Mit der Truppe auf dem Übungsplatz
Mit der Truppe auf dem Übungsplatz
- Datum:
- Ort:
- Unna
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Wir sind gut in der Zeit, das schaffen wir“, meinte Oberstleutnant Andreas Johannes Golks, Kommandeur des Versorgungsbataillons 7. Tatsächlich. Einen guten Kilometer und zehn Minuten später erreichten wir das Tor der General-Heusinger-Kaserne. Den IGFIndividuelle Grundfertigkeiten-Marsch (IGFIndividuelle Grundfertigkeiten = Individuelle Grundfertigkeiten) haben wir in 55 Minuten abgelegt.
Für mich war dies am Sonntag der Abschluss einer viertägigen Begleitung der Truppe auf dem Übungsplatz. Es war eine besondere Zeit, schon allein, weil Pfarrer Mark Pockrandt aus Saarlouis mich begleitete. Frisch in der Militärseelsorge war es für ihn eine ganz neue Erfahrung, vier Tage 24/7 so nah die Truppe zu erleben und ins Gespräch zu kommen. Für mich wiederum war es ein willkommener Austausch mit einem Kollegen, der mit einem frischen Blick von außen auf meine Art, Militärseelsorger zu sein, schaute.
Als wir am Donnerstag in Hammelburg eintrafen, wurden wir sehr freundlich willkommen geheißen. Der Kommandeur nahm sich viel Zeit für ein erstes Gespräch. In der Lage mit den Kompaniechefs erhielten wir einen Eindruck vom aktuellen Stand der Übung. Und dann gab es auch schon den ersten Höhepunkt: Nachtschießen. Unterwegs mit der Dienstaufsicht erlebten wir hoch konzentrierte Kameradinnen und Kameraden. Dass wir einen Durchgang mit den neuen, hochwertigen Nachtsichtmitteln verfolgen konnten, war das i-Tüpfelchen.
Freitag und Samstag waren wir dann unabhängig unterwegs zu den Schießbahnen. Hier konnten wir viele verschiedene Aktivitäten beobachten. Und Gespräche führen – über Gott und die Welt, den Übungsplatz, private Dinge. „Schön, dass Sie da sind. Wann hat man sonst Zeit, so miteinander zu reden?“ Das hörten wir öfter. Oder: Ein Spieß bedankte sich noch einmal ausdrücklich bei mir, dass ich den Vater eines Kameraden „mit so viel Herzblut“ beerdigt habe. „Das ist das, was Kameraden schätzen: Wenn Sie als Militärpfarrer da sind, wenn es darauf ankommt.“
Dazwischen immer wieder als Zuschauer am Üben teilhaben. Man muss nicht selbst werfen, um die Anspannung beim scharfen Handgranaten-Wurf zu spüren. Gut, dass der Spieß am Wurfstand Ruhe ausstrahlte. Bei der Challenge in der Ortskampfbahn Bonnland galt es vor allem, sich gegenseitig zu motivieren und kameradschaftlich zu unterstützen. Und dann der Major, der an Objekten die Durchschlagkraft von Geschossen aufzeigte. Es war für mich schon eindrücklich, wie ernst die Versorger an ihren militärischen Fähigkeiten arbeiteten. Der Ukraine-Krieg und auch der Hamas-Überfall auf Israel hinterlässt offensichtlich seine Spuren.
So passte „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9) hervorragend als Leitvers für den gut besuchten Feldgottesdienst am Sonntagmorgen. Ich gestaltete ihn gemeinsam mit meinem Kollegen Pockrandt. Gerade angesichts der aktuellen Lagen fragte ich, wer Frieden stiftet: Wer zurückzieht oder wer sich wehrt? Der biblische Begriff Schalom kann Frieden nur gemeinsam mit Recht, Sicherheit und Teilhabe denken. Friede als Verzicht auf Gewalt um jeden Preis ist danach kein Friede. Wenn Menschen unter Gewalt und Willkür leiden, ist das kein Schalom. Deshalb ruft die Richterin Deborah in der Bibel das Volksheer zum Kampf gegen einen Fremdherrscher auf. Nach dem Sieg heißt es: „Und das Land ruhte 40 Jahre.“ Das war noch kein Schalom. Aber die Menschen konnten wenigstens sicher ihren Alltag leben. Schalom ist ein hohes Gut. Und er verlangt, dass wir dafür einstehen.
Auf dem Weg nach Hause gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Vor allem aber bin ich eines: Dankbar, in und mit der Truppe meinen Dienst tun zu dürfen.