In seinen Händen hält der Militärpfarrer ein Seil. Dazu berichtet er von seinen sehr unterschiedlichen eigenen Erfahrungen: Mit einem Seil kann einer gefesselt werden; da ist keine Freiheit mehr. Eingebunden in eine Seilschaft sind am Berg oder in der Höhle aber auch Wege möglich, die einer allein nicht gehen kann; da entsteht Freiheit. „Freiheit ist mein Thema“, sagt Jochen Fiedler in seiner Predigt, nachdem er wenige Augenblicke zuvor offiziell als Militärpfarrer in Veitshöchheim eingeführt wurde, und bezieht sich auf den biblischen Brief des Apostels Paulus an die Gemeinden in Galatien. Einen Brief, der von der Freiheit der Kinder Gottes handelt. Er fordert seine Zuhörer in der Kirche und an den zugeschalteten Bildschirmen auf, sich gegenseitig beides zu geben, Einbindung und Freiraum, und ist überzeugt: „Wer sich von Jesus führen lässt, wird diese Befreiungs-Erfahrung auf jeden Fall machen können.“

Hybrid-Gottesdienst aus der Bildschirmperspektive

Hybrid-Gottesdienst aus der Bildschirmperspektive

Militärseelsorge

Aus Berlin ist Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg zugeschaltet und erinnert den einzuführenden Pfarrer und die ganze Festgemeinde an das biblische Versprechen, das Gott Noah gab: dass Saat und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht nicht aufhören werden. Der Bischof sieht die Militärseelsorge in einer langen Generationenfolge, in der Saat und Ernte manchmal weit auseinanderliegen: „Wir alle leben davon und ernten, was unsere Väter und Mütter im Glauben gesät haben. Von daher lasst und weiter kräftig säen, damit die Ernte im Weinberg des Herrn groß sei!“

Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Formate. Jochen Fiedler ist einer von zwei Militärgeistlichen, die die evangelische Militärseelsorge erstmals hybrid in ihr Amt einführte. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg den Segen nicht wie üblich vor Ort spenden. Bereits einige Tage zuvor gab es einen ähnlichen Gottesdienst für Michael Blaszcyk in Sondershausen. Mit Blaszcyk vor Ort waren zwei Assistenten und seine Angehörigen. Alle weiteren Gottesdienstgäste und auch der Bischof und Militärgeneraldekan Matthias Heimer schalteten sich per Videokonferenz zu.

Jochen Fiedler predigt

Jochen Fiedler predigt

Militärseelsorge

Michael Blaszcyk bringt die besten Voraussetzungen für den Dienst in der Militärseelsorge mit. Bei seinen vorherigen Pfarrstellen in Wolfen-Nord und als Kreisdiakoniepfarrer von Zerbst begleitete er viele unterschiedliche Menschen auf ihrem Lebensweg. Geistliche Begleitung, Seelsorge und Unterricht sind kirchliche Kernaufgaben für ihn. Dass er sich diesen Aufgaben nun in der Militärseelsorge widmet, freut den Bischof, wie er in seiner Ansprache sagte. Blasczyk predigte über die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Die österliche Freude seiner Worte wurde auch durch die Musik in dem Gottesdienst untermauert. Eine Band hatte zuvor zwei Stücke aufgenommen, welche für die Gottesdienstgemeinde vor Ort und in die Videokonferenz eingespielt wurden. Der Bischof segnete die Pfarrer zwar aus großer Ferne ein – Gottes Nähe war aber an beiden Orten zu spüren.

von Thorsten Kirschner / Walter Linkmann