Weihnachten in der Kaserne
Weihnachten in der Kaserne
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- Roth
Weihnachten in einer Bundeswehr-Kaserne ist bestimmt nicht jedermanns Sache, doch auch dort wird gefeiert. Wachpersonal und diensthabende Soldaten sind an Heiligabend hinter dem Schlagbaum tätig und müssen auf Familie und Freunde verzichten – festlich geht es dagegen in der Militärkapelle der Otto-Lilienthal-Kaserne zu: Militärpfarrer Thomas Hellfritsch und Pfarrhelfer Norbert „Jimmy“ Potratz sorgen jedes Jahr dafür, dass auch auf dem „militärischen Sicherheitsgelände“ die Botschaft des Weihnachtsfests verkündet wird.
Denkt man an einen Weihnachtsgottesdienst in einer Kaserne, kommen Bilder uniformierter Soldaten und einem Militärpfarrer mit strengem Ton in den Sinn. Solche Vorstellungen werden vor allem durch Filme vermittelt, die im Kino oder Fernsehen gezeigt werden. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Der Militärpfarrer trägt einen „Talar“, wie in jeder anderen Kirche, und die Botschaft – sowie auch die Weihnachtspredigt – ist so, wie in der „normalen Welt“. Einzig und allein der Ort der Feierlichkeiten erscheint ungewohnt. Nach der Fahrt auf der langen und dunklen Zufahrtsstraße zur Rother Kaserne stößt man auf das hell beleuchtete Wachhaus. Hohe Gitter, Warnschilder und ein eher ausladender Schlagbaum vermitteln absolut keine Weihnachtsstimmung. Auch der prüfende Blick des Wachhabenden lässt den Blutdruck kurzzeitig etwas höher schlagen. Beim genaueren Blick in das Wachlokal fällt allerdings auf, dass auch er „nur ein Mensch“ ist, der es sich an seinem tristen Schreibtisch hinter dem dicken Panzerglas mit einem Christbaum gemütlich gemacht hat. Am Ende „winkt“ er die Militärgemeinde am Weihnachtsabend etwas lockerer durch als gewohnt und wünscht „frohe Weihnachten“.
Vorbei an sterilen „Einheitsgebäuden“, einem „Starfighter“ und einem Sanitätspanzer sowie allerhand dunkler Ecken, warten am Ende Hellfritsch und „Jimmy“ in der Bundeswehr-Kapelle mit Fackeln, Glühwein und einem schönen Festgottesdienst auf die Gäste. Die Zeiten mit über 3000 Bediensteten in der Otto-Lilienthal-Kaserne sind längst Geschichte. Und auch die Wiederbelebung mit der Offiziersschule lässt noch etwas auf sich warten – doch die „gute, alte Tradition“ des Standortgottesdienstes an Weihnachten lässt Militärpfarrer Thomas Hellfritsch nicht „sterben“. Seit Jahren gelingt es ihm, die Kapelle an Weihnachten zu füllen. Für viele ist das auch kein Wunder: Norbert Potratz verblüfft beispielsweise immer wieder mit amerikanischen Gospel-Songs – aber auch mit traditionellen deutschen Liedern, gesungen aus tiefster Kehle.
Nach einem kurzen Gottesdienst und dem Gospel-Gesang geht es dann auch schon wieder hinaus. Mit brennenden Fackeln zieht die Gemeinde in ein nahe liegendes Waldstück. Dort beschert das Team der Militärseelsorge den Gästen eine idyllische Waldweihnacht mit echten Kerzen am Weihnachtsbaum und reichlich Gesang, den Potratz mit seinem mobilen „Feld-Piano“ begleitet.
Der besondere Clou: Bei diesem Gottesdienst geht es völlig „stressfrei“ zu. Keine Platzprobleme in der Kirche, keine Parkplatzsuche und kein Gedränge; Gründe für viele ehemalige Soldaten und zivile Angestellte, auch weiterhin in der Kaserne Weihnachten feiern zu wollen. Die diesjährige Botschaft, die Hellfritsch seiner Gemeinde mitgab, war Versöhnung und Frieden zu finden – und das nicht nur in der Familie, sondern weltweit. Der Militärseelsorger betete darüber hinaus auch für die vielen Soldatinnen und Soldaten in Einsatz- oder Kriegsgebieten.