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Am Truppenübungsplatz angekommen, packte der Begleitsoldat die Kartons voll Müsli- und Schokoriegel von meinem Wagen in den mit Allrad-Antrieb. Keine halbe Stunde später Aufsitzen, bzw. Stehen aus der Luke des GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug (Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer – der Stolz unseres Jägerbataillons.

Mitfahrt auf dem Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug Boxer

Mitfahrt auf dem Gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug Boxer

Manuel-Pascal Zinner

Acht Riesenreifen ließen den Boden unter uns beben. Über Funk verständigten wir uns, immer wieder unterbrochen vom Fahrtwind. Aufklären war die Aufgabe, Verfügungsraum beziehen, bevor das Gefecht beginnen würde.

Taktische Gespräche, Warten. Zu zehnt verbrachten die Besatzungen die ganze Nacht in den Boxern. Ich verteilte Schokoladenriegel und gute Worte. Gespräche hier draußen gingen schnell in die Tiefe, authentisch und echt, wie vom rauen Heidewind inspiriert, der strömenden Landregen mitbrachte. In der dunklen Nacht nur das Brummen der Boxermotoren, die nicht zu sehen, aber auch nicht zu überhören waren.

Von einem wendigen Greenliner abgeholt, besuchten wir andere Stellungen im Nirgendwo. Die tiefschwarze Nacht durchschossen von einer Signalpistole, der „Sigpi“. Mein Kopf rauchte von all den Begriffen in den Gesprächen mit Soldaten, die das Warten spannend machen, das mich sonst an das Buch „Im Westen nichts Neues“ erinnerte. Die Funksprüche häuften sich verdächtig im Morgengrauen.

Wer rausging in den Regen, suchte einen Baum. „Ist das die letzte Klopause?“, frage ich vorsichtig. Wildnis war nach 10 Jahren Entwicklungsdienst ein Heimspiel. Die Vorsicht vor Taranteln und Schlangen vertraut. Gegen die Krätze half Salbe. Doch die Scham vor Hunderten von Soldaten um mich herum, war eine andere Challenge. Ins tiefe Dickicht zu rennen taktisch unklug. Als ich den Wagen endlich wiederfand, quietschten schon dessen Reifen. In Turbogeschwindigkeit schraubte er sich durch den Schlamm, von einer metertiefen Pfütze in die nächste, schlitterte nur so durch den Dreck, in jeder Kurve das Heck kurz vorm Ausbrechen. Als Beobachter mussten wir genauso schnell wie die Boxer sein, die – vom Wald verschluckt – irgendwo neben uns brummten.

Während der Befehlsausgabe

Während der Befehlsausgabe

Manuel-Pascal Zinner

Wieder Funksprüche, Knarren in der Leitung. Halten im Wald. Vor uns tauchten aus dem Nichts zig getarnte Boxer auf. Von weitem unmöglich zu erkennen. Die Infanteristen sprangen raus, Absitzen hieß das. Der Hauptmann deutete mir, mit ihm zu laufen. Durch halbmeterhohe Heide ohne erkennbaren Weg, ein Sprint aus dem Kaltstart nach der Manöverfahrt. Regen wie aus Strippen. Kämpfer warfen sich mit ihren schweren Rucksäcken, das Gewehr im Anschlag, wie selbstverständlich in die nasse Heide. Dann der Feuerbefehl. Einstudierte Choreographie, denke ich und gehe auch in Deckung. Über mir das Knallen und das silber-leuchtende Platzpatronenfeuer. Weiterlaufen, über Stock und Stein und durch ganz viel klitschnasses Heidekraut, wieder Hinlegen, immer wieder Rennen quer durch den Wald. Feuerpause. Anstelle des beißenden Silberstrahls aus den Gewehrläufen glühten jetzt Zigaretten im Nebel, den der Kampf hinterließ. Kaffeekochen auf der Motorhaube. Immer noch keine Mahlzeit. Müsliriegel von der Militärseelsorge mussten reichen.

Wann immer ich den Regen erwähnte, erntete ich Abwinken und ein beherztes „Ach was!“ Das Abschlussantreten des Bataillons mutete nach drei Tagen vertraut an. Ich schätzte diese Zeremonien des Kommandeurs, weil Soldaten nie lange predigen. Wertschätzung der exzellenten Performance unseres Jägerbataillons, Dank für die Präsenz der Militärpfarrerin.

Seitdem bete ich täglich, dass diese Szenarien immer nur Übung bleiben mögen, bete um ganz viel göttlichen Schutz für unsere tapferen Jäger, die einen herausfordernden Beruf unter Extrembedingungen ausüben. Hut ab, Kameraden!

von Uta Buchroth

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