Wittenberg-Tagung

Vertrauen als Führungsinstrument

Vertrauen als Führungsinstrument

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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„Vertrauen wagen“ – das war die Überschrift der 5. Wittenberg-Tagung. Alle zwei Jahre lädt die Evangelische Militärseelsorge einen ausgewählten Kreis an Offizierinnen und Offizieren der Bundeswehr in die Lutherstadt ein. Viele der Teilnehmenden wurden von Militärgeistlichen an ihrem Standort vorgeschlagen, andere von ihren Vorgesetzten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wittenberg-Tagung beim morgentlichen Reflexionsspaziergang

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wittenberg-Tagung beim morgentlichen Reflexionsspaziergang

Veronika Drews-Galle

Ob in Politik oder Wirtschaft, Natur oder Technik, Familie oder Firma, Frieden oder Sicherheit, Leben oder Sterben – ohne Vertrauen läuft gar nichts. Doch Vertrauen macht verletzlich. Manchmal erscheint es uns im Nachhinein unglaublich naiv – nicht nur in einer außen- und sicherheitspolitischen Zeitenwende, sondern auch und vor allem im beruflichen wie privaten Nahbereich. Zugleich ist menschliches Leben wie Zusammenleben ohne Vertrauen kaum denkbar – Vertrauen, das geschenkt wird, wie Vertrauen, das angenommen wird. Dabei hat Vertrauen viel mit Glauben zu tun und ebenso mit Glaubwürdigkeit. 

Die 5. Wittenberg-Tagung der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr für militärische Führungspersönlichkeiten ging der Frage nach, was Vertrauen bedeutet und was es leistet – in den individuellen Stürmen des Lebens, im Zusammenleben, in der Menschenführung und angesichts der außen- und sicherheitspolitischen Zeitenwende.

Hierzu bot die Tagung den Teilnehmenden ein breites Spektrum an Denkanstößen und Gelegenheit zum Dialog mit ausgewiesenen Fachexpertinnen und -experten. Vor allem aber ließ das Programm immer wieder Raum für individuelle Reflexion und persönlichen Austausch darüber, was Vertrauen für die Gestaltung der eigenen Führungsrolle wie den persönlichen Lebensweg bedeutet und wie in konkreten Vertrauensfragen werteorientiert entschieden und gehandelt werden kann. 

Abschlusspodium „Zur Lage“

Abschlusspodium „Zur Lage“

Veronika Drews-Galle

Alle zwei Jahre lädt die Evangelische Militärseelsorge einen ausgewählten Kreis an militärischen Führungspersönlichkeiten in die Lutherstadt Wittenberg ein, um berufsethische Fragestellungen zu reflektieren. 2014 ging es um Luthers Kriegsleuteschrift, 2016 befasste sich die Tagung mit soldatischen Tugenden, 2018 mit dem Thema Vorbild-Sein und 2021 mit Sprachgewalt. Auch dieses Mal reichte die Spanne der teilnehmenden Dienstgrade vom General bis zum Offiziersanwärter. „Der Charakter dieser Veranstaltung ist einmalig. Wir begegnen uns hier in Zivil und auf Augenhöhe, die Impulse sind hochkarätig und die Gespräche intensiv und vertrauensvoll – ich nehme sehr viel mit für meinen Alltag“, beschreibt es eine Stabsoffizierin.

 

„Ich kann es, und du kannst es auch“ – anhand dieser Führungsformel ging Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg gleich zu Beginn der Tagung mit den Teilnehmenden ins Gespräch über seine Erfahrungen als Kirchenleitender und ehemaliger Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der Wirtschaftsethiker und Führungsforscher Prof. Dr. Andreas Suchanek gab den Teilnehmenden den Gedanken mit auf den Weg, in Vertrauen zu investieren und dabei stets zu fragen, ob das eigene Handeln jemand anderem schaden könne („do not harm“). Der Führungskräftecoach und Unternehmenssanierer Dr. Christian Frühwald ermutigte die Teilnehmenden, in ihrer Führungsrolle Verantwortung zu übernehmen: „Klarheit schafft Sicherheit“, und: „Vertrauen braucht Konsequenz.“ Nach kurzen Impulsen wurde in Kleingruppen weiterdiskutiert und das Gehörte mit konkreten Beispielen und Rückfragen aus dem Alltag der Teilnehmenden in Bezug gebracht. Auch der sozialwissenschaftliche Fachvortrag von Jan Wetzel vom Wissenschaftszentrum Berlin und der theologische Impuls von Prof. Dr. Thorsten Dietz aus der Schweiz fanden auf diese Weise ihren Sitz im Leben.

Verabschiedung nach dem Reisesegen

Verabschiedung nach dem Reisesegen

Veronika Drews-Galle

Ein Höhepunkt der Tagung waren die Tischreden der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, und des Wittenberger Bürgermeisters André Seidig im Rahmen eines festlichen Abendessens am ersten Tag der Tagung. Beim Abschlusspodium „Zur Lage“ spannten Oberst i.G. Philipp Leyde, Strausberg, Oberstarzt Prof. Dr. med. Peter Zimmermann, Berlin, und Dr. Henning Riecke, Leiter des Bereichs Strategische Vorausschau an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin noch einmal den Bogen hin zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage sowie zur Inneren Führung. Zuvor waren in Workshops noch einmal Einzelfragen vertieft worden. Nach einem Auswertungsspaziergang und Reisesegen tauschten viele der Teilnehmenden vor ihrem Heimweg noch Kontaktinformationen, um bei Gelegenheit an die Gespräche der vorangegangenen Tage anzuknüpfen.

von Veronika Drews-Galle

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