Rüstzeit im Wald der Erinnerung
Rüstzeit im Wald der Erinnerung
- Datum:
- Ort:
- Unna
- Lesedauer:
- 2 MIN
Emotional, berührend, gelebte Kameradschaft: So lässt sich die Rüstzeit des Evangelischen Militärpfarramts Unna auf Schwanenwerder am besten beschreiben. Unter der Überschrift „Erinnern und Gedenken“ machten Pfarrhelfer Steven Röper und ich uns mit zwölf Kameraden aus dem Stab des Aufklärungsbataillons 7 auf den Weg.
Der Wald der Erinnerung mit den zurückgeführten Ehrenhainen aus den Einsätzen war das Ziel. Schon in der Begrüßungsrunde war klar: Hier geht es ans Eingemachte. Mehrere Kameraden hatten ISAFInternational Security Assistance Force-Einsätze in Afghanistan mitgemacht – zwischen 2008 und 2011, als die Anschlagsdichte besonders hoch war. „Wir waren dabei, als Kameraden ihr Leben verloren haben. Und wir haben selbst Leben nehmen müssen. Das brachte unser Auftrag mit sich.“ Dieses offene und intensive Miteinander prägte die gesamte Rüstzeit. Morgengebet und Abendsegen wurden zu Orten des Nachdenkens und der Stille.
Der zweite Tag stand ganz unter dem Zeichen des Erinnerns und Gedenkens. Nach der Einführung in das Projekt hatten die Teilnehmenden Zeit, für sich oder zu zweit die Stelen mit den Namen der in Einsätzen verstorbenen Kameradinnen und Kameraden abzugehen, die Ehrenhaine zu besuchen und die Gedenkbäume im Wald der Erinnerung anzusehen. Auch bei den Kameraden ohne Einsatzerfahrungen löste dieser Ort tiefe Betroffenheit aus.
Das Mittagessen in der OHG der Henning-von-Tresckow-Kaserne bot die Möglichkeit zum Austausch. Danach gingen wir gemeinsam die Ehrenhaine ab. An jeder Gedenkstätte zündete ein Kamerad ein Licht an. An den Stelen wurde aus dem Kreis der Teilnehmenden zu dem einen Kameraden oder der anderen Kameradin die Geschichte erinnert. Das waren sehr persönliche Momente. „Die Münzen, die hier neben einigen Namen liegen, sind übrigens das Geld für den Fährmann im Jenseits“, erläuterte Stabsfeldwebel S. Schließlich versammelten wir uns im Haus Benedikt.
Wie schön, dass dieser gelungene Nachbau der Kapelle aus dem Camp Marmal hier an diesem Ort möglich geworden ist! Wie viele Erinnerungen sind mit diesem Gebäude verbunden. Und es bietet die Möglichkeit, ein Gedenken zu halten. Als Abschluss dieses Tages wirkte es lange nach. Die Kameraden nahmen sich viel Zeit, um die Eindrücke nachklingen zu lassen.
Der dritte Tag wurde mit mehr Leichtigkeit gefüllt. Ein Besuch der Kuppel des Reichstages bot einen wunderbaren Blick auf Berlin. Vorher gab es noch ein Gespräch mit dem Mitglied des Bundestages des Heimatstandortes. Ein Spaziergang zum Ehrenmal am Bendler-Block rundete die Exkursion ab. Spontan besuchten wir auch die nahegelegene Ausstellung zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Am Freitag ging es dann früh zurück nach Ahlen. Es war eine intensive und erfüllte Woche!
Nachtrag: Diskutiert wurde während der Rüstzeit, ob der Wald der Erinnerung hinter dem Kasernenzaun gut aufgehoben ist oder öffentlich frei zugänglich sein sollte. Am Ende waren wir uns einig, dass es für uns gut war, so einen geschützten Raum zu haben. Dass der Raum auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist, zeigte eine Abiturklasse. Die Schülerinnen und Schüler wurden zeitgleich durch den Wald der Erinnerung geführt.