Gottesdienst an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“
Gottesdienst an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“
- Datum:
- Ort:
- Hammelburg
- Lesedauer:
- 2 MIN
Von Hammelburg auf die hohe See
Ein Gottesdienst folgt nicht immer vorgegebenen Schritten. Militärpfarrer Sebastian H. hat seinen eigenen Weg, um seine Gottesdienste abzuhalten, auch bei der Musikauswahl geht er teils ungewöhnliche Wege.
Der katholische Militärpfarrer Sebastian H. spricht zum Beginn seiner ersten Predigt an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ über Engel. Als die Klänge von Rammsteins „Engel“ erklingen, schauen sich viele Teilnehmer verwundert an. Lippen bewegen sich zum Text, Füße und Köpfe zum Takt der Musik, die gewöhnlich nicht zu einem katholischen Gottesdienst passt. So etwas hat man noch nie erlebt und schon gar nicht erwartet. Der Gottesdienst ist irgendwie anders.
Nach der Predigt erzählt Sebastian H. mit fränkischem Dialekt, wie er Militärgeistlicher wurde und über sein Leben vor der Kirche, vom Schulabschluss und der Ausbildung des früheren Ministranten zum Elektroinstallateur bei der Deutschen Bahn.
Landstraße oder Kirche
Von klein auf interessierte sich Sebastian H. für Lastkraftwagen und war oft mit seinem Vater auf Tour. Der hochgewachsene Geistliche liebäugelte mit einer Anstellung im Fuhrunternehmen seines Vaters. Er bekam den Führerschein für Lastkraftwagen und Omnibusse und fuhr zuerst im Nahverkehr, später europaweit im Fernverkehr. Während seiner fünfjährigen Zeit als Fernfahrer spielte er immer wieder mit dem Gedanken, eine geistliche Laufbahn einzuschlagen, da die Kirche für ihn immer ein Thema gewesen sei. Sein damaliger Pfarrer schlug ihm vor, über den dritten Bildungsweg den Weg ins Pfarramt zu gehen.
Geistlicher bei der Bundeswehr
In den Jahren 2000 bis 2004 studierte Sebastian H. in Lantershofen Theologie und Philosophie. Mit den Sprachen Griechisch und Latein hatte er anfangs seine Mühen, überwand diese jedoch, um im Jahre 2006 zum Priester geweiht zu werden. So wie die Kirche bei Sebastian H. schon immer ein Thema war, so beobachtete der begeisterte Orgelspieler auch immer die Bundeswehr aus dem Augenwinkel.
Im Jahr 2020 wurde er durch die Diözese Würzburg gefragt, ob er sich vorstellen könne, für die Bundeswehr das Amt des katholischen Militärpfarrers zu übernehmen. Kurzum wurde er freigestellt und bekleidet seitdem das Amt am Standort Hammelburg. „Ich bin bekannt dafür, dass meine Kanzelreden selten einen rechten Winkel haben, und das möchte ich gerne so belassen“, so der gebürtige Würzburger. Dies habe er im vergangenen Jahr während seines ersten Auslandseinsatzes im Irak ebenso gemacht. Auf der „Bonn“ hat Sebastian H. auf jeden Fall eine neue Form des Gottesdienstes beschritten und so auch nichtgläubige Besatzungsmitglieder angesprochen.