Taufe im Einsatz

„Ich will getauft werden!“

„Ich will getauft werden!“

Datum:
Ort:
Sliac
Lesedauer:
2 MIN

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Es ist Montagabend, Zeit zu verpflegen. Ich gehe in den Speisesaal, belade mein Tablett und bin in Richtung Tische unterwegs. Immer die gleiche Frage an dieser Stelle: Wo soll ich Platz nehmen? Ach dort in der Mitte sitzen zwei Soldatinnen, die ich bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Neue Gesichter kennen lernen, mich vorstellen - das gehört zu den Basics im Einsatz.

Der Taufakt

Der Taufakt

Militärseelsorge

Schnell kommen wir ins Gespräch. Persönliches und Philosophisches wechseln sich ab. Ein bisschen Weltverbesserung ist auch dabei. Die jüngere Soldatin verabschiedet sich, als sie merkt, dass es seelsorgerlich wird. Alle anderen Kameraden haben den Speisesaal auch schon verlassen. Als die Küche die Lichter ausmacht, brechen auch wir auf; jeder geht seiner Wege. Nicht ohne die vage Vereinbarung, das Gespräch fortzusetzen. 

Zwei Tage später kommt mein Unterstützer zu mir und erzählt von einem sehr intensiven Gespräch mit der Soldatin Katrin. Sie hat gefragt, ob man sich im Einsatz taufen lassen könne. Ja, natürlich! 

Mir fällt sofort die Erzählung von der Taufe des Kämmerers aus der Apostelgeschichte (Apg 10) ein: Der Kämmerer der Königin von Äthiopien hatte auf seiner Fahrt nach Jerusalem religiöse Erfahrungen gemacht, die er nicht einordnen konnte, hat in der Bibel gelesen. Er trifft unterwegs Philippus, der ihm die frohe Botschaft von Jesus Christus erklärt. Und dann fragt er den Apostel: „Hier ist Wasser – kann ich mich taufen lassen?“ Philippus fragt sich: Gibt es Hinderungsgründe? Und stellt fest: Nein.

So wird der Hofbeamte getauft. 

Genau so war es bei Katrin: Bei ihren Einsätzen hatte sie immer wieder Kontakte zur Militärseelsorge und Gespräche mit Soldaten, die offen über ihren Glauben sprachen. Im Laufe ihres Lebenswegs hat sie sich eine große Lebensweisheit erarbeitet, die ihr half, ihren Weg zu verstehen und zu bestehen. 

Nun aber suchte sie nach einem Fundament, dass ihr Leben trägt. Sie wollte die Verbindung zu Gott festmachen. 

Während des Taufgottesdienstes

Während des Taufgottesdienstes

Militärseelsorge

So kamen wir in der nächsten Woche fast jeden Tag für ein oder zwei Stunden zusammen, um miteinander in der Bibel zu lesen. In der nachsozialistischen Zeit im Osten aufgewachsen, hatte sie kaum Berührungspunkte mit der biblischen Botschaft. Die Erzählung vom verlorenen Sohn berührte sie direkt, dass der hohe Gott an Weihnachten in die Schlammzonen unseres Leben kommt und in Jesus durchmacht, was wir so im Leben durchmachen müssen … ich merkte direkt, wie diese gute Botschaft unseres Glaubens ihr gut tat. 

Jetzt wusste sie, wonach Sie sich die letzten Jahre immer gesehnt hatte: Nach der Freundschaft, nach der festen Verbindung zu Gott: „Ich will getauft werden“ 

Am Tag vor der Rückverlegung feierten wir dann die Taufe in der „Artikularkirche“ im nahen Hronsek. 

Während eine der Patinnen als Kameradin vor Ort dabei war und das Wasser aus der Kanne goss, wurde die andere per Videocall zugeschaltet. Das Kontingent feierte die bewegende Taufe selbstverständlich mit. 

Die Pfarrerin der Heimatgemeinde Katrins freut sich schon auf die junge Christin. Katrin hat auf der Internetseite der Gemeinde schon verschiedene Treffen, Veranstaltungen und Gesprächskreise gefunden, für die sie sich interessiert. Wir wünschen Ihr Gottes Segen auf dem Weg.

von Gunther Wiendl

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