Jüdische Militärseelsorge wächst

Erster Militärrabbiner im Einsatzführungskommando der Bundeswehr eingeführt

Erster Militärrabbiner im Einsatzführungskommando der Bundeswehr eingeführt

Datum:
Ort:
Schwielowsee
Lesedauer:
3 MIN

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Seit 2021 wird in der Bundeswehr die Jüdische Militärseelsorge aufgebaut. Mit Rabbiner Alexander Nachama hat nun der erste Militärrabbiner in der Schaltzentrale für die Auslandseinsätze der Bundeswehr, dem Einsatzführungskommando in Schwielowsee bei Potsdam, seinen Dienst angetreten.

Eine Rabbinerin hängt einem Rabbiner einen Gebetsmantel um

Religiöse Amtseinführung des ersten Militärrabbiners im Einsatzführungskommando der Bundeswehr: Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz erteilte Militärrabbiner Alexander Nachama den Segen für sein Amt.

Bundeswehr/Michael Schur

Militärrabbiner Alexander Nachama wirkt entspannt. Gemeinsam mit seinem Rabbinatshelfer Arie Shkolnik erzählt er auf der Terrasse des Offiziersheims des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam über seine ersten Wochen im neuen Amt. Er ist der erste Militärrabbiner, der jetzt für die Jüdische Militärseelsorge dort eingesetzt ist, wo die Auslandseinsätze der Bundeswehr geplant und koordiniert werden. Der Rabbiner und sein Rabbinatshelfer sind in einer der fünf Außenstellen des Militärrabbinats beschäftigt und für die Kameradinnen und Kameraden in Berlin und Brandenburg zuständig. 

Hinter den beiden liegen die ersten Monate in der Jüdischen Militärseelsorge der Bundeswehr: In ihren Räumen in der Henning-von-Tresckow-Kaserne am Werderschen Damm haben sie Kontakte initiiert, die Bundeswehr-Dienststellen am Standort kennengelernt und bereits erste Soldatinnen und Soldaten seelsorgerisch betreut.

„Seelsorge für alle Soldatinnen und Soldaten unabhängig von der Religion, die Erfüllung der religiösen Bedürfnisse von jüdischen Soldatinnen und Soldaten und der Lebenskundliche Unterricht für alle Kameradinnen und Kameraden, das sind meine Hauptaufgaben“, umreißt Nachama sein Tätigkeitsfeld. „Wir bieten Lebenskundlichen Unterricht an und vermitteln wenn gewünscht Informationen zum Judentum“, so der Rabbiner. Viel Aufklärungsarbeit und Gespräche rund um die Rolle der Jüdischen Militärseelsorge in der Bundeswehr gehören nun zum Tagesgeschäft der beiden Männer. 

Nachama hat eine klassische Rabbiner-Ausbildung: 2013 wurde der 1983 in Frankfurt/Main geborene und in Berlin aufgewachsene Alexander Nachama ordiniert. Er studierte an der Freien Universität Berlin Judaistik, Geschichte und Religionswissenschaft. Nach dem Studium am Abraham-Geiger-Kolleg und an der Universität in Potsdam erwarb er 2012 seinen Master in Jüdischen Studien. Bis 2018 war er Gemeinderabbiner in Dresden und anschließend bis 2023 Landesrabbiner in Thüringen. Er war zuständig für die drei jüdischen Gemeinden in Erfurt, Nordhausen und Jena. Nachama ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter. 

Monika Heimburger, Amtierende Leiterin des Militärrabbinats
Die räumliche Nähe zur Schaltzentrale der Einsätze in Schwielowsee ist auch für die Jüdische Militärseelsorge von besonderer Bedeutung.

Seit September 2023 ist Alexander Nachama nun Militärrabbiner bei der Bundeswehr. „Ich empfinde es als wichtig, dass ein Rabbiner seinen Horizont erweitert. Gemustert worden bin ich nach dem Abitur nicht. Der erste direkt Kontakt zur Bundeswehr war über Militärbundesrabbiner Zsolt Balla. 

Für die Zukunft wünscht er sich, dass Militärrabbiner in der Bundeswehr nicht als etwas Besonderes gesehen werden, sondern dass sie einfach zur Militärseelsorge mit dazu gehören. Er begrüßt eine stärkere Zusammenarbeit mit Militärrabbinaten, zum Beispiel aus Israel, Frankreich oder der Ukraine. „Da können wir viel voneinander lernen“, erhofft sich Nachama.

Fünf Außenstellen des Militärrabbinats werden nach und nach deutschlandweit aufgebaut. Die Rabbiner erhalten Unterstützung durch Rabbinatshelferinnen oder Helfer. Nachamas wird seit dem 1. Februar 2024 durch den Rabbinatshelfer Arie Shkolnik unterstützt. Der gelernte Werbetexter ist 46 Jahre alt. Er hat in Wiesbaden Marketing und Kommunikation studiert. Nach mehr als 20 Jahren Berufstätigkeit in der Werbebranche beschäftigte er sich seit mehreren Jahren verstärkt mit dem Judentum. Selbst Jude, wuchs er jedoch nicht sehr religiös auf. Zu seinen Aufgaben bei der Jüdischen Militärseelsorge gehören zum Beispiel die Büroorganisation und die Veranstaltungsplanung.

Eine Gruppe von Menschen, teilweise Rabbiner.

Monika Heimburger, amtierende Leiterin des Militärrabbinats, Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und Generalleutnant Bernd Schütt, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos

Bundeswehr/Michael Schur

Einige Monate nach seinem Dienstantritt wurde Militärrabbiner Alexander Nachama am 7. Mai 2024 nun im Einsatzführungskommando der Bundeswehr während einer Feierstunde offiziell in sein religiöses Amt eingeführt. Höhepunkt der Zeremonie: Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz übergab den Tallit, den jüdischen Gebetsmantel, und erteilte Militärrabbiner Nachama damit den Segen für sein Amt.

Zu den Gästen gehörten unter anderem Generalleutnant Bernd Schütt, Befehlshaber des Einsatzführungsführungskommandos der Bundeswehr, Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland. 

Für die Jüdische Militärseelsorge beginnt damit eine neue Ära: „Die räumliche Nähe zur Schaltzentrale der Einsätze in Schwielowsee ist auch für die Jüdische Militärseelsorge von besonderer Bedeutung“, fasste Monika Heimburger (auf dem Foto 2. von links), Amtierende Leiterin des Militärrabbinats, zu Ende der Veranstaltung zusammen.

von Michael Schur

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