Frieden beginnt im Kopf
Frieden beginnt im Kopf
- Datum:
- Ort:
- Rotenburg (Wümme)
- Lesedauer:
- 1 MIN
Paternosterklippe heißt der markante Granitfelsen im Nationalpark Harz mit herrlichem Panorama. Hier sitze ich mit rund 20 Soldatinnen und Soldaten ausnahmsweise im Sonnenschein auf Steinen im ethischen Unterricht.
Die letzten Wochen und Monate waren mit vielen Lebenskundlichen Seminaren im Harz gefüllt. Ein Highlight war dabei immer der Weitblick in der stillen Zeit der Meditation draußen auf der Paternosterklippe. Im Jubiläumsjahr zum dreihundertsten Geburtstag vom großen Philosophen Immanuel Kant begleitet uns dessen Friedensschrift „Vom ewigen Frieden“.
In der Polykrise, in der wir leben, führt uns Kant mit seinem Traum einer Republik aus Weltbürgern in den hellen Raum der Vernunft zurück. Nicht Utopie oder frommes Wunschdenken, sondern rationale Erwägungen motivieren den Philosophen, Krieg als Anschlag auf das Recht, auf Menschenwürde und Moral zu disqualifizieren. Kants Friedensphilosophie der Weltgemeinschaft erlebte ihre Höhepunkte gerade in Krisenzeiten. Kant spricht vom Ende aller Kriege, von einer Menschheit aus Kosmopoliten, die in globaler Verantwortung der Zerstörungswut Einhalt gebietet.
Mit Kant im Kopf sitzen Soldaten stumm dem Gesang der Vögel lauschend, ganz im Hier und Jetzt. Der tiefe Moment an der Paternosterklippe erinnert mich auch jetzt in unseren Adventsgottesdiensten an den unterschiedlichen Standorten daran. Daran, dass Frieden im Kopf beginnt. Wenn das Vernünftige in illusorische Ferne rückt, leuchtet das Ideal der Vernunft umso heller und macht uns Mut.