Karfreitagsgefechte

Für Nils B., Robert H. und Martin A.

Für Nils B., Robert H. und Martin A.

Datum:
Ort:
Laage
Lesedauer:
3 MIN

Über 80 Soldatinnen und Soldaten des Taktischen Luftwaffengeschwaders „Steinhoff“ waren am 2. April 2024 im Stadtbild der kleinen Recknitzstadt Laage nicht zu übersehen. Diese Soldaten erinnerten mit einem Marsch an die Gefallenen der Karfreitagsgefechte vom 2. April 2010 in Afghanistan.

Soldatinnen und Soldaten marschieren zum Gedenken mit Flaggen durch Laage

Am 2. April 2024 marschierten mehr als 80 Soldatinnen und Soldaten für die drei gefallenen Kameraden sowie für einen guten Zweck

André Stache

An jenem Karfreitag hatten Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf den Auftrag, westlich der afghanischen Ortschaft Isa Khel Sprengfallen aufzuklären und zu beseitigen. „Doch dann wurden sie beschossen.“ Als das Feuer aus dem Hinterhalt auf die deutschen Soldaten eröffnet wurde, gab es erste Verwundete. Zügig kam Verstärkung in Form von zwei amerikanischen Hubschraubern des Typs Black Hawk. Sie flogen unter Beschuss ein und nahmen die Verwundeten auf. 

Als die Fallschirmjäger versuchten, sich vom Beschuss durch die Taliban zu lösen, kam es zur nächsten Katastrophe: Ein Militärfahrzeug vom Typ Dingo fuhr auf eine Sprengfalle. Nach achtstündigem Gefecht kehrten die Fallschirmjäger ins Feldlager zurück. Die Folgen der Kampfhandlung sind bis heute schockierend: Drei Soldaten, Hauptfeldwebel Nils B., Stabsgefreiter Robert H. und Hauptgefreiter Martin A. waren gefallen – weitere wurden schwer verwundet.

Im Gedenken an die gefallenen Kameraden rief damals Oberleutnant d. R. Pierre L. den Gedenkmarsch für das Karfreitagsgefecht ins Leben. „Wir alle haben zusammen den Grundstein für einen wichtigen Teil einer neuen Erinnerungskultur gelegt, nicht von oben verordnet, sondern von unten in Eigeninitiative geschaffen“, erklärte der Reserveoffizier damals.

Am 2. April 2023 marschierten insgesamt 80 Soldatinnen und Soldaten aus dem Camp Sonic in Jordanien für die drei gefallenen Kameraden sowie für einen guten Zweck. In diesem Jahr nahm nun der Laager Luftwaffenverband zum ersten Mal am „14K3“-Marsch, dem Gedenkmarsch für das Karfreitagsgefecht, teil. Die Bezeichnung des Marsches bezieht sich auf die vierzehnte Wiederholung und auf die Distanz (14 Kilometer) sowie das Gewicht des Marschgepäcks (14 Kilogramm). 

Der 2. April 2010 prägt die Identität der Bundeswehr und verdeutlicht: Einsätze der Bundeswehr sind und bleiben gefährlich. „Es geht um die Sache und darum, dass man etwas tut, um an diesen einschneidenden Tag zu erinnern, und nicht darum, wer am meisten Strecke macht oder wer das meiste Gepäck trägt. Es ist kein sportlicher Wettkampf“, erklärt Stabsfeldwebel Daniel S., Kompaniefeldwebel auf dem Laager Fliegerhorst.

Mit dem Marsch sollten aber auch die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Veteraninnen und Veteranen gesteigert werden, denn das Thema „Veteranen“ hat die deutsche Öffentlichkeit sehr lange kaum interessiert. Nach dem Marsch wurde im Zuge einer Andacht der Kameraden gedacht und die Bedeutung der Einsätze betrachtet, denn für viele Soldatinnen und Soldaten bot der Gedenkmarsch die Gelegenheit, sich wieder einmal zu fokussieren und zu verinnerlichen, wie gefährlich Auslandseinsätze sind. Ein Teilnehmer erklärte: „Wofür ich hier bin – das verdeutlicht mir dieser Tag heute nochmal ganz deutlich.“

Bewusst wurde es nicht wenigen der Anwesenden, als der englische Schriftsteller und Journalist Gilbert K. Chesterton zitiert wurde. Vor über 100 Jahren erklärte dieser: „Der wahre Soldat kämpft nicht, weil er hasst, was vor ihm ist, sondern weil er liebt, was hinter ihm ist.“ Unterstützt wurde diese wichtige Aktion durch die militärische Führung des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“, das Evangelische Militärpfarramt Laage, das Katholische Militärpfarramt Rostock und die Reservistenkameradschaft des Fliegerhorstes Laage.

von André Stache

Mehr zum Thema