnelle Hilfe war notwendig, wenn das Kreuz gerettet werden sollte.
Zunächst wurden Gespräche mit den Zuständigen geführt und abgesichert, dass die Militärseelsorge in diesem Feld überhaupt tätig werden durfte: Militärseelsorger sind immer nur eine vergleichsweise kurze Zeit vor Ort und ein langwieriges Antrags- und Genehmigungsverfahren hätte eine rasche Lösung von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Die Gelegenheit war ohnehin günstig, da sich zu dieser Zeit Spezialpioniere aus Husum in Pabrade aufhielten, um den Feldlagerbetrieb dort probeweise zu übernehmen. Und es gibt wenig, was ein Pionier nicht gepackt bekommt …
Es wurden viele weitere Gespräche geführt: Angefangen bei der Ideenentwicklung für eine gute, aber auch realistische Lösung bis hin zu den Beratungen, welche Baumaterialien man verwenden und wo man sie erwerben könnte. Ein immenser Vorteil: Nicht nur der Militärpfarrer hatte seine Dienststelle in Husum, auch sein Begleitsoldat diente in der 5. Kompanie der Husumer Spezialpioniere, sodass die Wege für Absprachen sehr kurz waren. Es war dann auch vor allem ein Verdienst des Begleiters des Pfarrers, dass dieses Projekt gelang, denn ein Militärpfarrer ist vieles, aber kein Experte für militärische Verfahren, Strukturen und Wege – ein Spektrum, in dem der Kamerad bestens bewandert ist und seine Kenntnisse anbringen konnte.
Am Gedenktag des Unfalls, dem 6. Oktober 2022, war das „kleine Wunder“ vollbracht und die Gedenkstätte für den Oberstabsgefreiten Adrian Rohn wurde in einem internationalen Gedenkgottesdienst unter zahlreicher Beteiligung aus der Battle Group eingeweiht. Neben dem Militärpfarrer würdigte der Kommandeur, Oberstleutnant Marco Maulbecker, den Einsatz des Soldaten, und ein früherer Kamerad aus der Einheit, Hauptfeldwebel M., beendete die Feier mit einer mutigen, persönlichen Ansprache.
Ein emotionaler Höhepunkt der Feier: Die anwesenden Soldaten wurden eingeladen, gelbe Bänder an das Kreuz zu binden – eine gute Tradition: Kameraden, die fern der Heimat sind, wird so gesagt: Ihr fehlt. Ihr werdet vermisst. Kommt an einem Stück, heil an Körper und Geist, wieder nach Hause. „Doch manchmal ist ihnen das nicht mehr möglich! So bleibt uns nur die Hoffnung, dass sie in Gottes himmlisches Haus heimkehren dürfen, wo es für uns alle einmal ein Wiedersehen gibt“, wie es der Militärseelsorger formulierte.
In die Schweigeminute hinein erklang das Lied vom guten Kameraden, während die Soldatinnen und Soldaten ihrem verstorbenen Kameraden mit militärischem Gruß ihren Respekt zollten: Ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit – auch über den Tod hinaus.