Die Gemeinde während der Amtseinführung der neuen Militärpfarrer

Die Gemeinde während der Amtseinführung der neuen Militärpfarrer

Militärseelsorge/Roger Töpelmann

Die evangelischen Militärpfarrer Kai Kleina und Hanns-Martin Krahnert gaben bei ihrer Amtseinführung in der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven mit einer gemeinsamen Predigt über Wasser und Wein einen bemerkenswerten Einstand: Wasser, so Kleina, bleibe doch einfach ein geniales Element. Ohne das Element - keine Marine. Auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ habe er als Marinekadett die tobende Kraft von Wind und Wellen mit Demut und Respekt erlebt. Er bleibe beim Wasser, ohne das es gar keinen Wein gäbe.

Der gebürtige Oberfranke Krahnert hielt dem entgegen, Wein sei doch mehr als Wasser. Wasser tränken nur die Säue, meinte er. Schon Jesus habe Wasser in Wein verwandelt - nicht umgekehrt. Er habe gezeigt, dass das Leben ein Fest sei: mutig, fröhlich, gelassen. Dafür stehe der Wein. Als Kriegsdienstverweigerer habe er lernen müssen, dass Frieden nicht einfach so da sei. „In dieser real existierenden Welt muss man auch bereit sein, mit den Mitteln der Welt für den Frieden zu arbeiten“, so der Franke. Deshalb brauche es Militär und Marine. „Sozusagen, weil es den Wein ohne Wasser nicht gibt“, schloss Krahnert. Beide stießen mit je ihrem Fluidum auf gute Zusammenarbeit an. Die zahlreichen Gottesdienstbesucher hätte es sicher nicht gewundert, wenn beide noch Wasser in Wein verwandelt hätten. Denn Pfarrhelfer Helmut van der Wall hatte schon eingangs von beiden gesagt, sie tragen „das Meer und Schiffe im Herzen“.

Dem Ablauf einer Amtseinführung gemäß, verlas der Leitende Militärdekan Armin Wenzel (Kiel) die Urkunden vor den Marineseelsorgern. Er erinnerte sie an ihr Ordinationsgelübde und ermahnte beide, das Amt gewissenhaft zu führen und sich in allem so zu verhalten, wie es sich einem Diener der Kirche gebührt.

Militärbischof Sigurd Rink predigt zur Amtseinführung der neuen Militärpfarrer

Militärbischof Sigurd Rink predigt zur Amtseinführung der neuen Militärpfarrer

Militärseelsorge/Roger Töpelmann

Der Evangelische Militärbischof Dr. Sigurd Rink (Berlin) freute sich, dass im Wilhelmshaven mit beiden Pfarrern und Militärpfarrerin Dr. Kaja Bruhns der Kernauftrag der Streitkräfte „Freiheitsräume zu wahren und die Vision des Friedens aufrecht zu erhalten“ wieder voll begleitet werden könne. „Nun ist die Trinität am Standort komplett“, beschrieb er die neue Lage. „Ich wünsche beiden hier am Standort wie auf hoher See, dass sie alles meistern und immer neu etwas wagen“, schloss der Bischof seine Ansprache.

Der Gottesdienst war durch das Marine-Musikkorps Wilhelmshaven unter Leitung von Fregattenkapitän Matthias Prock musikalisch eindrucksvoll begleitet worden.

Bei einem anschließenden Empfang im „Gorch Fock Haus“ in der Seehafenstadt fanden alle Redner und die Wilhelmshavener Bürgermeisterin Ursula Glaser für die Militärseelsorgen beider Konfessionen höchst lobende Worte: Kommandant Ralf Kuchler sagte: „Die Hauptaufgabe bei einer sechsmonatigen Seereise ist nicht das Navigieren, sondern sind die Nöte der Besatzung, damit niemand Schaden an Körper und Seele nimmt.“ Ein Kommandant brauche die Militärgeistlichen an Bord für die Pflege der Seelen. „Sie sind Bestand der Schiffsführung“, versicherte der Flottillenadmiral.

Brigadegeneral Klaus Frauenhoff bezeichnete die Militärseelsorge „ein Teil von uns“: „Ich möchte einfach Danke sagen, danke dass sie bei uns sind!“, lobte er die an der Seelsorge Beteiligten. Für die bewährte gute Zusammenarbeit im geistlichen Betreuungsfeld sprach sich zum Schluss auch der katholische Seelsorger am Standort, Torsten Stemmer aus.

Zu den Militärgeistlichen:

Kai Kleina ist 1973 in Bünde/Westfalen geboren. 1992 ging er als Offizieranwärter zur Bundesmarine. Hier fuhr er bis 1994 unter anderem so auf der „Gorch Fock“ und dem Zerstörer „Schleswig-Holstein“. Er entschied sich dann zum Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen und Münster. Er widmete sich folgend einer Ausbildung zum Referenten für Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation, bevor er 2006 als Vikar in die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) eintrat. Hier versah er zwei Pfarrstellen auf dem Lande und wechselte 2017 in die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Im September des vergangenen Jahres übernahm er das Militärpfarramt Wilhelmshaven III. Als ehemals „Blauer“ will er nun nach eigener Aussage als „schwarzer Junge“ zurück zu den „blauen Jungs und Mädels“.

Hanns-Martin Krahnert ist für das Militärpfarramt Wilhelmshaven I zuständig. Er ist in Solingen geboren, wuchs mit vier Geschwistern in Bamberg/Oberfranken auf. Die Eltern waren beide Kirchenmusiker. Nach seiner Kriegsdienstverweigerung leistete er Zivildienst bei der Diakonie (Altenpflege) in München und Erlangen. Das Theologiestudium brachte ihn nach Erlangen, Kiel, München und Heidelberg sowie an die Hebräische Universität Jerusalem. Ab 1997 versah er über Jahre Pfarrstellen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. In seiner neuen Tätigkeit will er der Vision des Schalom, des Friedens Gottes, in der real existierenden Welt Raum geben. Krahnert hat zwei erwachsene Kinder und eine Tochter von acht Jahren. Die Militärgeistlichen werden in ihren Gottesdiensten gemeinsam predigen.

von Roger Töpelmann