Einweihung

Von Ueckermünde am Stettiner Haff ins Evangelische Militärpfarramt nach Torgelow

Von Ueckermünde am Stettiner Haff ins Evangelische Militärpfarramt nach Torgelow

Datum:
Ort:
Torgelow
Lesedauer:
3 MIN

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Altäre in Kirchen sind in der Regel groß und häufig aus Stein. Schwer und mächtig ruhen sie im Altarraum einer Kirche oder im Andachtsraum einer Kirchgemeinde. Über ihm oder direkt auf dem Altar hängt oder steht das bekannte Symbol der Christen: das Kreuz mit dem gekreuzigten Heiland. Einige Kerzen, vielleicht noch ein Altarbild darauf.

Ein altes Fischerboot dient als Altar für das Evangelische Militärpfarramt Torgelow

Die Geschichte eines Bootes, die schon zu Ende geschrieben schien, wird nun doch noch fortgesetzt. Wenn auch auf sicherem Land und auf trockenem Boden.

Paul Bruno

Manchmal ist der Altar aus Holz, aber in aller Regel schmucklos. Wenn man als Fremder irgendwo eine evangelische Kirche besucht, sei es im Gottesdienst oder zur Besichtigung, nimmt man den Altar eigentlich nur am Rande wahr. Wenn man dann die Kirche verlässt, hat man an der Türe nach draußen das Aussehen des Altares meist schon vergessen.

Michael Pöltl arbeitet seit Januar 2020 als Pfarrhelfer im Evangelischen Militärpfarramt in Torgelow. Kurz nachdem er den Dienstposten übernommen hatte, wollte er die Räume des Amtes etwas aufhübschen lassen. Einige Gespräche später mit der Objektmanagerin der Greifen-Kaserne stand fest: Wir ziehen um. Die alten Diensträume sollten einer anderen Verwendung übergeben werden und das neue Pfarramt sollte in einem anderen Gebäude entstehen. Schnell war mit den Verantwortlichen des Bundeswehrdienstleistungszentrums Torgelow ein Konzept erarbeitet. 

In der Umsetzungsphase ging Pöltl schon seit einiger Zeit ein Gespräch mit seinem damaligen Militärpfarrer Uwe Stegen nach. Sie hatten bei einem Kaffee zusammengesessen und den geplanten Umzug ihrer Dienststelle besprochen. Wie schön die neuen Diensträume werden würden. Nur der alte Altar bereitete den beiden Sorgen: Schlicht, aus Holz und schon in die Jahre gekommen, wollte er nicht so recht zum neuen Stil der Dienststelle passen. Was Neues musste her! Einen Bezug zur Region sollte der neue Altar haben. Irgendwie das Stettiner Haff zitieren. Vielleicht noch Kerzenständer aus einem Kanonenrohr. Das Spannungsfeld zwischen den Grundsätzen des christlichen Glaubens, dem fünften Gebot und Militärseelsorge verdeutlichen. Das muss doch machbar sein.

Dann, einige Wochen später, joggte der mittlerweile 62-jährige Pöltl in und um seinen Wohnort Ueckermünde. Plötzlich fiel ihm in einem Grundstück, an dem er schon öfter vorbeigelaufen war, ein altes Fischerboot auf. „Scholle“ hieß es. Aus dem Holz des Bootes einen Altar zu fertigen, das ist es! Also los, beim Besitzer klingeln und fragen, ob dieser das Holz des Bootes verkaufen will. Ja, will er. Na also! Die Idee war da, jetzt musste das Ganze nur noch in die Realität gebracht werden.

In der Greifen-Kaserne gibt es eine Tischlerei. Der Tischler Falko Steimer fand die Idee gut und wollte sich „das mal ansehen“. Nach einer Besichtigung war klar: Da kann man was machen. Die Bootsspitze mal eben abschneiden und daraus einen Altar bauen. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Einige Telefongespräche später war ein Team zusammengestellt, das Werkzeug und die Kettensäge eingepackte und los ging die Fahrt nach Ueckermünde. Drei Stunden später lag die amputierte Bootsspitze in der Tischlerei. Es folgte eine längere Phase der Planung und dann die Umsetzung der Idee. Gearbeitet werden konnte am Altar nur, wenn keine wichtigeren Aufträge vorlagen.

Am 14. November 2023 war es soweit. Tischler Jan Schröder rief an und er sagte die magischen Worte: „Der Altar ist fertig.“ Einige Tage später stand dieser dann im Andachtsraum des Militärpfarramtes. Die Freude im Militärpfarramt war riesig. Militärpfarrer Riedel schlug vor, eine Einweihungsfeier zu machen. Der Termin wurde auf den 21. März 2024 festgelegt. Viele Gäste aus ganz Deutschland kamen zu dieser Feier. Militärpfarrer Bernhard Riedel ging in seiner Predigt und in der Bibellesung auf das Verhältnis Schiff, Wasser und Christentum ein: „Schließlich gibt es in der Bibel alleine drei verschiedene Stellen, an denen Jesus auf einem Boot das tobende Meer beruhigt hat. An einer weiteren Bibelstelle predigt Jesus vom Boot auf einem See zu seiner Gemeinde an Land.“

Der Leitende Militärdekan Ernst Raunig aus Kiel meinte: „Ein solcher Altar dürfte in der Militärseelsorge der Bundeswehr wohl einzigartig sein. Bruder Riedel, ich freue mich, dass sich deine Gemeinde um diesen Altar versammeln kann.“

Die Geschichte eines Bootes, die schon zu Ende geschrieben schien, wird nun doch noch fortgesetzt. Wenn auch auf sicherem Land und auf trockenem Boden. Sollten Sie, liebe Leser Informationen zur Geschichte der „Scholle“ aus Ueckermünde haben, würden wir uns freuen, von Ihnen zu lesen.

von Paul Bruno

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