„Müde und matt? Niemals!“
„Müde und matt? Niemals!“
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Die Einschätzungen reichen von „cool und krass“ bis „zurückhaltend“, aber alle Beteiligten sind sich einig: Mit Thorsten Kirschner hat die Militärseelsorge die ideale Besetzung für die Leitung des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr gefunden.
Es ist eine fröhliche Veranstaltung und es darf gelacht werden in der 50er-Jahre-Kirche im Berliner Tiergarten. Gutgelaunte Gottesdienstteilnehmer und Ehrengäste feiern miteinander zunächst die Einführung von Thorsten Kirschner als neuem Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr und anschließend bis in den Abend hinein das Sommerfest der Militärseelsorge. Offiziell wird die Einführung eines Bundesoberbehördenleiters – mit einem nachgeordneten Bereich von 108 Dienststellen – vorgenommen; aber es fühlt sich an wie ein Familien- und Freundestreffen.
Auf besonderen Wunsch des Einzuführenden spricht Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg über einen Vers aus dem Propheten Jesaja: „Junge Männer werden müde und matt, starke Krieger straucheln und fallen.“ Ein Wort, das der Bischof gleich gegen den Strich bürstet und in Frage stellt – gerade mit Blick auf Thorsten Kirschner: „Müde und matt? Niemals!“
Doch bei näherem Hinsehen fallen ihm dann doch genug Dinge ein, die auch starke Männer müde machen können, mut- und friedlos. Zum Glück geht der Bibelvers weiter bzw. fängt eigentlich jetzt erst richtig an: „Aber alle, die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft. Sie fliegen dahin wie Adler. Sie rennen und werden nicht matt, sie laufen und werden nicht müde.“ Felmberg wünscht dem neuen Generaldekan diesen Aufwind, von dem in der Bibel die Rede ist, mahnt ihn aber auch: „Nur der gewinnt Höhe, der nicht flattert.“
Aber da sind sich die Festredner einig: Diese Gefahr sehen sie beim neuen Amtsträger nicht. Anna Nicole Heinrich vertritt als Präses der EKD-Synode die Evangelische Kirche in Deutschland und lobt Kirschner als „tollen Theologen, erfahrenen Diplomaten und strukturierten Organisationsmanager“. Generalarzt Dr. Jörg Ahrens, der die Grüße des Bundesministers der Verteidigung überbringt, verspricht die Unterstützung der Soldaten und knüpft gleich an den christlichen Leitbegriff der Nächstenliebe an: „Bei uns nennen wir das Kameradschaft.“ Die Vertreter der beiden anderen Militärseelsorgen in der Bundeswehr wünschen „Chuzpe, Freude und Glück“.
Thorsten Kirschner ist bei Insidern für seinen Instagram-Kanal berühmt. Aber für seine Predigt hat er sich etwas ganz Traditionelles ausgesucht: den Choral „Lobe den Herren“ aus dem Jahr 1680. Dessen Worte begleiten ihn schon sein Leben lang und er kann den altertümlichen Formulierungen auch etwas für das Leben in der Bundeswehr im 21. Jahrhundert abgewinnen. Für einen militärischen Alltag, der von Nüchternheit, Sicherheit und Effizienz geprägt ist: „Das ist ja noch nicht alles im Leben, effizient und sicher zu sein.“ Deshalb brauchen die Soldatinnen und Soldaten die Militärgeistlichen, deren Botschaft sich zusammenfassen lässt auf: „Gott ist für dich da.“ Das sind für ihn die Sternstunden der Militärseelsorge, wenn diese Botschaft verkündigt wird. Und wenn sie aufgegriffen wird von Menschen wie der Soldatin, die in einer schwierigen Situation über die Militärseelsorge sagte: „Das war jetzt das, was ich brauchte!“