Jüdische Militärseelsorge

Torarolle des Militärrabbinats fertiggeschrieben und übergeben

Torarolle des Militärrabbinats fertiggeschrieben und übergeben

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Mit einer feierlichen Prozession haben Verteidigungsminister Boris Pistorius und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, die neuen Räume des Militärrabbinats im Herzen Berlins eingeweiht. Der Festzug zog vom Gebäude des Zentralrats in der Tucholskystraße zum ganz in der Nähe gelegenen Militärrabbinat in der Johannisstraße.

Ein jüdischer Geistlicher mit Brille trägt ein silbernes Gefäß, was in schwarzes Samt eingewickelt ist

In der feierlichen Zeremonie trug Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Torarolle zum Gebäude des Militärrabbinats. Begleitet wurde er von vier Chuppa-Trägern, vorn der Potsdamer Militärrabbiner Shlomo Afanasev.

Bundeswehr/Elian Sonntag-Hadj Hamdi

Vorsichtig legt Militärbundesrabbiner Zsolt Balla die neue Torarolle des Militärrabbinats (MRB) in die Bundeswehr-Transportbox. Die eng beschriebene, rund 40 Meter lange Pergamentrolle ist mit hebräischen Buchstaben beschrieben. Der Toramantel, ein Überzug aus satt dunkelblauem Samt, ist filigran mit dem Logo des Militärrabbinats bestickt. „Seit dem Beginn der Jüdischen Militärseelsorge im Sommer 2021 arbeiten wir auf diesen Moment hin. Dass die Tora nun hier in den neuen Räumen in der Berliner Johannisstraße angekommen ist, das ist ein ganz besonderer Moment“, sagt Balla.

Ankunft der Torarolle Höhepunkt der Einweihung

Die Ankunft der Torarolle an ihrem Bestimmungsort bei der Jüdischen Militärseelsorge war einer der Höhepunkte der Einweihung des Militärrabbinats in Berlin am 4. Juli 2024. Jüdische Soldatinnen und Soldaten hatten zuvor gemeinsam mit Verteidigungsminister Boris Pistorius, Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster, Rabbinern und vielen Gästen die Torarolle in einer feierlichen Zeremonie im Leo-Baeck-Haus des Zentralrats der Juden in Deutschland zu Ende geschrieben. Pistorius und Schuster beteiligten sich gemeinsam mit jüdischen Soldatinnen und Soldaten und Rabbinern am Schreiben der letzten Buchstaben der Gebetsrolle. Danach wurde die Pergamentrolle mit Stoff verhüllt und von Rabbinern getragen.

Wertvorstellungen und Handlungsgrundsätze in der Tora

„Dass das Militärrabbinat nun eine eigene Torarolle bekommen hat, ist für mich als jüdischen Soldaten ein sehr besonderes Ereignis“, schwärmt Oberstabsgefreiter Johannes B. „Nicht nur, weil es ein weiterer Schritt zur Erfüllung des Auftrags der Jüdischen Militärseelsorge ist, sondern auch, weil ich nun auch in meinen Streitkräften das wiederfinde, was mich als Menschen ausmacht: die Grundsätze für mein Handeln und meine Wertvorstellungen in Form der Tora. Neben dem Minister, dem Militärbundesrabbiner und meinen jüdischen Kameradinnen und Kameraden einen der letzten Buchstaben der Torarolle zu vollenden, wird mir ewig in Erinnerung bleiben“, so der Soldat, der als Fluggerätemechaniker bei der Luftwaffe dient.

Die Fertigstellung der Torarolle ist im Judentum eine der feierlichsten Aktivitäten, die mit der Einweihung von Synagogen und anderen religiösen Stätten einhergeht. Die Sofrim, die religiösen Schreiber, sind speziell ausgebildete Schriftexperten, die den hebräischen Text mit Tinte und Federkiel meist in Anwesenheit von Rabbinern und der Gemeinde finalisieren. 

Militärbundesrabbiner Balla beendete die Zeremonie für die Torarolle der Jüdischen Militärseelsorge mit einem Gebet. Danach ging es mit einer kleinen Prozession, bei der die Torarolle unter einem Baldachin getragen wurde, vom Leo-Baeck-Haus des Zentralrats der Juden ins nur wenige Meter entfernte Militärrabbinat, der Dienststelle der Bundeswehr, in der die Jüdische Militärseelsorge koordiniert wird.

Ein älterer Herr mit Kippa schreibt mit einer Feder auf einer großen Pergamentrolle.

Frau Major Anne R. blickt dem Sofer bei der Fertigstellung der Torarolle über die Schulter

Bundeswehr/Gregor Matthias Zielke
Ein Rabbiner legt eine mit Samt umhüllt-e hölzerne Rolle in eine mit Schaumstoff ausgelegte Kiste.

Vorsichtig legt Militärbundesrabbiner Zsolt Balla die neue Torarolle des Militärrabbinats in die Bundeswehr-Transportbox

Bundeswehr/Elian Sonntag-Hadj Hamdi

Seelsorge steht nun im Mittelpunkt

Als die Rolle in den neuen Räumen eintrifft, ist Monika Heimburger, der amtierenden Leiterin des Militärrabbinats, die Freude über das Erreichte anzusehen: „Wir haben in den letzten drei Jahren die Dienststelle von null aufgebaut und alles organisiert und umgesetzt, was eine funktionierende Verwaltung ausmacht. Jetzt wenden wir uns mit unserer ganzen Kraft dem wirklich Wesentlichen zu: den Seelsorge-Angeboten für unsere jüdischen Soldatinnen und Soldaten und alle Kameradinnen und Kameraden“, sagte sie zur Eröffnung.

In der Johannisstraße hat das Militärrabbinat nun ein Zuhause gefunden. Rund 20 Mitarbeitende organisieren von hier aus mit ihren Kolleginnen und Kollegen in den Außenstellen in Hamburg, Leipzig, Schwielowsee, München und Köln die Jüdische Militärseelsorge. Fünf Rabbiner sind inzwischen eingestellt, kümmern sich um die Seelsorge und sprechen beim Lebenskundlichen Unterricht über Werte und Normen.

Hinter dem „Team MRB“ liegt jede Menge Aufbauarbeit: Als im Sommer 2021 die Interimsdienststelle im Planungsamt in Berlin-Köpenick entstand, gab es dort nichts. Erst nach und nach wurden Mitarbeitende eingestellt und es entwickelte sich eine funktionierende Dienststelle – vom Zeiterfassungssystem bis zur Entwicklung und Planung von Seelsorge und Lebenskundlichem Unterricht.

Die Ankunft der Torarolle und die offizielle Einweihung der neuen Räume ist für die Jüdische Militärseelsorge ein Meilenstein. 2019 hatten das Verteidigungsministerium und der Zentralrat der Juden in Deutschland einen Staatsvertrag zur Einrichtung der Jüdischen Militärseelsorge unterschrieben. Im Sommer 2021 ist Militärbundesrabbiner Zsolt Balla in sein Amt eingeführt worden und das Militärrabbinat wurde gegründet. Nun sind die neuen Räume bezogen und die Torarolle ist an ihrem Bestimmungsort.

„Jüdische Militärseelsorge hat festen Platz in der Truppe“

Minister Pistorius am Pult, spricht zu festlich aussehenden jüdischen Rabbinern in blauer Robe und Hut

Nach der Begrüßung durch die amtierende Leiterin des Militärrabbinats Monika Heimburger unterstrich Verteidigungsminister Boris Pistorius in seiner Rede die Bedeutung der Jüdischen Militärseelsorge für die Bundeswehr

Bundeswehr/Elian Sonntag-Hadj Hamdi

„Für mich war es eine besondere Ehre, dass ich heute bei der Vollendung der Torarolle anwesend sein durfte. Für diese letzten Buchstaben stehe ich jetzt Pate – und damit auch für den Mut und die Zuversicht, die aus der Torarolle erwachsen sollen. Die Jüdische Militärseelsorge hat einen festen Platz in der Truppe – und jetzt auch ein Zuhause in der Johannisstraße. Eine lebendige jüdische Militärseelsorge tut uns gut“, sagte Minister Pistorius auf der Veranstaltung.

„Mit der Einweihung der Torarolle des Militärrabbinats und dem Einzug in die neuen Räumlichkeiten hat die jüdische Gemeinschaft endgültig ihren Platz in der Bundeswehr eingenommen“, sagte Zentralratspräsident Schuster bei der Ankunft der Tora im Militärrabbinat. In den neu eingeweihten Geschäftsräumen wird die Tora nun in einer Reise-Box aufbewahrt, denn sie soll nicht nur an jüdischen Feiertagen, sondern auch in Einsätzen der Bundeswehr genutzt werden.

von Cornelia Riedel

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