Waldweihnacht

Auf der Suche nach (m)einem „Weihnachtszuhause“

Auf der Suche nach (m)einem „Weihnachtszuhause“

Datum:
Ort:
Münster
Lesedauer:
3 MIN

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Waldweihnacht 2023 in Münster-Handorf mit der Geschichte „Heiligabend 1944 im Hürtgenwald“ – die etwa 115 Teilnehmenden wurden gleich zu Anfang gefragt: „Wissen Sie schon, wo Sie Ihren Weihnachtsbaum hinstellen, den Sie nachher mit nach Hause nehmen?“

Weihnachtsfeier 2023 in Münster-Handorf

Weihnachtsfeier 2023 in Münster-Handorf

Andreas Steinkat / Militärseelsorge

Weihnachten zu Hause feiern ist eine tiefe Sehnsucht von uns Menschen. An Weihnachten fährst du nach Hause. Manchmal ganz real – zu Partner, Partnerin, Kindern, Vater, Mutter, Geschwistern, Großeltern, zu denen, die zu dir gehören.

Und all die schönen Dinge deines Kindheits-Weihnachtens, alles, was dein Fest geprägt und geformt hat für dein ganzes weiteres Leben, gruppieren sich wie ein heiliges Mobiliar um dich herum und bilden einen warmen, hellen Raum, weil nichts so kostbar und so festigend ist wie das früh Gelernte und Geprägte: deine „Weihnachtsheimat“! Wie schön, wenn man Weihnachten nach Hause kommt.

Den meisten von uns wird das gelingen. Dennoch gibt es Jahr für Jahr Menschen um uns herum, die gerade zur Weihnachtszeit ohne Heimat sind. Menschen in Kriegs- und Krisengebieten, Menschen in Gefangenschaft, Menschen auf der Flucht, die kein Zuhause und schon gar kein „Weihnachten“ zu Hause haben.

Und doch sind die Weihnachtstage, das Weihnachtsgeschehen so besonders, dass ein „Weihnachtszuhause“ auch mitten im Nirgendwo einfach da sein kann. Dazu hörten wir die Geschichte vom Heiligen Abend 1944 des damals zwölfjährigen Fritz Wincken aus Aachen.

Zusammen mit seiner Mutter hatte er Schutz in der Jagdhütte des Vaters gesucht vor der nahen Front im Hürtgenwald und dem Dauer-Bombardement der alliierten Kampfflugzeuge. Mutter und Sohn sind Weihnachten in der Jagdhütte fernab von zu Hause, der Vater an der Front.

Die Geschichte erzählt von einem „privaten“ Waffenstillstand an Heiligabend 1944 zwischen drei amerikanischen und drei deutschen Soldaten an der Front im Hürtgenwald in dieser Jagdhütte. In dieser einen Nacht schweigen die Waffen der sechs Soldaten, Mutter und Sohn teilen ihre wenigen Essensvorräte mit den Männern, ein verletzter amerikanischer Soldat wird von einem deutschen Mediziner versorgt. Am anderen Morgen besprechen die Soldaten, wie sie sicher zu ihren jeweiligen Einheiten zurückkehren können. „Und sie zogen über einen anderen Weg wieder in ihr Land“, mit diesem Zitat (aus Matthäus 2,12) endet die Geschichte.

Der Moment, ja eigentlich die ganze Geschichte wirkt wie ein Triumph über den Krieg. Menschen finden ihr „Weihnachtszuhause“! Mit dem Bibelvers „und sie gingen heim über einen anderen Weg“ endet eine Geschichte, die eine ursprüngliche Forderung ans Tageslicht bringt: nämlich das Recht und die Gerechtigkeit Gottes, es immer wieder und überall Weihnachten werden zu lassen.

Mit der ganzen Geschichte spürt man das Glück der Menschen, ohne die äußeren verheerenden Umstände ein paar Stunden zur Ruhe kommen zu können, das zu erleben, was die ursprüngliche Weihnachtsgeschichte uns auch erzählt: Maria und Josef und das Kind waren nicht zu Hause, als der Kleine geboren wurde. Auch sie waren unterwegs und das ist für mich ein Symbol dafür, dass Weihnachten nicht (nur) zu Hause geschieht, sondern überall und gerade unterwegs.

So wünsche ich uns Menschen, die Augen und Ohren für das Weihnachtsgeschehen haben, ganz gleich, wo wir sind, ob wir in verwüstete Räume einkehren, mit unseren Kindheitsweihnachtserinnerungen versehen das Fest begehen, oder zwischen Trümmern im Suchen und Finden begriffen sind, dass wir auch bei Gott ein ganz anderes Ankommen als gesucht und erwartet erleben dürfen.

Die Weihnachtsgeschichte aus dem Hürtgenwald und viele andere Weihnachtsgeschichten erzählen zuversichtlich davon: „… und sie zogen über einen anderen Weg wieder in ihr Land.“ Ganz gleich, auf welchem Weg wir unterwegs sind. Gott wird mit uns sein, er wird mit uns unterwegs sein und unter seinem Weihnachtssegen werden wir zu Hause ankommen.

(Die Autorin, Militärpfarrerin Brigitte Pagnoux, leitet das EMilPfAEvangelisches Militärpfarramt Münster.)

von Brigitte Pagnoux

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